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Teilnahme von SchülerInnen mit verstärkter sonderpädagogischer Unterstützung am Regelschulsport in den Kantonen der Nordwestschweiz – förderliche Faktoren und Barrieren für die Inklusion in der Turnhalle

Wider, Anna. Teilnahme von SchülerInnen mit verstärkter sonderpädagogischer Unterstützung am Regelschulsport in den Kantonen der Nordwestschweiz – förderliche Faktoren und Barrieren für die Inklusion in der Turnhalle. 2022, Master Thesis, University of Basel, Faculty of Medicine.

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Official URL: https://edoc.unibas.ch/89747/

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Abstract

Das Schweizer Behindertengleichstellungsgesetz (BehiG) definiert, dass die Kantone die Integration von Kindern und Jugendlichen mit einer Behinderung in die Regelschule, soweit möglich, fördern sollen (Art. 20, Abs. 5). Die Interkantonale Vereinbarung über die Zusammen-arbeit im Bereich der Sonderpädagogik legt fest, dass integrative Beschulung der separierten Beschulung vorzuziehen ist (Art. 2, Abs. b). Die gesetzlichen Grundlagen hinsichtlich der integrativen Schulung sind in der Schweiz klar vorgegeben. Die bisherige Forschung verdeut-licht die Relevanz von Bewegung und Sport für Kinder und Jugendliche und einer Beein-trächtigung sowie die Chancen von integrativem (Sport-) Unterricht. Laut der Studie von Block und Obrusnikova (2007) können SchülerInnen mit Beeinträchtigungen erfolgreich in den Regelsport integriert werden, ohne dass negative Effekte auf MitschülerInnen ohne Beein-trächtigung entstehen, sofern entsprechende Unterstützung und Rahmenbedingungen vor-handen sind. Es stellt sich die Frage, ob die mit sonderpädagogischen Massnahmen in die Regelschule integrierten SchülerInnen am Sportunterricht teilnehmen oder nicht. Für die Schweiz liegen diesbezüglich noch keine Zahlen vor. Daher untersucht die vorliegende Arbeit, ob SchülerInnen mit einer Beeinträchtigung am Sportunterricht teilnehmen oder nicht teilnehmen. Des Weiteren wurden Barrieren und Förderfaktoren für die Teilnahme beim Sport-unterricht erfasst werden. Die beiden Fragestellungen lauten wie folgt:
1. Wie viele SchülerInnen, die mit verstärkten Massnahmen in der Regelschule integriert sind, nehmen am obligatorischen Sportunterricht teil oder nicht teil?
2. Was sind Barrieren und Förderfaktoren für die Teilnahme am obligatorischen Sportunterricht aus Sicht von sportunterrichtenden Lehrpersonen?
Zur Beantwortung der beiden Fragestellungen wurden zwei verschiedene Erhebungs-methoden gewählt und zu jeder der beiden Methoden wurde ein Erhebungstool entwickelt. Dabei handelt es sich um einen vollstandardisierten Fragebogen und einen Interviewleitfaden. Die Verteilung des Fragebogens erfolgte online über eine persönliche E-Mail an die Schulleitungen aller Regelschulen mit Primarschulklassen und Sekundarstufe-I-Klassen der vier nordwestschweizer Kantone Aargau, Basel-Stadt, Basel-Land und Solothurn. Die Inter-views wurden mit sieben Lehrpersonen – darunter Klassenlehrkräfte, Heilpädagogik-Fachkräfte und Sportlehrpersonen – durchgeführt, die im Fragebogen ihre E-Mail-Adresse angegeben und sich damit bereiterklärt haben, an einem Interview teilzunehmen.
Die Resultate der Fragebogenumfrage zeigen, dass 83.8 % der SchülerInnen mit verstärkten Massnahmen an allen Sportlektionen teilnehmen, während 16.2 % der SchülerInnen nur unvollständig partizipieren. Die am häufigsten genannte Teilhabebarriere ist das Therapie-programm während der Sportlektion, die am häufigsten genannten Förderfaktoren sind lehrer- und schülerbezogen. Der am häufigsten genannte lehrerbezogene Faktor ist die Haltung der Lehrperson und der am häufigsten genannte schülerbezogene Faktor ist die Unterstützung und Akzeptanz durch die MitschülerInnen. Die Resultate des Fragebogens zeigen des Weiteren, dass 76 von 105 Lehrpersonen während ihrer Ausbildung nicht auf die Durchführung von integrativem Sportunterricht vorbereitet wurden. Mithilfe der Interviews war es möglich, weitere Faktoren zu identifiziert, und es konnten zusätzlich konkrete Beispiele aus dem Schullalltag der Lehrpersonen zu den genannten Barrieren bzw. Förderfaktoren erfasst werden. Die Interviews geben ausserdem Auskunft darüber, welchen Mehrwert die Lehr-personen dem integrativen Sportunterricht zuschreiben und welche Einstellung sie gegenüber der Integration von SchülerInnen mit einer Beeinträchtigung im Regelschulsport haben.
