Exploiter commercialement la misère humaine? : Versicherungspolitik während der Formationsphase des französischen Wohlfahrtsstaats (1900-1950)

Die vorliegende Dissertation von Beat Stüdli untersucht die Versicherungspolitik während der Entstehungsphase des französischen Wohlfahrtsstaats zwischen 1900 und 1950. Aufgrund veränderter gesellschaftlicher Bedürfnisse waren seit dem späten 19. Jahrhundert immer mehr Menschen auf Versicherungen angewiesen. Deswegen mussten die Versicherungen stärker reguliert werden und sozial besonderes relevante Versicherungstypen wie die Versicherung gegen Arbeitsunfälle staatlich gefördert werden. Ziel dieser Arbeit ist es, die Rolle der privaten Versicherungswirtschaft in diesen versicherungspolitischen Prozessen zu definieren. Der Autor verwendet historische Quellen wie die Debatten über den gesellschaftlichen Status der Versicherungen und über die Ausarbeitung der verschiedenen staatlichen Regulierungsformen. Dabei wird deutlich, dass die privaten Versicherungsakteure in Frankreich lange eine wichtige Rolle in der sozialen Sicherheit spielten, bis die Krisen der 1930er-Jahre und der Zweite Weltkrieg den Weg zu staatlichen Versicherungssystemen begünstigten und die Versicherungsregulierung beschleunigten. Die Dissertation bietet Einblicke in die Herausforderungen und Entwicklungen im französischen Wohlfahrtsstaat und zeigt die historische Bedeutung der Versicherungspolitik auf.