Chancen und Risiken einer Bewegungsintervention für tansanische Schulkinder: Eine cluster-randomisierte, kontrollierte Studie

Hintergrund: Körperliche Aktivität (KA) ist von grosser Wichtigkeit für die kindliche Entwicklung. Da die KA von Kindern vielerorts abnimmt, haben Bewegungsinterventionen grosses Potential. In Ländern mit mittlerem und geringem Einkommen bergen solche Interventionen nebst Chancen womöglich auch Risiken, da Kinder durch vermehrte KA einer grösseren Exposition gegenüber Infektionskrankheiten ausgesetzt sein könnten. Diese Masterarbeit untersucht Chancen sowie Risiken einer schulbasierten Bewegungsintervention bei tansanischen Schulkindern.
Methoden: Von 256 tansanischen Schulkindern (6 - 12 Jahre) aus dem ländlichen Kilombero-Distrikt nahmen 131 zufällige Kinder an einer schulbasierten Bewegungsintervention über zwei Schuljahre teil und 125 zufällige Kinder bildeten die Kontrollgruppe. Zur Baseline und nach der Intervention wurden die mittlere, tägliche Anzahl Minuten in moderater bis intensiver KA (MVPA) als Mass für die KA, die maximale Sauerstoffaufnahme (VO2max) als Mass für die kardiorespiratorische Fitness (CRF), Flanker-Test-Ergebnisse als Masse für die exekutiven Funktionen (EFs), Malaria- und einige Helminthen-Infektionen erhoben.
Ergebnisse: Es wurden keine signifikanten Interventionseffekte auf die MVPA-Werte und die Flanker-Test-Ergebnisse und ein signifikanter, negativer Effekt auf die VO2max gefunden. Zur Baseline wurde eine Malaria- und keine Helminthen-Infektion detektiert. Bei der Erhebung nach der Intervention wurde gar keine Infektion gefunden.
Schlussfolgerungen: Die Bewegungsintervention scheint keine positiven Effekte auf die untersuchten Studienvariablen zu haben bei Schulkindern Tansanias und somit keine Chancen aufzuweisen. Die Intervention entpuppt sich unerwartet als Risiko bezüglich der CRF, allerdings nicht bezüglich Malaria- und oder Helminthen-Infektionen bei gleichzeitig laufenden Gegenmassnahmen. Weitere Untersuchungen in unterschiedlichen Gebieten sind nötig, um diese Zusammenhänge genauer zu untersuchen.