Während der Fragebogen Resultate zur strukturellen Integration liefert, konnten durch die Interviews auch Erkenntnisse zur sozialen und personellen Integration gewonnen werden. Die in den Ergebnissen ersichtlichen fehlenden Zusammenhängen deuten darauf hin, dass Förderfaktoren komplex und nicht kategorisierbar sind. Jede/-r SchülerIn hat hochgradig individuelle Bedürfnisse, die nicht vom Geschlecht, Alter oder Beeinträchtigungsbild abhängig gemacht werden können. Entsprechend müssen für jede/-n SchülerIn die förderlichen Faktoren und möglichen Barrieren individuell definiert werden. Die Anzahl und die Vielfalt der genannten förderlichen Aspekte deuten darauf hin, dass der Erfolg von integrativem Sport-unterricht multifaktoriell ist. Obwohl das Integrationspotential von Sportunterricht bis anhin nicht wissenschaftlich belegt ist, konnte anhand der Interviews aufgezeigt werden, dass Lehrpersonen dem Sportunterricht durchaus einen grossen Mehrwert zuschreiben. Aus diesem Grund wäre es wichtig, den Mehrwert und das Integrationspotential vom Sport-unterricht weiter zu untersuchen, damit Therapieprogramme nicht während des Sportunterrichts stattfindet.
Eine Limitierung der Untersuchung ist, dass für die Interviews nur Lehrpersonen befragt werden konnten, die sich freiwillig für das Interview gemeldet haben und entsprechend auch an der Thematik interessiert sind. Der Fragebogen wurde über die Schulleitungen verteilt. Es ist nicht auszuschliessen, dass Letztere den Fragebogen-Link aus diversen Gründen nicht an die Lehrpersonen weitergeleitet haben, auch wenn jene bereit gewesen wären, an der Um-frage teilzunehmen. Ausserdem wurde lediglich in der E-Mail an die Schulleitungen, nicht jedoch zu Beginn der Umfrage selbst darauf hingewiesen, dass pro SchülerIn ein Bogen aus-gefüllt werden sollte. Daher kann es sein, dass Lehrpersonen den Fragebogen für mehr als eine/-n SchülerIn ausgefüllt haben, was die Ergebnisse verzerren könnte.
Die vorliegende Untersuchung liefert einen aktuellen Überblick zum Stand des integrativen Sportunterrichts in der Nordwestschweiz. Die Relevanz dieser Arbeit besteht darin, dass erstmalig Zahlen zum integrativen Sportunterricht und zur Verteilung von Beeinträchtigungs-bildern in der Regelschule einfliessen. Die vorliegende Arbeit kann ferner als Ausgangspunkt für weitere Untersuchungen zum Thema Integrativer Sportunterricht genutzt werden. Hierauf aufbauend, könnten beispielsweise einzelne Beeinträchtigungsbilder in einer weiteren Unter-suchung genauer analysiert werden. Es wäre auch gewinnbringend zu untersuchen, wie die Lehrpersonen die Integration in der Turnhalle konkret umsetzen bzw. gestalten und welche Qualität der integrative Sportunterricht hat. Die Resultate sind nicht nur für sportunterrichtende Lehrkräfte von Bedeutung, sondern auch für Lehrende anderer Fächer und grundsätzlich für Personen, die im integrativen Schulsetting arbeiten.
Advisors:Häusermann, Stefan and Seelig, Harald
Faculties and Departments:03 Faculty of Medicine > Departement Sport, Bewegung und Gesundheit > Bereich Sportwissenschaft > Sportwissenschaften (Pühse)
UniBasel Contributors:Seelig, Harald
Item Type:Thesis
Thesis Subtype:Master Thesis
Thesis no:UNSPECIFIED
Thesis status:Complete
Last Modified:21 Nov 2024 15:37
Deposited On:25 Aug 2022 11:32

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