Beispielhaftigkeit, Reproduktion & Nachahmung. Eine exemplarische Untersuchung «mittelalterlicher» Objekte als Vorbilder für britisches Design in der Sammlung des Victoria & Albert Museum im späten 19. Jahrhundert

Die Frage nach der Rezeption mittelalterlicher Objekte und in welchen Formen diese innerhalb der sich etablierenden staatlichen Institution des Victoria & Albert Museum stattfand, leitet als roter Faden durch die Arbeit. Diese Frage beinhaltet mehrere Teilfragen nach der Entstehung und Funktion der Institution Museum, insbesondere des South Kensington Museum, wie das Victoria & Albert Museum zunächst hiess, aber auch nach der Etablierung der Kategorie „Mittelalter“ und was man unter dieser in historiographischer sowie ästhetischer Hinsicht verstand und aktuell versteht. Im Fall des South Kensington Museum stösst man bei der Untersuchung der Entstehung der Sammlung mittelalterlicher Objekte früher oder später auf die Frage, welche Objekte dieser Kategorie Mittelalter angehören, also Artefakten europäischer Kultur zwischen ca. 500–1500 sind. In der Sammlung befinden sich neben vielen Originalen auch zahlreiche Reproduktionen aus Gips, Holz und Metall und anderen Materialien, deren Herstellungsdatum in die Zeit des späten 19. Jahrhunderts fällt. Ihre Herstellung ist eng verwoben mit den nationalökonomischen Bestrebungen der Ersten Weltausstellung und des als Folge daraus entstandenen South Kensington Museum, andererseits aber auch Ausdruck eines wachsenden Interesses an (kunst-)historiographischen Erkenntnissen und deren Vermittlung. Die Rezeption, Aneignung, Umformung und Tradierung des Mittelalters werden anhand einiger exemplarischer Objekte aus der Sammlung des V&A untersucht mit dem Fokus auf die Frage: Auf welche Weise wurde das Mittelalter als Epoche bzw. wurden und werden mittelalterliche Objekte in der Sammlung des V&A verortet?