Volken, Urs. Die Einrichtung der Universitätsbibliothek Basel (1849-1896). Differenzierungs-, Rationalisierungs- und Institutionalisierungsprozesse im Kontext der Basler Gesellschaft. 2011, Master Thesis, University of Basel, Faculty of Humanities and Social Sciences.
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Abstract
Der Medienwandel der letzten Jahrzehnte hat in den Bibliotheken nicht nur die Bücher erfasst. Bibliotheksspezifische Objekte und Praktiken verschwanden und ihre ehemals selbstverständliche Bedeutung, Funktion und Beschaffenheit wurde zum Gegenstand der historischen Forschung. Die vorliegende Lizentiatsarbeit versucht die anfängliche Bedeutung verschiedener Praktiken und Gegenstände in der Bibliothek in den Blick zu nehmen und rekonstruiert die Geschichte der Universitätsbibliothek Basel in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Während dieser Zeit zog die Bibliothek zweimal um und durchlief einen Modernisierungsprozess auf der Ebene des Gebäudes, der bibliothekstechnischen Einrichtung und der Verwaltungspraxis. Die Arbeit fragt danach, wie sich die Bibliotheksgebäude differenziert haben, wie die bibliothekstechnische Einrichtung rational umgestaltet wurde und wie sich sowohl die Bibliotheksverwaltung als auch die Bibliotheksarbeit institutionalisierte. Um die Bedeutung dieses Modernisierungsprozesses an der Universitätsbibliothek Basel zu verstehen, wird er zu Entwicklungen an anderen Bibliotheken, zur Geschichte der Stadt und der Universität Basel in Beziehung gesetzt.
Die Bibliothek teilt sich als Gebäude
Ende der 1820er Jahre führte der Bestandeszuwachs dazu, dass die Bücher der Universitätsbibliothek in ihrer Behausung im «Haus zur Mücke» auf dem Basler Münsterplatz nicht mehr genügend Platz fanden. Gleichenorts waren ausserdem noch andere Sammlungsgegenstände (Gemälde, Zeichnungen, Kupferstiche, Münzen und andere Artefakte) untergebracht. Die Ausdehnung der Sammlung auf ein Nebengebäude war schon vorbereitet worden, als die Kantonstrennung 1833 den Fortbestand der Universität und der mit ihr verbundenen akademischen Sammlungen in Frage stellte.
In den Jahrzehnten nach der Kantonstrennung konnten sich die Universität und mit ihr die Sammlungen konsolidieren. Dem neuen Selbstverständnis der Universität und dem neuen rechtlichen Status der Sammlungen entsprach das klassizistische Museumsgebäude an der Augustinergasse (erbaut 1844-1849), welches sowohl Einrichtungen der Physik und Chemie als auch allen Sammlungen Platz bot. Die Bibliothek wurde gesondert im rechten Flügel des Museums eingerichtet. Die Bücher fanden Platz in den Büchersälen, der Bibliothekar im Arbeitszimmer und die Lesenden im Lesezimmer. Ihre anfängliche Funktion konnten die verschiedenen Bibliotheksräume aber nur während eines kurzen Zeitraums erfüllen. Bald nach dem Einzug machte sich wieder Platzmangel breit: Der Bücherbestand wuchs weiter, im Lesezimmer fanden kaum zehn Besucher und Besucherinnen gleichzeitig Platz und nachdem neben dem Bibliothekar auch weitere Beamte verpflichtet worden waren, fehlte es an Arbeitsplätzen.
