Ein Education Projekt aus Schülerperspektive - Überwindung der eigenen Hemmschwelle im Rahmen des kreativen Prozesses

Hintergrund:
Durch erfolgreiche Arbeiten von Royston Maldoom im Bereich Community Dance erfährt die Einbindung kultureller Praxis in die Bildung einen Aufschwung. Auch in der Schweiz ist diese Entwicklung angekommen. Durch die Education Projekte der Stadt Basel wird Kultur in Form von zeitlich begrenzten Projekten in den Schulalltag eingebaut. Ziel ist es, auch kulturfernen Schülern den Zugang zu künstlerischer Praxis zu ermöglichen und ihnen auf diesem Weg neue Lernmöglichkeiten zu öffnen.
Gegenstand dieser qualitativen Studie war das Tanz Education Projekt der Stadt Basel, in welchem einer Schulklasse der vierten Primarstufe die Möglichkeit geboten wurde, ein Tanzstück zu kreieren und zu präsentieren. Dies geschah in Zusammenarbeit mit professionellen Kunstschaffenden des Theater Basels und
Sportstudierenden des Departements für Sport Bewegung und Gesundheit (DSBG) der Uni Basel. In Anlehnung an Studien über Emotionen die durch den Tanz ausgelöst werden, setzt sich diese Masterarbeit zum Ziel, das Auftreten und die Gründe für Hemmschwellen zu eruieren, sowie mehr über die Strategien zur Überwindung der Hemmschwelle während des kreativen Prozesses zu erfahren.
Methode:
Für die Datenerhebung wurde die Perspektive der SchülerInnen herangezogen. Hierfür wurden neun videogestützte Gruppendiskussionen durchgeführt. Diese wurden in Zweier- und Dreiergruppen getätigt und beinhalten das Besprechen der ersten zehn Workshops des Projektes. Die Auswertung folgte durch die Anwendung der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring (2002; 2010).
Ergebnisse:
Die Ergebnisse zeigen, dass im kreativen Prozess Hemmnisse entstanden sind. Diese konnten im untersuchten Zeitraum zum Teil überwunden werden. Hemmungen wurden unter anderem durch das Vorzeigen erarbeiteter Bewegungsabläufe und durch freies Bewegen hervorgerufen und konnten durch Übung und Gewöhnung im Verlaufe des Projektes überwunden werden. Zudem wurde deutlich, dass in diesem Kontext die sozialen Beziehungen bedeutend sind. Beziehungen zu bestimmten MitschülerInnen oder Studierenden, sowie das Verhältnis zum anderen Geschlecht spielen beim Entstehen von Barrieren, wie auch als Strategie zu deren Überwindung eine Rolle. Erschwernisse die durch soziale Beziehungen hervorgerufen wurden, konnten im Untersuchten Zeitraum nicht alle behoben werden. Diesbetrifft vor allem Hemmungen, die vermutlich bereits vor dem Projekt vorhanden waren und durch vermehrte Gruppenarbeit im Projekt zum Vorschein kamen. Zusätzlich ist ersichtlich, dass sich die Hemmungsauslöser, sowie die Selbstüberwindungsstrategien zwischen Jungs und Mädchen unterscheiden.
Diskussion:
Die Methodik der videogestützten Gruppendiskussion hat sich für diese Probandengruppe als geeignet erwiesen. Durch die Selbstbeobachtung wurden die Kinder zum reflektieren ihres Verhaltens und ihrer Entwicklung im ersten Teil des Tanzprojektes angetrieben. Da die Untersuchungen lediglich die ersten 15% der Probestunden einschlossen, wird davon ausgegangen, dass sich die Kinder im weiteren Prozess noch wesentlich weiterentwickelten. Die Spezialität des untersuchten Education Projektes ist die Zusammenarbeit mit den Sportstudierenden. Diese sind im Prozess der Kinder nicht unwichtig. Die Erkenntnisse dieser Studie sind demnach nicht auf alle Education Projekte übertragbar. Man kann jedoch davon ausgehen, dass bei einer gleichaltrigen, eher kulturfernen Probandengruppe das Hinzukommen von sportlichen, dynamischen, jungen Erwachsenen ähnliche Reaktionen auf die Selbstüberwindung beobachtet werden können.