Ritz, Josef. Die Wahrnehmung des Sacco di Roma von 1527 in Basel. Politische und wirtschaftliche Interessen, Religion und Kultur. 2005, Master Thesis, University of Basel, Faculty of Humanities and Social Sciences.
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Abstract
Der Sacco di Roma fand unter dem Pontifikat des Papstes Clemens VII. im Jahre 1527 statt. Am 6. Mai wurde die Stadt durch Truppen Kaiser Karls V. erobert und in den darauf folgenden Monaten ausgeplündert. Der Papst wurde während dieser Zeit in der Engelsburg gefangen gehalten. Von dort entkam er in der Nacht des 8. Dezember. Das militärische Ereignis – so katastrophal es sich auch in die Länge zog – war geistesgeschichtlich bloss der Höhepunkt eines länger währenden Konfliktes, der im Zusammenstoss zweier universalistischer Mächte, - des Papsttums und des Kaisertums – bestand. In diesem grösseren Kontext wird in dieser Arbeit der Sacco di Roma verstanden. Der Begriff „Wahrnehmung“ wird dabei nicht allein auf Erwähnung in Quellen der Stadt und in dieser Zeit, sondern auch auf aktives Weiterverfolgen von Erkanntem in kontextualisierbaren Handlungen bezogen. Mit diesem erkenntnisleitenden Konstrukt von Wahrnehmung wird nun nach dem Verhalten gesucht, das der Sacco di Roma in seinem erweiterten Verständnis auf das zeitgenössische Basel bewirkt hat.
Die Verhältnisse in Rom
Rom, berühmt und berüchtigt als „caput mundi“, wies zu Beginn des 16. Jahrhunderts im Glanz der Hochrenaissance auch bedenkliche Risse auf und stiess da und dort auf Widerspruch. Ambivalent und unstet wirkte die Politik der Päpste, übertüncht mit Frömmigkeit der Materialismus der Kirchenfürsten; die „heilige Stadt“ bot ein Bild der „Hure Babylon“; Delicados Prostituierte „Luzana Andalusa“ fühlte sich wohl in Rom; die „statue parlanti“, unter ihnen besonders Pasquino, mischten Hohn und Spott über die kirchlichen Zustände in Rom in ihr Tagesgespräch. In diesem Kontext erschien die „fides romana“ in den Augen Europas nicht mehr des vollen Vertrauens würdig, und die Ereignisse von 1527 wurden nahezu als apokalyptische Begebenheiten empfunden. Die Deutungen des Sacco fielen unterschiedlich aus: Abwarten galt am kaiserlichen Hof in Spanien, Zaudern beim König in Frankreich, Initiative zur Rettung des Papstes beim König in England, der Wille zur Umkehr nach der „Strafe Gottes“ in betont kirchlichen Kreisen. Aus den europaweiten und aus den für Basel spezifischen Reaktionen werden nun die Wahrnehmungsmuster herausgearbeitet und in die Interessenkategorien „Politik“, „Ökonomie“, „Religion“ und „Kultur“ zerlegt. Damit wird von Wertsetzungen, also moralischen Kategorien, über wirtschaftliche, geistliche und kulturelle Muster eine breite Typologie der Wahrnehmungsfaktoren und –stereotype gewonnen.
Die Wahrnehmung in Basel
Mit dem Arbeitsinstrument der gewonnenen Wahrnehmungstypologie wird nun im Hauptteil der Arbeit systematisch Basels Wahrnehmung im kontextuellen Verhalten zum Sacco di Roma erforscht. Als Kontext werden Europa und die Reformation im Auge behalten. Durchsucht werden vor allem die Basler Chroniken, die Amerbachkorrespondenz, Rudolf Wackernagels „Geschichte der Stadt Basel“, einige Schriften des Erasmus und die Reformationsakten sowie für den europäischen Zusammenhang die venezianische Chronik des Sanudo. Während das reine Militärereignis „Sacco“ in spärlich vorhandenen Akten im Staatsarchiv ein leises Echo gefunden hat weisen die Konflikte zwischen Papst und Kaiser um Rom in der Bischofsstadt Basel einen zeitgenössisch spannungsgeladenen Ablauf im Verhalten von Bischof und Stadt(regierung) auf.
