Der Weg der Initiation zum Selbst in den Romanen von Gustav Meyrink

Die Arbeit versucht die Romane des österreichischen Autors Gustav Meyrink (1868-1932: Der Golem [1915], Das grüne Gesicht [1916], Walpurgisnacht [1917], Der weisse Dominikaner [1921]) anhand text- und erzählstruktureller Merkmale auf einer gemeinsamen Ebene zu lesen, die durch Elemente okkultistischer Natur geprägt ist und die Initiation des Romanhelden, d.h. seine geistige Selbstrealisierung als Überwindung einer grundlegenden Bewusstseinskrise, darstellt. Die textnah vorgehende Analyse ermittelt dabei für die vier untersuchten Romane ein gemeinsames narratives Muster, nach dem sich die Initiation des Helden in jeweils fünf vergleichbaren Phasen ereignet, die mit bestimmten Bewusstseinszuständen assoziiert sind.
Zur unterstützenden Kontextualisierung des in den Romanen hervorgehobenen Musters werden zwei umfangreiche autobiographische Essays des Autors herangezogen (An der Grenze des Jenseits [1923], Verwandlung des Blutes [1928/29]), die sich mit konkreten Fragen zu Theorie und Praxis des Okkultismus beschäftigen und die anthropologischen und ideologischen Überzeugungen, wie sie Gustav Meyrink, ausgehend von jahrzehntelanger Beschäftigung mit dem Okkultismus, in durchaus eklektischer Weise vertrat, offenlegen.