Rudin, Dominique. Video Heterotopia : linksalternativer Videoaktivismus in der Schweiz 1970-1995. 2014, Doctoral Thesis, University of Basel, Faculty of Humanities and Social Sciences.
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Official URL: http://edoc.unibas.ch/diss/DissB_13202
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Abstract
Schweizer Städte waren in den 1980er Jahren Schauplätze tiefgehender Verwerfungen zwischen einem linksalternativen, teils autonomistisch geprägten Milieu und der so genannten ‹Mehrheitsgesellschaft›. Die Städte waren hierbei nicht nur Bühnen, sondern oftmals Gegenstand der Konflikte. Themen wie der wachsende motorisierte Individualverkehr, Immobilienspekulation und Häuserabrisse oder fehlender Raum für Alternativkultur standen im Zentrum der Auseinandersetzungen. Im Unterschied zu den 1968er Jahren ging es auf übergeordneter Ebene nur bedingt um alternative Gesellschaftsentwürfe; vielmehr stand im Vordergrund, sich eigene Orte zu (ver-)schaffen, wo Alternativkultur und nonkonforme Existenzweisen erprobt und gelebt werden konnten.
Anhand von Bewegtbildquellen skizziert die Studie eine politische Kulturgeschichte des Alternativmilieus der 1970er bis 1990er Jahre in der Schweiz. Bekannteste Produktion aus diesem Umfeld ist das Video «Züri brännt» (1980/81) des Videoladen Zürich-Kollektivs; die Frage, warum dieses Video zu einem Symbol der damaligen urbanen Bewegungen wurde (nicht nur in der Schweiz, sondern auch im europäischen Ausland, vor allem in der BRD), war Anlass dazu, den Fokus auf Bewegtbildmedien zu legen. Mit den Städten Basel, Bern, Lausanne, Genf und Zürich deckt die Arbeit geografisch die französisch- und deutschsprachige Schweiz ab. Das Quellenmaterial besteht in erster Linie aus interventionistisch-agitatorischen Videos und einigen Schmalfilme (Super-8) aus urbanen Kontexten. Zudem wurden TV-Sendungen und Presseartikel sowie gedruckte und archivische Textquellen ausgewertet.
Untersucht wird, wie in den Quellen soziale Zugehörigkeiten verhandelt und politische Konflikte in Szene gesetzt wurden. Die Videos und Filme werden als audiovisuelle Ausdrucksformen diskursiver und ästhetischer Formationen ihrer Zeit untersucht. Als Objektivationen von Wissen und als Artefakte, die aus spezifischen Praktiken hervorgegangen sind, haben sie Evidenzen produziert, die Rückschlüsse auf das Milieu erlauben, aus dem sie hervorgingen und das sie zugleich primär adressierten.
Um die historischen Entstehungsbedingungen der Bewegtbildquellen und ihrer Darstellungsstrategien auszuloten, werden drei ‹Ermöglichungsräume› beobachtet: erstens der Videoaktivismus, zweitens das (urbane) Alternativmilieu und drittens die bürgerlich geprägte Mehrheitsgesellschaft. Bei Letztgenannter interessieren besonders Interaktionsformen mit dem Alternativmilieu sowie Reaktionen auf seine medialen Selbst-Darstellungen. Dieses Vorgehen zeigt heterotopologische Konstellationen zwischen den Entitäten ‹Alternativmilieu› und ‹Mehrheitsgesellschaft› bzw. ‹Videoaktivismus› und ‹Massenmedien› auf, was zu abschliessenden Überlegungen zur Bedeutung soziopolitischer Alteritätsphänomene in liberal verfassten Gesellschaften führt.
