Grob, Alexander and Schächinger Tenés, Leila T. and Bühler, Jessica C. and Segerer, Robin K.. (2019) Erste Erkenntnisse zur Wirksamkeit früher obligatorischer Sprachdiagnostik- und Sprachfördermassnahmen bei Kindern mit Deutsch als Zweitsprache. Überprüfung mittel- und langfristiger Effekte der flächendeckenden Sprachstanderfassung vor und nach der obligatorischen Sprachförderung im Kanton Basel-Stadt im Hinblick auf schulische Entwicklungsverläufe zwischen 2009 und 2018.
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Abstract
Im vorliegenden Bericht wird (1) der prädiktive Wert eines Deutschsprach-Screenings für Kinder mit nicht-deutscher Familiensprache im Kanton Basel-Stadt 18 Monate vor Kindergarteneintritt und (2) der Effekt einer Deutschförderung von Kindern mit nicht- deutscher Familiensprache und geringen Deutschkenntnissen auf ausgewählte Indikatoren der schulischen Entwicklung untersucht. Hintergrund hierzu stellt das seit 2013 im Kanton Basel- Stadt umgesetzte selektive Obligatorium dar. Gemäss diesem besuchen jene Kinder, die 18 Monate vor Kindergarteneintritt über nicht ausreichende Deutschkenntnisse verfügen, an zwei Halbtagen pro Woche verpflichtend eine frühe Bildungseinrichtung mit integrierter Sprachförderung. Die aufgrund des frühen Sprachstands vorherzusagenden Bildungsparameter sind rechtzeitiger resp. verspäteter Primarschuleintritt, verstärkte heil- und sonderpädagogische Fördermassnahmen im Verlaufe des Schulalters sowie die Schulnoten der 5. Klasse in ausgewählten Fächern. Die Wirkung der Sprachförderung wird anhand der Veränderung des Zusammenhangs des frühen Sprachstands mit schulischen Laufbahnparametern vor und nach Einführung des selektiven Obligatoriums geprüft. Ein geringer Screeningwert nach Einführung des selektiven Obligatoriums sollte für die schulische Karriere weniger ins Gewicht fallen als ein ebensolcher Wert vor der Einführung. Zur Prüfung dieser Fragen wurden die Screeningdaten zu den Deutschkenntnissen von 4'278 Kindern mit einer nicht-deutschen Familiensprache aus den Jahre 2009-2016 mit den Schuldaten des Erziehungsdepartementes Basel-Stadt zusammengeführt. Hierbei waren gemäss der Punktzahl im Screening sowohl in den Jahren vor als auch nach der Einführung des selektiven Obligatoriums mehr als die Hälfte der Kinder sprachförderbedürftig (52% bzw. 58%). Von den untersuchten Kindern wurden 103 (3%) verspätet eingeschult; 243 (6%) Kinder erhielten verstärkte heil- oder sonderpädagogische Massnahmen. Die Analysen zeigen, dass die Deutschkenntnisse 18 Monate vor Kindergarteneintritt die mittel- und langfristigen schulischen Variablen vorherzusagen vermögen. Geringe Werte im Sprachscreening können einen um mindestens ein Jahr verspäteten Primarschuleintritt und den Erhalt von verstärkten heil- und sonderpädagogischen Fördermassnahmen vorhersagen. Kinder, die um eine Standardabweichung unter dem Gesamtmittelwert aller Kinder im Sprachscreening lagen, wiesen ein um ein Drittel erhöhtes Risiko auf, verspätet eingeschult zu werden, und wiesen ein doppelt so hohes Risiko auf, verstärkte heil- oder sonderpädagogische Massnahmen zu erfahren. Weiter konnte sowohl die Art als auch die Dauer der heil- oder sonderpädagogischen Massnahmen durch den Wert des Sprachscreenings vorhergesagt werden. In Bezug auf die Schulnoten in der 5. Klasse, die bislang nur für die frühesten Screeningkohorten vor Einführung des selektiven Obligatorium vorlagen, zeigt sich nach 8,5 Jahren ein Effekt der frühen Deutschkenntnisse auf die Noten in den Fächern Deutsch und Englisch. Hingegen war kein Effekt für die Fächer Französisch, Mathematik sowie das Fach Natur-Mensch-Gesellschaft feststellbar. Der Vergleich der prädiktiven Effekte der frühen Deutschkenntnisse vor und nach Einführung der obligatorischen Deutschförderung ergab in keinem der für diese Analysen relevanten schulischen Parameter (späte Einschulungen, verstärkte Massnahmen) bedeutsame Unterschiede. Die Analysen bestätigen den Wert eines flächendeckenden frühen Sprachscreenings für Kinder mit nicht-deutscher Familiensprache. Die Wirksamkeit der obligatorischen Deutschförderung kann aufgrund der zu geringen Dauer seit Einführung des selektiven Obligatoriums anhand der untersuchten schulischen Entwicklungsparameter noch nicht nachgewiesen werden. Aussagekräftige Wirksamkeitsprüfungen werden zu einem späteren Zeitpunkt möglich sein, wenn für Kohorten nach Einführung des selektiven Obligatoriums Schulnoten vorliegen. Dennoch ergeben sich aufgrund der vorliegenden Befunde bedeutsame Implikationen für die Praxis, die Bildungspolitik und die Forschung.
Faculties and Departments: | 07 Faculty of Psychology > Departement Psychologie > Society & Choice > Entwicklungs- und Persönlichkeitspsychologie (Grob) |
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UniBasel Contributors: | Grob, Alexander and Schächinger Tenés, Leila Teresa and Segerer, Robin and Bühler, Jessica Carolyn |
Item Type: | Other |
Publisher: | Universität Basel. Fakultät für Psychologie |
Number of Pages: | 61 |
Note: | Publication type according to Uni Basel Research Database: Other publications |
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Last Modified: | 20 Jan 2021 10:02 |
Deposited On: | 20 Jan 2021 10:02 |
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