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Mikromorphologische Untersuchungen zu syn- und postsedimentären Veränderungen sowie Auflassungsprozessen an Schichtsequenzen in prähistorischen Seeufersiedlungen

Wiemann, Philipp. Mikromorphologische Untersuchungen zu syn- und postsedimentären Veränderungen sowie Auflassungsprozessen an Schichtsequenzen in prähistorischen Seeufersiedlungen. 2014, Doctoral Thesis, University of Basel, Faculty of Science.

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Official URL: http://edoc.unibas.ch/diss/DissB_11713

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Abstract

Die Analyse und Interpretation von Schichtbildungsprozessen kann für jede Untersuchung einer Seeufersiedlung oder einer anderen Fundstellen im Feuchtbodenbereich als von entscheidender Bedeutung angesehen werden. Dies liegt hauptsächlich an der oft sehr spezifischen und komplexen Art und Weise, wie sich die Ablagerungen in diesem Bereich gebildet und im Laufe der Zeit verändert haben. Insbesondere in Fällen mit einer guten Kulturschichterhaltung kann die makroskopische Beurteilung der zuvor genannten Phänomene nicht ausreichen. Hier erscheint vor allem die mikromorphologische Analyse mit der Fähigkeit, auch kleinste Ereignisse innerhalb einer Stratigraphie erfassen zu können, als die Methode der Wahl. Während ein besseres Verständnis der allgemeinen Schichtbildungsprozesse bereits vor kurzem erreicht worden ist (Ismail-Meyer et al. 2013), müssen insbesondere die syn- und postsedimentären Prozesse sowie Auflassung einer Siedlung als schwer zu fassen gelten.
Zur Lösung dieses Problems wurde eine detaillierte Studie an einem diachron aufgebauten Probenspektrum aus verschiedenen Fundstellen und mit einer grossen Anzahl an Proben aus der Grabung Zürich-Opéra, wo eine Fläche von etwa 3000 Quadratmetern mit mehreren neolithischen Pfahlbausiedlungen untersucht werden konnte, unter Verwendung der Mikromorphologie als primäre Untersuchungsmethode durchgeführt. Dabei wurde angenommen, dass nur durch eine mikroskopische Untersuchung von Stratigraphien der verschiedenen Pfahlbausiedlungen die fraglichen Prozesse erfasst und mit natürlichen oder kulturellen Phänomenen verknüpft werden können. Die untersuchten Proben wurden aus Pfahlbauten vom Neolithikum bis zu Bronzezeit am Zürichsee, Greifensee, Zugersee (alle Schweiz) und dem Lago di Viverone (Italien) gesammelt. Sie wurden mit Epoxidharz eingegossen, zu Dünnschliffen weiterverarbeitet und mit Hilfe eines Polarisationsmikroskops analysiert.
Mit etwa 38 untersuchten Proben und mehr als 400 detaillierten Schichtbeschreibungen - integriert in einer individuell gestalteten Datenbank – wurde eine aussergewöhnlich grosse Menge an Daten erhoben, so dass eine akribische Rekonstruktion der Schichtbildungsprozesse in jedem Profil möglich war. Insgesamt konnten 20 Profile plus vier experimentelle Proben sowie der Inhalt eines Keramikgefässes, das vollständig in einer der Kulturschichten von Zürich-Opéra eingebettet war, analysiert werden. Die dabei festgestellten grossen Unterschiede innerhalb von Proben einer einzigen Fundstelle sind bemerkenswert und bedürfen einer Erklärung. Mit 28 analysierten Proben über die ca. 3000 Quadratmeter grosse Grabungsfläche von Zürich-Opéra war es möglich, eine intra site-Analyse durchzuführen. Es kann durchaus festgehalten werden, dass es sich hier um eine der am intensivsten mikromorphologisch untersuchten Pfahlbausiedlung in Bezug auf die Fläche und die Anzahl der Profile handelt.
Vor allem dank dieser detaillierten Analyse konnten mehrere Arten von Ablagerung, Erosion und sonstigen Veränderungen festgestellt werden, die zum Verständnis der verändernden und zerstörenden Prozesse in Pfahlbauten beitragen. Leider stand von den anderen Fundstellen weit weniger Probenmaterial zur Verfügung. Dennoch boten sie eine wichtige diachrone Perspektive und erlauben, die in Zürich-Opéra identifizierten und analysierten Prozesse in einen grösseren zeitlichen Rahmen zu stellen. Die Ergebnisse führen zu dem Schluss, dass die Bewohner einer Seeufersiedlung sich mit verändernden Umweltbedingungen beschäftigen mussten und dazu auch durchaus in der Lage waren. So wird offensichtlich, dass der Grund für die endgültige Aufgabe der Pfahlbauten nicht alleine in einer schweren Überschwemmung aufgrund einer Klimaverschlechterung gesehen werden kann. Andere denkbare Variablen, wie zum Beispiel die Verlagerung von Handelsrouten, müssen ebenso beachtet werden.
Es wurde deutlich, dass die Analyse der Taphonomie von Pfahlbauten mittels Mikromorphologie ein enormes Potenzial zur Gewinnung eines vollständigeren Bildes von Verhaltensmustern der Siedler ergibt. Das vorhandene Wissen über Schichtbildungsprozesse in Seeufersiedlungen konnte mit einem besonderen Fokus auf verändernde und zerstörende Prozesse erweitert werden, die eine Fundstelle vor und nach ihrer Aufgabe betreffen können.
Advisors:Schibler, Jörg and Rentzel, Philippe and Ebersbach, Renate
Faculties and Departments:05 Faculty of Science > Departement Umweltwissenschaften > Ehemalige Einheiten Umweltwissenschaften > Archäozoologie (Schibler)
UniBasel Contributors:Wiemann, Philipp and Ebersbach, Renate
Item Type:Thesis
Thesis Subtype:Doctoral Thesis
Thesis no:11713
Thesis status:Complete
Number of Pages:1 Online-Ressource (147 Seiten)
Language:English
Identification Number:
edoc DOI:
Last Modified:22 Jan 2018 15:52
Deposited On:02 Sep 2016 09:12

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