Kompetenzorientierung und Motivation im naturwissenschaftlichen Unterricht. Eine mehrebenenanalytische Studie im Rahmen von SWiSE

Die vorliegende Arbeit ist der Teil der Evaluation des Projekts «SWiSE Schulen (Swiss Science Education)», welches von 2012-2015 mit 118 Lehrpersonen und ihren Klassen durchgeführt worden ist. Das Projekt hatte zum Ziel Lehrpersonen bei der Umsetzung innovativer Konzepte für den naturwissenschaftlichen Unterricht zu unterstützen und das Interesse der Schülerinnen und Schüler für naturwissenschaftliche Themen zu steigern. Mit der Evaluation von SWiSE sollten Veränderungsprozesse während des Projekts erfasst werden. Dazu wurde eine Längsschnittstudie mit Daten über den ganzen Projektverlauf durchgeführt.
Auf der Ebene der Schülerinnen und Schüler sollte zum einen der Einfluss eines kompetenzori-entierten Unterrichts und eines forschend-entdeckenden Unterrichts auf die intrinsische Motiva-tion, die Lernfreude und die Einschätzung der Relevanz des naturwissenschaftlichen Unterrichts untersucht werden. Zum anderen sollte ermittelt werden, wie sich diese Faktoren im Verlauf der Projektlaufzeit verändern. Dabei wurden die Schülerinnen und Schüler der 3.–9. Klassenstufen der SWiSE- und der Kontrollgruppe mittels eines standardisierten Fragebogens zu ihrem natur-wissenschaftlichen Unterricht befragt. Die schriftlichen Befragungen wurden im Sinne eines Mixed-Methods-Ansatzes mit Gruppeninterviews einzelner Klassen der Sekundarstufe I ergänzt. Die erhobenen Daten wurden mittels Mehrebeneneanalyse in HLM ausgewertet.
Es zeigte sich, dass ein fachbezogenes Fähigkeitsselbstkonzept der Schülerinnen und Schüler einen signifikanten Einfluss auf die intrinsische Motivation, die Lernfreude und die Einschätzung der Relevanz des naturwissenschaftlichen Unterrichts hat. Zudem konnte gezeigt werden, dass sich ein forschend-entdeckender Unterricht positiv auf diese Faktoren auswirken kann. Die Be-achtung naturwissenschaftlicher Kompetenzaspekte und das fachbezogene Fähigkeitsselbstkonzept der Schülerinnen und Schüler vermögen diesen Effekt noch zu verstärken.
Im Verlauf der drei Projektjahre zeigten sich abnehmende Tendenzen bei der intrinsischen Moti-vation und der Lernfreude, mit einem besonders starken Effekt bei den Schülerinnen und Schü-lern auf der Sekundarstufe I. Einzelne naturwissenschaftlichen Kompetenzaspekte wie «Informationen erschliessen» oder «Mitteilen und Austauschen» zeigten im Verlauf des Projekts hingegen eine zunehmende Tendenz.
Aus den Resultaten lässt sich ableiten, dass ein Unterricht, der die naturwissenschaftlichen Kom-petenzaspekte, resp. die Denk-, Arbeits- und Handlungsweisen des Lehrplans 21 berücksichtigt, das Potential hat, sich positiv auf die intrinsische Motivation und die Lernfreude der Schülerin-nen und Schüler auszuwirken. Dabei sollten Kompetenzaspekte im Zusammenhang mit dem Experimentieren und dem Kommunizieren besonders beachtet werden und können zu einer Scienti-fic Literacy beitragen. Die Förderung des fachbezogenen Fähigkeitsselbstkonzept der Schülerin-nen und Schüler kann sich sowohl auf die Leistung als auch auf die Motivation und die Lernfreude auswirken.
Dies könnte ein Ansatz sein, die abnehmende Motivation für den Naturwissenschaftlichen Unter-richt aufzufangen.
Ein forschend-entdeckender naturwissenschaftlicher Unterricht hat das Potential sich positiv auf die intrinsische Motivation und die Lernfreude der Schülerinnen und Schüler auszuwirken. Wichtig ist dabei die Unterstützung der Schülerinnen und Schüler durch die Lehrperson. Verän-derungen der affektiv-emotionalen Komponenten im naturwissenschaftlichen Unterricht benötigen Zeit. Bei den Schülerinnen und Schülern der Primarstufe ist die Chance zu Veränderungen dabei grösser als bei denjenigen der Sekundarstufe.