Sprache und Bindung. Eine Untersuchung des Zusammenhangs mütterlicher Bindung und der Verwendung von auf Interaktionsbeiträge des Kindes bezogenen Äusserungen

Studies have shown that contingent utterances which follow into a child’s attentional focus are beneficial for the child’s language acquisition. Concurrently, psychologists have demonstrated that securely attached individuals are particularly resonsive, that is able to react to a child’s signals promptly and appropriately. This thesis analyzes whether the attachment style of the caregiver influences their use of contingent utterances.
Data consist of videotapes of 35 German-speaking mother-child dyads (age of child = 5 years), in which mother and child change the diaper of a lifelike baby doll. All utterances by the mother were coded as to whether they are contingent on a previous interactional contribution by the child or not. Additionally, one minute from each dyad was studied qualitatively, analyzing how the use of contingent utterances – or lack thereof – affected the interaction.
Results show that securely attached mothers use more contingent utterances than insecurely attached mothers, especially than those with unresolved attachment. Mothers with an insecure attachment style used contingent utterances mainly to refer to their child’s previous utterances and to talk about matters outside of the interaction, while securely attached mothers mostly referred to the child’s non-verbal actions. The results indicate that dyads with securely attached mother more often establish joint interactions in which each utterance of the participants refers to a previous contribution, while dyads with insecurely attached mothers either have no or little joint foci in the interaction with child and mother pursuing individual goals, or using language to talk about matters outside of the interaction.
Studien haben gezeigt, dass kontingente Äußerungen, die sich auf den Aufmerksamkeitsfokus des Kindes beziehen, für den kindlichen Spracherwerb förderlich sind. Zugleich ist nachgewiesen, dass sicher gebundene Personen besonders feinfühlig sind, wobei Feinfühligeit die Fähigkeit, auf die Signale des Kindes prompt und angemessen zu reagieren bezeichnet. In dieser Arbeit wird untersucht, ob der Bindungsstil der Betreuungsperson die Verwendung von kontingenten Äußerungen beeinflusst. Die Daten bestehen aus Vides von 35 deutschsprachigen Mutter-Kind-Dyaden (Alter des Kindes = 5 Jahre), in welchen Mutter und Kind die Windel einer lebensechten Babypuppe wechseln. Alle Äußerungen der Mutter wurden bezüglich ihres Bezug auf vorangegangene Handlungen/Äusserunge des Kindes kodiert. Zusätzlich wurde eine Minute aus jeder Dyade qualitativ untersucht, um zu analysieren, wie sich die Verwendung oder das Fehlen von kontingenten Äußerungen auf die Interaktion auswirkt. Die Ergebnisse zeigen, dass Mütter mit sicherer Bindung mehr kontingente Äußerungen verwenden als Mütter mit unsicherer Bindung, insbesondere als solche mit unverarbeiteter Bindung. Mütter mit unsicherem Bindungsstil verwendeten kontingente Äußerungen vor allem, um sich auf frühere Äußerungen ihres Kindes zu beziehen und um über Dinge außerhalb der Interaktion zu sprechen, während sich sicher gebundene Mütter vor allem auf die Handlungen des Kindes beziehen. Weiterhin zeigt sich, dass Dyaden mit sicher gebundenen Müttern häufiger gemeinsame Interaktionen aufbauen, in welchen sich jede Äußerung auf einen vorherigen Beitrag bezieht, während Dyaden mit unsicher gebundenen Müttern entweder keine oder nur wenige gemeinsame Handlungsstränge verfolgen und Kind und Mutter entweder individuelle Ziele verfolgen, oder Sprache verwenden, um über Dinge außerhalb der Interaktion zu sprechen.