Seit den 1880er Jahren hatte die Bibliothek in ihren Jahresberichten stets auf die immer prekärer werdenden Raumverhältnisse im Museum hingewiesen und konnte 1890 die Neubauplanung durch einen Bericht über ein neues Bibliotheksgebäude gemäss ihren Vorstellungen konkretisieren. In den Bericht flossen einerseits Erfahrungen ein, die man durch den Bibliotheksbetrieb im Museumsgebäude gemacht hatte, und andererseits orientierte man sich an einer Vielzahl von neuen Bibliotheksgebäuden, die seit Mitte des 19. Jahrhunderts in London, Paris und verschiedenen Orten Deutschlands gebaut worden waren. Diese Neu- und Umbauten ragten dadurch hervor, dass die Bücher in einem Büchermagazin aufbewahrt wurden, dass die Gebäude einen zentralen Lesesaal besassen und fast alle Räume der Verwaltung von den Räumen der Benutzerinnen und Benutzer getrennt waren. Eine dreigliedrige Bibliotheksarchitektur war damit zum Paradigma erhoben worden. In Basel wurde ein Bibliotheksgebäude nach diesem Modell schliesslich auf dem Areal des ehemaligen Spalengottesackers auch gebaut (1893-1896).
Seine Bedeutung im Modernisierungsprozess erhielt der Bibliotheksneubau aber nicht nur dank der klaren Differenzierung in funktional getrennte Räume und Raumgruppen, sondern auch durch den Standort. Die Bibliothek hatte sich vom geschichtsträchtigen Münsterbezirk verabschiedet und kam am Rande der Stadt zu stehen, wo sie – neben der schon gebauten Anstalt für Physik, Chemie und Astronomie (Bernoullianum) und der Anstalt für Anatomie und Physiologie (Vesalianum) – zur Herausbildung eines neuen Universitätszentrums beitrug. Während der Zeit, in der die Bibliothek im Museum zu Hause war, trat die Stadt als ganzes in eine ausgeprägte Modernisierungsphase: Die Bevölkerung wuchs schnell und die Stadtmauern wurden abgebrochen, eine Verfassungsrevision beendete das Ratsherrenregiment und erweiterte die Partizipationsrechte der Bürger. Trotz aller Veränderungen wurden während dieser Phase die grossen Neuerungen an den Bauten der Universitätsbibliothek durch die alte soziale, politische und kulturelle Elite der Stadt und ihre kontinuierliche Schenkungstätigkeit ermöglicht. Beim Neubauprojekt von 1896 konnte die Bibliotheksleitung den Entwurf des Architekten Emanuel La Roches (1863-1922) auch deswegen gegen die prämierten Projekte eines Architekturwettbewerbs durchsetzten, weil es persönliche Verbindungen zwischen dem Architekten und der Bibliotheksleitung gab, und die hohen Kosten zur Hälfte von der Freien Akademischen Gesellschaft (FAG) aufgebracht wurden.
Von zugänglichen Regalen und beweglichen Katalogen
Der Neubau von 1896 präsentierte sich den Bibliotheksbesucherinnen und -besuchern zunächst als Eckbau: Rund um die ganze Eckpartie verlief eine Treppe, drei grosse, halbrunde Portale führten ins Innere, und ein Kuppeldach prägte die Frontansicht. Dominanter Teil des Gebäudes war aber das lang gezogene Büchermagazin. In der Bibliothek im Museum wurden die Bücher in hohen Regalen aufbewahrt, deren obere Regalbretter man nur noch mehr mit Hilfe einer Leiter oder über eine Galerie erreichen konnte. Im Gegensatz dazu wurden im Magazinsystem die Decken weit hinabgesenkt, sodass die Regalhöhe knapp 2.20 Meter betrug und der Bibliotheksdiener die Bücher zuoberst durch Strecken erreichte. Die Regale waren keine in den Raum gestellten Einrichtungsgegenstände, sondern Konstruktionsteile, die mit den senkrechten Eisenträgern des Magazin verbunden waren. Sie standen rechtwinklig zu den Seitenwänden und Fensteröffnungen, liessen einen Mittelgang frei und dank einer Zahnleiste konnten die einzelnen Regalbretter in ihrer Höhe verschoben werden. Der Aufbewahrungsort der Bücher war zu einem einzigen grossen Regal geworden. In einem Magazinsystem sollte so viel Raum wie möglich für die Aufbewahrung der Buchbestände nutzbar gemacht werden, die Bücher waren leicht zu finden und konnten schnell zur Ausleihe oder in den Lesesaal befördert werden.
