Evaluation des Talentidentifikation und -selektion Tools PISTE von Swiss Swimming – eine Analyse der Jahre 2009 bis 2019

HINTERGRUND: In der Schweiz werden seit dem Jahr 2009 jährlich mehrere hundert Nachwuchsschwimmerinnen und -schwimmer mit der PISTE (Prognostische Integrative Systematische Trainer-Einschätzung) auf ihr Potenzial für hohe Leistungsfähigkeit und Erfolge im Elitebereich getestet (Fuchslocher et al., 2016). Eine Athletin oder ein Athlet kann sich seit der Einführung dieses prognostischen Tests sowohl über die Wettkampfleistung als auch über die PISTE für das regionale oder nationale Nachwuchskader qualifizieren. Da die PISTE mit einem hohen Aufwand verbunden ist, stellt sich die Fragen nach der Sensitivität und der Spezifität dieses Tests. Können Talente, welche zu einem späteren Zeitpunkt den Sprung ins Elitekader schaffen, dank der PISTE entdeckt werden? Können die Schwimmleistungen im frühen Erwachsenenalter aufgrund der Resultate der einzelnen PISTE-Items im Nachwuchsalter vorhergesagt werden? Wie können die PISTE-Items zusammengefasst und allenfalls einzelne Items aus dem PISTE-Test weggelassen werden?
METHODEN: Die Resultate der PISTE-Tests der Nachwuchsathleten (11-17 Jahre alt, n = 4198) der Jahre 2009 bis 2019 liegen vor und wurden vom Schweizerischen Schwimmverband für die Auswertung zur Verfügung gestellt. Diese PISTE-Daten wurden mit Daten aus der Datenbank Swimrankings.net ergänzt und ausgewertet. Für die Berechnung der Sensitivität und Spezifität wurde eine Vierfeldtafel mit den richtig positiven, falsch negativen, falsch positiven und richtig negativen Entscheidungen erstellt. Um herauszufinden, ob sich die erreichten FINA-Punkte im jungen Erwachsenenalter aufgrund der Resultate der einzelnen PISTE-Items im mittleren resp. späten Nachwuchsalter vorhersagen lassen, wurde eine multiple lineare Regression durchgeführt. Um einzelne PISTE-Items zusammenzufassen, wurde eine Hauptkomponentenanalyse durchgeführt.
ERGEBNISSE: Die Sensitivität des PISTE-Tests beträgt 0.8182 und die Spezifität liegt bei 0.5388 (n = 327). Zehn Schwimmerinnen und Schwimmer aus dem Elitekader wurden im Nachwuchsalter nur wegen ihrer PISTE-Resultate entdeckt und gefördert. Die Schwimmleistung im jungen Erwachsenenalter kann aufgrund der PISTE-Resultate des mittleren (F = 8.421, p < 0.001, n = 274) und späten (F = 32.621, p < 0.001, n = 395) Nachwuchsalters prognostiziert werden. Die PISTE der Jahre 2009 bis 2015 kann nach Ausschluss der Items Rudolph-Punkte und Rump auf vier Komponenten (Explosiv- und Maximalkraft, Schwimmzeit, Kraft des Oberkörpers, Minimierung des Wasserwiderstandes, n = 2512) reduziert werden. Auf fünf Komponenten (Explosivkraft der Beine und Schwimmzeit, Widerstand minimieren und Antrieb optimieren, körperliche Entwicklung, Kraft des Oberkörpers, Kraft der ventralen Rumpfkette, n = 1653) kann die PISTE der Jahre 2016 bis 2019 reduziert werden.
SCHLUSSFOLGERUNG: Die Leistung im jungen Erwachsenenalter kann mit der PISTE prognostiziert werden. Zudem ist die Identifikation der Talente durch die PISTE verlässlicher also durch die Wettkampfresultate. Um die PISTE effizienter zu gestalten, kann das Item Wende generell aus der Testbatterie entfernt werden. Weiter kann die PISTE für die 16- und 17-Jährigen auf die Items Rudolph-Punkte, Liegestützen und Dreier-Hopp reduziert werden.