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Akzeptanz durch Mitwirkung? das Beispiel Auenrevitalisierung : eine räumlich orientierte Wirkungsanalyse des partizipativen Ansatzes im transdisziplinären Naturschutzprojekt "Stellimatten"

Knall, Jessica. Akzeptanz durch Mitwirkung? das Beispiel Auenrevitalisierung : eine räumlich orientierte Wirkungsanalyse des partizipativen Ansatzes im transdisziplinären Naturschutzprojekt "Stellimatten". 2006, Doctoral Thesis, University of Basel, Faculty of Science.

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Official URL: http://edoc.unibas.ch/diss/DissB_7650

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Abstract

Die vorliegenden Untersuchungen waren Bestandteil des MGU-Projekts F2.00
„Machbarkeit, Kosten und Nutzen von Revitalisierungen in intensiv genutzten,
ehemaligen Auenlandschaften“. Hierbei wurde eine Grundwasseranreicherungsfläche
mit Flusswasser geflutet, um die Sukzession zu einem auenwaldähnlichen
Wirkungsgefüge zu ermöglichen. Der Konflikt mit der Trinkwasserproduktion in
diesem Gebiet stand dabei im Vordergrund. Ziel der vorliegenden Studie war es,
festzustellen, ob die Anwendung von Mitwirkungsinstrumenten bei Entscheidungsträgern
und Betroffenen in diesem transdisziplinären Projekt zu einer
Akzeptanzsteigerung für die Feuchtgebietsrevitalisierung führen kann. Teilziele
waren:
• Identifikation der Personenkreise, bei denen eine Akzeptanzsteigerung erreicht
werden konnte.
• Isolation der Faktorengefüge, die zu dieser Akzeptanzsteigerung führten und
derer, die ursächlich stehen für eine ausbleibende Akzeptanzsteigerung anderer
Personenkreise.
• Erhebung der räumlichen gesellschaftlichen und landschaftlichen Auswirkungen
des Beispielprojektes F2.00 auf den Bezugsraum der unteren Wieseebene.
• Ableitung von Handlungsvorschlägen für zukünftiges Vorgehen in transdisziplinären
Projekten bzw. für die Landschaftsplanung im Bezugsraum der
unteren Wieseebene.
Verwendete Methoden waren:
• Quantitativ-standardisierte Passantenbefragungen
• Vorher-Nachher-Befragungen der Akteure
• Standardisierte Netzwerkbefragungen der Akteure
• Qualitative Methoden der teilnehmenden Beobachtung
• Problemzentrierte Experteninterviews
• Dokumentenrecherchen
Diese Kombination von qualitativen und quantitativen Methoden erwies sich als
günstig, da sich die Resultate gut ergänzten und Nachteile der einen Methode mit
den Vorteilen der anderen Methode ausgeglichen werden konnten. Die statistische
Auswertung erfolgte mit dem Statistikprogramm SPSS 10.0 für Windows. Die
Evaluatorin wirkte im transdisziplinären Stellimatten-Projekt direkt mit. Dies
erlaubte ihr eine tiefgehende Einsicht in Zusammenhänge und Hintergründe der
Projektzusammenarbeit und der sich auf die Akzeptanz auswirkenden Faktoren.
Diese Position führte jedoch auch zu Schwierigkeiten, was die versuchte
Einflussnahme von Seiten der Projektmitglieder als auch das Behaupten des
eigenständigen Standpunktes betrifft.
Zentrale Erkenntnisse der Studie sind:
• Das Pilotprojekt Stellimatten wirkte sich nicht nur auf die involvierten
Steuerteammitglieder aus, sondern hatte Einfluss auf das weitere Akteursfeld in
der Wieseebene sowie auf die Passanten im Naherholungsgebiet.
• Der hohe Naherholungswert des Landschaftsparks Wiese konnte bestätigt
werden.
• Generell war die Akzeptanz von Revitalisierungen in diesem Gebiet groß, das
Projektgebiet wurde positiver wahrgenommen. Auch wurde eine Tendenz zu
mehr Akzeptanz von Feuchtgebietsrevitalisierungen nach der Durchführung
deutlich, während die Maßnahmen selber nicht an Akzeptanz gewinnen
konnten.
• Der Auenpfad war für die Passanten der Haupt-Projektvermittler und erzielte
einerseits eine große emotionale Wirkung, andererseits aber wenige Erfolge bei
der Informationsvermittlung.
• Angewandte Beteiligungsformen wurden von den Akteuren unterschiedlich
wahrgenommen – je nach Einstellung zum Projektgegenstand und nach Bedeutung
der zu vertretenden Institution im Netzwerk der Landschaftsplanung.