Da die Bücher im Magazin von ihren Leserinnen und Lesern getrennt aufbewahrt wurden, kam dem Katalog als Findmittel eine wichtige Rolle zu. Bereits in der Bibliothek im Museum an der Augustinergasse nahm man 1867 ein Katalogisierungsprojekt in Angriff, das die Vielzahl der vorhandenen Bandkataloge in ein Katalogsystem zusammenfassen sollte, das die Neueingänge von Büchern, welche in immer grösser werdende Mengen eintrafen, schnell und zuverlässig verzeichnen musste, und das eine bewegliche alphabetische Ordnung zuliess. Um all diesen Aufgaben zu begegnen, etablierte sich in den zeitgenössischen Bibliotheken eine Katalogisierungspraxis, bei welcher man die Bücher verzettelte, die Katalogeinträge ordnete, die Ordnung aber nicht mehr in einen Bandkatalog fixierte, sondern sie dank der Zettel beweglich hielt. Zur allgemeinen Benutzung war der Zettelkatalog der Universitätsbibliothek Basel anfangs aber nicht geeignet. Aufgrund ihres Formats und ihrer Beschaffenheit liessen sich die Zettel nur schwer durchkämmen, und man befürchtete, dass die Zettel, in Schachteln aufbewahrt, in Unordnung gerieten. Ausserdem war bis zum Umzug in den Neubau von 1896 nur ein kleiner Teilbestand der Bücher verzettelt und nachschlagbar.
Die mangelhafte Qualität der Zettel behob man dadurch, dass man die Arbeiten an einem alphabetischen Zettelkatalog 1889 neu begann. Alle Bücher, auch die schon verzettelten, wurden neu auf standardisierten Zetteln verzeichnet. Für die Aufbewahrung fand man eine Lösung im Neubau. Es wurde eigens ein Katalogsaal eingerichtet, der Platz bot für Schränke mit Schubfächern, in welchen die Zettel eingereiht wurden. Die räumlichen und bibliothekstechnischen Neuerungen ermöglichten allen Benutzerinnen und Benutzer eine gleichbleibende Abfrage des Katalogs. Bedingung dafür war aber, dass die Bestände immer gleich katalogisiert wurden. Die Basis dafür wurde mit dem Aufbau der Bibliotheksverwaltung geschaffen.
Über die Institutionalisierung des Bibliothekbetriebs
Das erste Projekt eines Zettelkatalogs wurde von Wilhelm Vischer-Heusler (1833-1886) initiiert, dem ersten hauptamtlichen Bibliothekar der Universitätsbibliothek Basel. Er konnte aber nur auf die Mitarbeit eines Unterbibliothekars und wechselnder studentischer Aushilfen zählen. Das Katalogisierungsprojekt kam solange nicht voran, bis 1883 – in der Amtszeit seines Nachfolgers Ludwig Sieber (1833-1891) – der Personalbestand um einen zweiten und dritten Bibliothekar aufgestockt wurde. Die Bibliothekare unterlagen einer Amtsordnung und die Aufgaben der Bibliothek wurden arbeitsteilig organisiert; auch die Katalogisierungsarbeit, für die der dritte Bibliothekar – Carl Christoph Bernoulli (1861-1923), ab 1891 Oberbibliothekar – zuständig war. Er arbeitete Kataloginstruktionen aus, damit alle Mitarbeiter des Katalogprojekts nach denselben Anweisungen handelten, die Bücher verzettelten und ordneten.
Die arbeitsteilige Organisation des Bibliothekbetriebs versetzte die Mitarbeiter in die Lage, einzelne Aufgaben genauer auszuführen, löste diese vom Bezug auf die Person des Oberbibliothekars, machte es aber auch nötig, dass alle wichtigen Informationen schriftlich vorlagen, um den korrekten Betrieb der Bibliothek zu garantieren. Mit dem Aufbau der Bibliotheksverwaltung wurde ausserdem dafür gesorgt, dass diese anhand von Jahresberichten Rechenschaft über ihre Praxis ablegte und die grundlegenden Tätigkeiten der Bibliothek statistisch reflektierte: Der Bestand wuchs, die Benutzung intensivierte sich, mehr Bücher wurden katalogisiert und ausgeliehen, die Bibliothek verfügte über grössere finanzielle Mittel und die Zahl ihrer Mitarbeiter stieg an. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts konstatierte die Bibliothek ein Wachstum nach allen Richtungen.
