Sponsoring von LGBTIQ*-Aktivismus. Eine objekttheoretische Untersuchung des privatwirtschaftlichen und öffentlich-rechtlichen Sponsorings des Vereins Zurich Pride Festival

In dieser Masterarbeit wurde anhand des Sponsorings des Vereins Zurich Pride Festivals (VZHPF) der Trend, dass private und öffentlich-rechtliche Unternehmen Werbekampagnen und Sponsoringengagements auf LGBTIQ*-Existenzweisen ausrichten empirisch untersucht. Mit der Konzeption dieses Vorhabens wird auf die Fachliteratur reagiert, die in den letzten fast zwei Dekaden in diesem Forschungskontext keine empirischen Daten berücksichtigt hat. Zudem benutzt diese Fachliteratur das neoliberale Gesellschaftssystem als Erklärungsmodell, ohne es produktiv zu problematisieren. Ziel der vorliegenden empirischen Untersuchung war es daher auch, dieses Erklärungsmodell produktiv zu hinterfragen.
Die Fragestellung dieser Arbeit lautet: Warum erhält der politische LGBTIQ*-Verein ZHPF von privaten und öffentlich-rechtlichen Unternehmen Sponsoringgelder? Nach Leigh Stars und Griesemers Konzeption der Grenzobjekte wurde nach den Interessen der Geldgebenden sowie jener der Geldnehmenden gefragt. Anlehnend an Marcus’ Forschungsansatz der Ver-folgung mehrfach verorteter Objekte wurden die Flüsse der Sponsoringgelder analysiert. In-spiriert durch Müllers Aufforderung, Denkprozesse sowie die Konzeptualisierung ethnogra-phischer Ideen und Theorien visuell abzubilden, wurde in Zusammenarbeit mit der Designerin Jovana Hitz experimentell eine Methode zur visuellen Auswertung der Geldflüsse entwickelt und angewandt.
Die Forschungsresultate zeigen auf, dass die Gründe für das Sponsoring des VZHPF vielfäl-tig sind. Für die Unternehmen ist dieses Sponsoring eine Marketingstrategie und eine Solidari-sierung mit (gewissen) LGBTIQ*-Existenzweisen zugleich. Das Sponsoring ist für den VZHPF wichtig, um einen grossen Raum mit attraktiver Unterhaltung für eine grosse Anzahl Menschen bereitstellen zu können. Gleichzeitig ist das Sponsoring für den VZHPF ein Zu-gang zur Wirtschaftswelt, um sich innerhalb und mit der Wirtschaftswelt für Anliegen von LGBTIQ*-Existenzweisen einzusetzen.