• Unterschiedliche Werthaltungen und daraus sich ableitende Ziele waren in der
Projektvorbereitung und im Projektverlauf nicht auf einen gemeinsamen
Nenner zu bringen trotz der Anwendung partizipativer Methoden.
In den Schlussfolgerungen ergab sich:
• Das Pilotprojekt Stellimatten hat die Voraussetzungen in der Landschaftsplanung
der Wieseebene verändert. Es besteht nun ein vermehrtes Interesse an
der Thematik der Feuchtgebietsrevitalisierungen. Grenzen und Schwierigkeiten
wurden aufgezeigt und können als Chance für einen zweiten Anlauf genutzt
werden.
• Deutlich wird in der Landschaftsplanung der Basler Wieseebene ein Übergang
des Kooperationsnetzwerks hin zu einem Netzwerk der Vereinigung zwischen
Staat und gesellschaftlichen Gruppierungen… entsprechend dem internationalen
Trend. Dabei zeigen die universitären Institute und gesellschaftlichen
Gruppierungen des Basler Netzwerks eine materielle Abhängigkeit von den
staatlichen Institutionen.
• Es bestehen fließende Übergänge zwischen den Beurteilungen des Projekts
durch Laien/Passanten und sog. Experten für die Landschaftsentwicklung.
Auch die Passanten nehmen eine hohe Landschaftsdiversität und das
Vorhandensein von Wasser in ehemaligen Auengebieten positiv wahr.
• Die Partizipation von Betroffenen ermöglicht eine intensive Nutzung von
Handlungsspielräumen, kann aber deren Grenzen nicht aufheben.
• Grundlegende Zielkonflikte konnten nicht allein über die rationale Ebene der
Datenerhebung gelöst werden, sondern bedurften des Einbezugs der emotionalen
Ebene sowie der sozialen Ebene, z.B. der Machtstrukturen im übergeordneten
Netzwerk. Oftmals scheitern die Problemlösungen an der für die Projektbeteiligten
nicht überschaubaren Komplexität des anthropogenen Wirkungssystems.
• Die Transdisziplinarität des Projekts erwies sich nur dort als sinnvoll, wo
Fragen geklärt werden sollten, die ausschließlich auf gemeinsamem Wege mit
verschiedenen Interessenvertretern lösbar waren. In allen anderen Fällen
überwiegen die Nachteile der transdisziplinären Forschung gegenüber der
mono-, multi- oder interdisziplinären Forschung.
• Konkurrierende Akteurskonstellationen können nur im Schatten der Hierarchie
in funktionierende Netzwerke überführt werden. Sind die zugrunde liegenden
Strukturen jedoch sektoriell geprägt, führt dies zu systemimmanenten
Konflikten. Ein institutionalisiertes Netzwerk mit festgesetzten Regeln für
Entscheidungsprozesse scheint momentan die optimale Lösung dafür zu sein,
Interessenkonflikte im Kontext von Naturschutzvorhaben zu managen.
• Offen bleibt, was die Möglichkeiten des partizipativen Ansatzes im Kontext
unterschiedlicher Wertehaltungen betrifft. Es ist nach wie vor ungeklärt, wie
Interessendivergenzen dieser Art begegnet werden kann.
Die Studie hat gezeigt, dass die Anwendung partizipativer Instrumente nicht
losgelöst von der vorausgehenden Einstellung und Machtposition der
Entscheidungsträger und Betroffenen erfolgen und bewertet werden sollte. Eine
differenzierte vorausgehende Analyse der Projektbeteiligten ist nötig, um im
transdisziplinären Projekt die Wahl der Partizipationsinstrumente effizient zu
gestalten. In der Landschaftsplanung bieten sich sog. regional governances an, um
die Komplexität heutiger Umwelt- und Naturschutzvorhaben zu handhaben und zu
koordinieren. Andersartige Konstellationen laufen Gefahr, aufgrund der
politischen Gefüge, in die sie eingebettet sind, in ihrer landschaftsökologischen
und gesellschaftspolitischen Wirkung für den jeweiligen Bezugsraum stark
eingeschränkt zu bleiben.
Advisors:Leser, Hartmut
Committee Members:Schneider-Sliwa, Rita
Faculties and Departments:05 Faculty of Science > Departement Umweltwissenschaften > Geowissenschaften > Physiogeographie und Umweltwandel (Kuhn)
UniBasel Contributors:Leser, Hartmut and Schneider-Sliwa, Rita
Item Type:Thesis
Thesis Subtype:Doctoral Thesis
Thesis no:7650
Thesis status:Complete
Number of Pages:189
Language:German
Identification Number:
edoc DOI:
Last Modified:05 Apr 2018 17:32
Deposited On:13 Feb 2009 15:50

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