In manche Richtungen war ein Wachstum schon in der Mitte des Jahrhunderts zu beobachten. Es stand damit am Anfang des beschriebenen Modernisierungsprozesses, der im Verlauf der Geschichte das Wachstum der Bibliothek auf allen Ebenen wiederum beförderte.
Die Bibliothek teilt sich als Gebäude
Ende der 1820er Jahre führte der Bestandeszuwachs dazu, dass die Bücher der Universitätsbibliothek in ihrer Behausung im «Haus zur Mücke» auf dem Basler Münsterplatz nicht mehr genügend Platz fanden. Gleichenorts waren ausserdem noch andere Sammlungsgegenstände (Gemälde, Zeichnungen, Kupferstiche, Münzen und andere Artefakte) untergebracht. Die Ausdehnung der Sammlung auf ein Nebengebäude war schon vorbereitet worden, als die Kantonstrennung 1833 den Fortbestand der Universität und der mit ihr verbundenen akademischen Sammlungen in Frage stellte.
In den Jahrzehnten nach der Kantonstrennung konnten sich die Universität und mit ihr die Sammlungen konsolidieren. Dem neuen Selbstverständnis der Universität und dem neuen rechtlichen Status der Sammlungen entsprach das klassizistische Museumsgebäude an der Augustinergasse (erbaut 1844-1849), welches sowohl Einrichtungen der Physik und Chemie als auch allen Sammlungen Platz bot. Die Bibliothek wurde gesondert im rechten Flügel des Museums eingerichtet. Die Bücher fanden Platz in den Büchersälen, der Bibliothekar im Arbeitszimmer und die Lesenden im Lesezimmer. Ihre anfängliche Funktion konnten die verschiedenen Bibliotheksräume aber nur während eines kurzen Zeitraums erfüllen. Bald nach dem Einzug machte sich wieder Platzmangel breit: Der Bücherbestand wuchs weiter, im Lesezimmer fanden kaum zehn Besucher und Besucherinnen gleichzeitig Platz und nachdem neben dem Bibliothekar auch weitere Beamte verpflichtet worden waren, fehlte es an Arbeitsplätzen.
Seit den 1880er Jahren hatte die Bibliothek in ihren Jahresberichten stets auf die immer prekärer werdenden Raumverhältnisse im Museum hingewiesen und konnte 1890 die Neubauplanung durch einen Bericht über ein neues Bibliotheksgebäude gemäss ihren Vorstellungen konkretisieren. In den Bericht flossen einerseits Erfahrungen ein, die man durch den Bibliotheksbetrieb im Museumsgebäude gemacht hatte, und andererseits orientierte man sich an einer Vielzahl von neuen Bibliotheksgebäuden, die seit Mitte des 19. Jahrhunderts in London, Paris und verschiedenen Orten Deutschlands gebaut worden waren. Diese Neu- und Umbauten ragten dadurch hervor, dass die Bücher in einem Büchermagazin aufbewahrt wurden, dass die Gebäude einen zentralen Lesesaal besassen und fast alle Räume der Verwaltung von den Räumen der Benutzerinnen und Benutzer getrennt waren. Eine dreigliedrige Bibliotheksarchitektur war damit zum Paradigma erhoben worden. In Basel wurde ein Bibliotheksgebäude nach diesem Modell schliesslich auf dem Areal des ehemaligen Spalengottesackers auch gebaut (1893-1896).
