New Historicism

Zusammenfassung: Der New Historicism trat in den frühen 1980er Jahren in den USA in erster Linie als Gegenbe­we­gung zum textimmanenten Ansatz des New Criticism in Erschei­nung und hat sich seither zu einer der einflussreichsten Methoden der amerika­nischen Literatur- und Kulturwissenschaften entwickelt. Neben der englischen Renaissance haben sich die englische Romantik und die amerikanische Kulturge­schichte des 19. und frühen 20. Jahrhunderts zu wich­tigen Forschungsschwer­punkten entwickelt. Der Einfluss der Methode greift jedoch weiter. Viele ihrer Annahmen und Vorgehensweisen entsprechen inzwischen gängi­ger kritischer Praxis in allen Bereichen der Literaturgeschichte. Initiiert durch Stephen Greenblatt, Louis Montrose und einige andere Do­zen­­ten der University of Cali­fornia, Berkeley, propagiert die Methode eine Rück­be­sin­nung auf das vom Strukturalismus und Poststrukturalismus ausgeklam­merte gesellschaftliche Feld, in dem literarische und dramatische Werke ursprüng­lich produziert und rezipiert wurden. Der kulturelle Kontext wird dabei nicht als Hin­ter­grund eines im Zent­rum des Interesses stehenden literarischen Textes ver­stan­den. Vielmehr wird Lite­ratur als ein Teil des komplexen Gefüges von Prakti­ken, Institutionen und Überzeu­gungen gelesen, welches eine Kultur als Ganzes aus­macht. Dieses Gefüge gilt es in Erfahrung zu bringen, um so den Austausch zwi­schen literarischen Texten und anderen gesellschaftlichen Praktiken nach­voll­zieh­bar zu machen.