Entwicklung der sportmotorischen Fähigkeiten und der kardiorespiratorischen Fitness von Primarschulkindern bei zusätzlicher Förderung durch das Talent Eye-Programm Baselland im Vergleich zur Teilnahme am Schul- und Vereinssport

Hintergrund: Das Talent Eye Baselland (TEBL) ermöglicht den überdurchschnittlich bewegungsbegabten Kindern ab der zweiten Klasse zusätzliche Trainings, in welchen ihr Bewegungstalent weiter gefördert und gefordert wird. Diese Arbeit untersucht, ob die Kinder, die das TEBL besucht haben, sich innerhalb von 2 Jahren durch diese zusätzlichen Trainings sportmotorisch und kardiorespiratorisch besser und/oder schneller entwickeln als eine Kontrollgruppe der Primarschule Sissach (KGS).
Methoden: Datengrundlage bilden sportmotorische Tests, welche ab 2018 drei Jahre in Folge mit den Talent Eye-Kindern (N = 32) sowie der KGS (N = 60) durchgeführt wurden. Zu der Testbatterie gehören rückwärts Balancieren, 20m Sprint, seitliches Hin- und Herspringen, Standweitsprung, 20m Shuttle-Run und Anthropometrie. Der Vergleich der Gruppen erfolgte mit alters- und geschlechtsadjustierten z-Werten. Mittels einem Zweistichproben-t-Test und einer Varianzanalyse (ANOVA) mit Messwiederholung wurden die Daten miteinander verglichen.
Ergebnisse: Es gibt eine Evidenz, dass die Kinder des TEBL in den sportmotorischen Tests deutlich besser abschneiden als die KGS (p<0.001). Keinen statistisch signifikanten Beweis gibt es dafür, dass sich die Verläufe über die Zeit unterscheiden (p=0.0328). Werden die besten 10 Kinder beider Gruppen miteinander verglichen, gibt es eine Evidenz dafür, dass sich die Mittelwerte unterscheiden (p<0.001) und dass die Entwicklung unterschiedlich verläuft (p=0.033). Die Mittelwerte der Kinder des TEBL nehmen ab (M1:1.06, M2: 1.03, M3: 0.92), während die Mittelwerte der KGS zunehmen (M1: 0.39, M2: 0.43, M3: 0.65).
Schlussfolgerung: Die Ergebnisse zeigen, dass tatsächlich die sportmotorisch begabteren Kinder für das Talent Eye selektioniert wurden, aber dass entgegen der Erwartungen die Kinder des TEBL sich aus sportmotorischer Sicht nicht besser oder schneller entwickeln. Die Ergebnisse bilden eine praxisrelevante Grundlage für zukünftige Interventionen.