Seine Bedeutung im Modernisierungsprozess erhielt der Bibliotheksneubau aber nicht nur dank der klaren Differenzierung in funktional getrennte Räume und Raumgruppen, sondern auch durch den Standort. Die Bibliothek hatte sich vom geschichtsträchtigen Münsterbezirk verabschiedet und kam am Rande der Stadt zu stehen, wo sie – neben der schon gebauten Anstalt für Physik, Chemie und Astronomie (Bernoullianum) und der Anstalt für Anatomie und Physiologie (Vesalianum) – zur Herausbildung eines neuen Universitätszentrums beitrug. Während der Zeit, in der die Bibliothek im Museum zu Hause war, trat die Stadt als ganzes in eine ausgeprägte Modernisierungsphase: Die Bevölkerung wuchs schnell und die Stadtmauern wurden abgebrochen, eine Verfassungsrevision beendete das Ratsherrenregiment und erweiterte die Partizipationsrechte der Bürger. Trotz aller Veränderungen wurden während dieser Phase die grossen Neuerungen an den Bauten der Universitätsbibliothek durch die alte soziale, politische und kulturelle Elite der Stadt und ihre kontinuierliche Schenkungstätigkeit ermöglicht. Beim Neubauprojekt von 1896 konnte die Bibliotheksleitung den Entwurf des Architekten Emanuel La Roches (1863-1922) auch deswegen gegen die prämierten Projekte eines Architekturwettbewerbs durchsetzten, weil es persönliche Verbindungen zwischen dem Architekten und der Bibliotheksleitung gab, und die hohen Kosten zur Hälfte von der Freien Akademischen Gesellschaft (FAG) aufgebracht wurden.
Von zugänglichen Regalen und beweglichen Katalogen
Der Neubau von 1896 präsentierte sich den Bibliotheksbesucherinnen und -besuchern zunächst als Eckbau: Rund um die ganze Eckpartie verlief eine Treppe, drei grosse, halbrunde Portale führten ins Innere, und ein Kuppeldach prägte die Frontansicht. Dominanter Teil des Gebäudes war aber das lang gezogene Büchermagazin. In der Bibliothek im Museum wurden die Bücher in hohen Regalen aufbewahrt, deren obere Regalbretter man nur noch mehr mit Hilfe einer Leiter oder über eine Galerie erreichen konnte. Im Gegensatz dazu wurden im Magazinsystem die Decken weit hinabgesenkt, sodass die Regalhöhe knapp 2.20 Meter betrug und der Bibliotheksdiener die Bücher zuoberst durch Strecken erreichte. Die Regale waren keine in den Raum gestellten Einrichtungsgegenstände, sondern Konstruktionsteile, die mit den senkrechten Eisenträgern des Magazin verbunden waren. Sie standen rechtwinklig zu den Seitenwänden und Fensteröffnungen, liessen einen Mittelgang frei und dank einer Zahnleiste konnten die einzelnen Regalbretter in ihrer Höhe verschoben werden. Der Aufbewahrungsort der Bücher war zu einem einzigen grossen Regal geworden. In einem Magazinsystem sollte so viel Raum wie möglich für die Aufbewahrung der Buchbestände nutzbar gemacht werden, die Bücher waren leicht zu finden und konnten schnell zur Ausleihe oder in den Lesesaal befördert werden.
Da die Bücher im Magazin von ihren Leserinnen und Lesern getrennt aufbewahrt wurden, kam dem Katalog als Findmittel eine wichtige Rolle zu. Bereits in der Bibliothek im Museum an der Augustinergasse nahm man 1867 ein Katalogisierungsprojekt in Angriff, das die Vielzahl der vorhandenen Bandkataloge in ein Katalogsystem zusammenfassen sollte, das die Neueingänge von Büchern, welche in immer grösser werdende Mengen eintrafen, schnell und zuverlässig verzeichnen musste, und das eine bewegliche alphabetische Ordnung zuliess. Um all diesen Aufgaben zu begegnen, etablierte sich in den zeitgenössischen Bibliotheken eine Katalogisierungspraxis, bei welcher man die Bücher verzettelte, die Katalogeinträge ordnete, die Ordnung aber nicht mehr in einen Bandkatalog fixierte, sondern sie dank der Zettel beweglich hielt. Zur allgemeinen Benutzung war der Zettelkatalog der Universitätsbibliothek Basel anfangs aber nicht geeignet. Aufgrund ihres Formats und ihrer Beschaffenheit liessen sich die Zettel nur schwer durchkämmen, und man befürchtete, dass die Zettel, in Schachteln aufbewahrt, in Unordnung gerieten. Ausserdem war bis zum Umzug in den Neubau von 1896 nur ein kleiner Teilbestand der Bücher verzettelt und nachschlagbar.