STICHWORTE
Alternativmilieu, Videoaktivismus, Medienaktivismus, Videokollektive, Medienkollektive, Gegenöffentlichkeit, Videoladen Zürich, Videogenossenschaft Basel (VGB), Container TV Bern, Zürcher Jugendbewegung/ Zürcher Sommer 1980, Neue Soziale Bewegungen, Hausbesetzungen, Wohnungsnot, Autonome Jugendzentren, Rundfunkmonopol, Medienpolitik, Kulturpolitik, Kulturgeschichte des Politischen, Visual History
Anhand von Bewegtbildquellen skizziert die Studie eine politische Kulturgeschichte des Alternativmilieus der 1970er bis 1990er Jahre in der Schweiz. Bekannteste Produktion aus diesem Umfeld ist das Video «Züri brännt» (1980/81) des Videoladen Zürich-Kollektivs; die Frage, warum dieses Video zu einem Symbol der damaligen urbanen Bewegungen wurde (nicht nur in der Schweiz, sondern auch im europäischen Ausland, vor allem in der BRD), war Anlass dazu, den Fokus auf Bewegtbildmedien zu legen. Mit den Städten Basel, Bern, Lausanne, Genf und Zürich deckt die Arbeit geografisch die französisch- und deutschsprachige Schweiz ab. Das Quellenmaterial besteht in erster Linie aus interventionistisch-agitatorischen Videos und einigen Schmalfilme (Super-8) aus urbanen Kontexten. Zudem wurden TV-Sendungen und Presseartikel sowie gedruckte und archivische Textquellen ausgewertet.
Untersucht wird, wie in den Quellen soziale Zugehörigkeiten verhandelt und politische Konflikte in Szene gesetzt wurden. Die Videos und Filme werden als audiovisuelle Ausdrucksformen diskursiver und ästhetischer Formationen ihrer Zeit untersucht. Als Objektivationen von Wissen und als Artefakte, die aus spezifischen Praktiken hervorgegangen sind, haben sie Evidenzen produziert, die Rückschlüsse auf das Milieu erlauben, aus dem sie hervorgingen und das sie zugleich primär adressierten.
Um die historischen Entstehungsbedingungen der Bewegtbildquellen und ihrer Darstellungsstrategien auszuloten, werden drei ‹Ermöglichungsräume› beobachtet: erstens der Videoaktivismus, zweitens das (urbane) Alternativmilieu und drittens die bürgerlich geprägte Mehrheitsgesellschaft. Bei Letztgenannter interessieren besonders Interaktionsformen mit dem Alternativmilieu sowie Reaktionen auf seine medialen Selbst-Darstellungen. Dieses Vorgehen zeigt heterotopologische Konstellationen zwischen den Entitäten ‹Alternativmilieu› und ‹Mehrheitsgesellschaft› bzw. ‹Videoaktivismus› und ‹Massenmedien› auf, was zu abschliessenden Überlegungen zur Bedeutung soziopolitischer Alteritätsphänomene in liberal verfassten Gesellschaften führt.
STICHWORTE
Alternativmilieu, Videoaktivismus, Medienaktivismus, Videokollektive, Medienkollektive, Gegenöffentlichkeit, Videoladen Zürich, Videogenossenschaft Basel (VGB), Container TV Bern, Zürcher Jugendbewegung/ Zürcher Sommer 1980, Neue Soziale Bewegungen, Hausbesetzungen, Wohnungsnot, Autonome Jugendzentren, Rundfunkmonopol, Medienpolitik, Kulturpolitik, Kulturgeschichte des Politischen, Visual History
Advisors: | Wecker, Regina and Lengwiler, Martin |
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Faculties and Departments: | 04 Faculty of Humanities and Social Sciences > Departement Geschichte > Ehemalige Einheiten Geschichte > Frauen- und Geschlechtergeschichte (Wecker) |
UniBasel Contributors: | Wecker, Regina and Lengwiler, Martin |
Item Type: | Thesis |
Thesis Subtype: | Doctoral Thesis |
Thesis no: | 13202 |
Thesis status: | Complete |
Number of Pages: | 1 Online-Ressource (585 Seiten) |
Language: | German |
Identification Number: |
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edoc DOI: | |
Last Modified: | 23 Jul 2019 04:30 |
Deposited On: | 22 Jul 2019 13:05 |
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