Normdaten der statischen retinalen Gefässanalyse unter Berücksichtigung der individuellen kardiorespiratorischen Fitness: Daten der COmPLETE-Health Studie.

Hintergrund: Die retinalen Gefässdurchmesser sind assoziiert mit Alter sowie kardiorespiratorischer Fitness (KRF) und scheinen sensitive, diagnostisch ergänzende, mikrovaskuläre Marker für spätere kardiovaskuläre Erkrankungen (CVD) zu sein. Manifeste retinale Grenzwerte fehlen. Ziel der Studie war die Untersuchung des Alterungsverlaufs der retinalen Gefässdurchmesser und deren Zusammenhang mit der KRF, mit der Absicht retinale Normwerte für Vergleichszwecke zu generieren.
Methoden: Diese Querschnittsuntersuchung bestimmte bei 180 gesunden Teilnehmenden (20-83 Jahre) der COmPLETE-Health Studie die Zentralretinalarterienäquivalente (CRAE), Zentralretinalvenenäquivalente (CRVE) und arteriolären zu venulären Verhältnisse (AVR), mittels statischer retinaler Gefässanalyse (SVA). Die Einflüsse des Alters und der VO2peak, vorgängig in der COmPLETE-Health Studie per Fahrradergometrie erhoben, wurden anhand der multiplen linearen Regression und zweifaktoriellen ANOVA untersucht. Zur Darstellung der retinalen Normdaten dienten alters- und geschlechtsspezifische Prognose- und Referenzintervalle.
Ergebnisse: Höheres Alter wurde unabhängig mit kleineren CRAE (β= -0.454; KI: -0.611, -0.297; p<.001), kleineren CRVE (β= -0.376; KI: -0.522, -0.199; p<.001) und niedrigeren AVR (β= -0.001; KI: -0.001, 0.000; p=.043) assoziiert. Die AVR-Referenzintervalle der unter 50-jährigen Personen war geschlechtsunabhängig (RI: 0.77, 1.00) und höher, verglichen mit älteren Männern (RI: 0.71, 0.93) oder Frauen (RI: 0.68, 0.95). Alter, Geschlecht, MABP, WHR, VO2peak und IOP konnten gemeinsam 26.8% der AVR-Varianz erklären.
Schlussfolgerung: Die Studie stellt alters- und geschlechtsspezifische retinale Normdaten zur Verfügung. Das Alter war ein unabhängiger und die KRF, lediglich in Kombination mit anderen Variablen, ein abhängiger Einflussfaktor für die retinalen Gefässdurchmesser von gesunden Personen. Die retinale Mikrozirkulation könnte sich mittels der SVA als Gefässbett zur Detektion des kumulativen kardiovaskulären Risikos zur Optimierung der CVD-Diagnostik eignen.