Die mangelhafte Qualität der Zettel behob man dadurch, dass man die Arbeiten an einem alphabetischen Zettelkatalog 1889 neu begann. Alle Bücher, auch die schon verzettelten, wurden neu auf standardisierten Zetteln verzeichnet. Für die Aufbewahrung fand man eine Lösung im Neubau. Es wurde eigens ein Katalogsaal eingerichtet, der Platz bot für Schränke mit Schubfächern, in welchen die Zettel eingereiht wurden. Die räumlichen und bibliothekstechnischen Neuerungen ermöglichten allen Benutzerinnen und Benutzer eine gleichbleibende Abfrage des Katalogs. Bedingung dafür war aber, dass die Bestände immer gleich katalogisiert wurden. Die Basis dafür wurde mit dem Aufbau der Bibliotheksverwaltung geschaffen.
Über die Institutionalisierung des Bibliothekbetriebs
Das erste Projekt eines Zettelkatalogs wurde von Wilhelm Vischer-Heusler (1833-1886) initiiert, dem ersten hauptamtlichen Bibliothekar der Universitätsbibliothek Basel. Er konnte aber nur auf die Mitarbeit eines Unterbibliothekars und wechselnder studentischer Aushilfen zählen. Das Katalogisierungsprojekt kam solange nicht voran, bis 1883 – in der Amtszeit seines Nachfolgers Ludwig Sieber (1833-1891) – der Personalbestand um einen zweiten und dritten Bibliothekar aufgestockt wurde. Die Bibliothekare unterlagen einer Amtsordnung und die Aufgaben der Bibliothek wurden arbeitsteilig organisiert; auch die Katalogisierungsarbeit, für die der dritte Bibliothekar – Carl Christoph Bernoulli (1861-1923), ab 1891 Oberbibliothekar – zuständig war. Er arbeitete Kataloginstruktionen aus, damit alle Mitarbeiter des Katalogprojekts nach denselben Anweisungen handelten, die Bücher verzettelten und ordneten.
Die arbeitsteilige Organisation des Bibliothekbetriebs versetzte die Mitarbeiter in die Lage, einzelne Aufgaben genauer auszuführen, löste diese vom Bezug auf die Person des Oberbibliothekars, machte es aber auch nötig, dass alle wichtigen Informationen schriftlich vorlagen, um den korrekten Betrieb der Bibliothek zu garantieren. Mit dem Aufbau der Bibliotheksverwaltung wurde ausserdem dafür gesorgt, dass diese anhand von Jahresberichten Rechenschaft über ihre Praxis ablegte und die grundlegenden Tätigkeiten der Bibliothek statistisch reflektierte: Der Bestand wuchs, die Benutzung intensivierte sich, mehr Bücher wurden katalogisiert und ausgeliehen, die Bibliothek verfügte über grössere finanzielle Mittel und die Zahl ihrer Mitarbeiter stieg an. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts konstatierte die Bibliothek ein Wachstum nach allen Richtungen.
In manche Richtungen war ein Wachstum schon in der Mitte des Jahrhunderts zu beobachten. Es stand damit am Anfang des beschriebenen Modernisierungsprozesses, der im Verlauf der Geschichte das Wachstum der Bibliothek auf allen Ebenen wiederum beförderte.
Advisors: | Dommann, Monika |
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Faculties and Departments: | 04 Faculty of Humanities and Social Sciences > Departement Geschichte > Ehemalige Einheiten Geschichte > Materialfluss 1850-2000 (Dommann) |
UniBasel Contributors: | Dommann, Monika |
Item Type: | Thesis |
Thesis Subtype: | Master Thesis |
Thesis no: | UNSPECIFIED |
Thesis status: | Complete |
Last Modified: | 05 Apr 2018 17:40 |
Deposited On: | 06 Feb 2018 11:30 |
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