Als hochkomplex erweisen sich die politischen und wirtschaftlichen Wahrnehmungsfaktoren. Basel, damals noch jung in der Eidgenossenschaft, geografisch an deren Nordwestecke gelegen, an allen anderen Seiten ans Reich grenzend, die Erlebnisse der Soldgänge vor und nach Marignano mit anderen Kantonen teilend – entschloss sich aussenpolitisch und damit auch Rom gegenüber zum „Stillsitzen“; in fürstbischöflichen Gebieten ausserhalb der Stadt waren Konfliktsituationen jedoch nicht auszuschliessen wo es um die Sicherung der Handelswege in Richtung Gotthardpass und zu den Messen in Lausanne und Lyon ging; den Grossmächten gegenüber brachte einzig das Soldbündnis mit Frankreich von 1521 prekäre Situationen wenn es galt, mit den Franzosen Partei gegen den Kaiser (wie am militärischen Sacco di Roma) zu nehmen. Innenpolitisch galt das Augenmerk den Autonomiebestrebungen der Stadt und dem Prozess der Reformation. Die zeitgenössische Wahrnehmung lässt sich insbesondere aus den Basler Chroniken von Konrad Schnitt und Niklaus Briefer für die Zeit von 1517 bis zum 9. Februar 1529 sowie aus den Basler Reformationsakten feststellen. Das bisherige (städtische) Abhängigkeitsverhältnis wurde 1521 mit der Trennung vom Bischof aufgelöst, die wirtschaftlichen Verbindungen blieben wegen grenzübergreifenden Besitzungen des Domstiftes und des Domkapitels verworren und führten zu lange währenden Auseinandersetzungen. Die Kontrastierung von Obrigkeit und Untertanen trat im Kontext der reformatorischen Bewegung mit der Betonung der „Autorität des Wortes“ schärfer hervor und erschien als eine lokale politische Variante des „Sacco“, da hier die ältere Ordnung mit ihrer noch immer auf die ursprünglich bischöfliche Herrschaftsgewalt verweisenden Legitimationsstrukturen endgültig abgelöst wurde.
Die Muster der volksreligiösen Kritik konnten im Glaubensleben der damaligen Menschen, in der Glaubensunterweisung (darunter auch im Bibelunterricht des Ökolampad), in der Einstellung zur Kirche, in den Glaubensgesprächen, im Abendmahls- und Bilderstreit und ganz besonders im dekadenten Lebensstil des Klerus aufgedeckt werden. Eingebettet in den Verlauf volksreligiöser Kirchenkritik kommt darin gleichsam ein antiklerikaler „Sacco“ zum Vorschein. Gleiches gilt für die Korrespondenz zwischen Amerbach und Montaigne – ein zuweilen vergessener Schatz -, der das malum exemplum der „Roma capta“ beschwört und damit die humanistische Kritik von der „Hure Babylon“ auf die antiken augustinischen Muster bezieht. Die humanistische Kirchenkritik setzt - wie in grossen Teilen von Europa - bereits in der vorreformatorischen Bewegung ein. In Basel schlossen sich den Kreisen der Solidarität – wie sich die humanistischen Versammlungen nannten - auch Männer wie Ökolampad, Bischof Utenheim, Hans Holbein d.J., berühmte Buchdrucker und viele andere an. Die Verschränkung von humanistischer Kirchenkritik mit reformatorischen Konzepten liess dann allerdings wie bei Ökolampad apokalyptische Töne anklingen, wenn ihm der „Sacco“ als „Fall des Antichrist“ erscheinen will. Kämpferische Motive, gepaart mit Aggressionen gegen Rom und römische Institutionen, konnten in den Flugschriften und Pasquillen ausgemacht werden. Während aber das humanistische Muster auf dem Boden gut fundierter Kirchenkritik verbleibt, mündet später die volksreligiöse Kirchenkritik 1528/29 in den Bildersturm. Besonnen und wenig überrascht reagiert Erasmus im „Ciceronianus“ (1528) auf den Sacco di Roma: Was er früher in weiser Voraussicht geahnt hatte, ist in Rom eingetroffen: Mit dem zum geflügelten Wort gewordenen „Roma Roma non est“ nimmt er den Sacco nun wahr als Strafe für das pagan gewordene, allein noch humanistisch und nicht mehr christlich konnotierte Rom.
Europäischer Kontext.
Als methodisches Resultat der Untersuchung kann festgehalten werden, dass in formaler Sicht Basels Wahrnehmung des Sacco kein Alleingang, sondern ein Phänomen von simultanen Erscheinungsformen im Beziehungsgeflecht weiter Teile Europas gewesen ist. Inhaltlich kann in diesem Kontext die Wahrnehmung als stark von Interessen bedingtes Verhalten bestimmt werden. So nutzte man da und dort die politische und wirtschaftliche Entmachtung Roms zur Stärkung der eigenen autonomen Bestrebungen; religiöse und kulturelle Interessen oszillierten in einem breit gestreuten Raster. Ein Vergleich der Basler Muster mit einzelnen Kantonen der Eidgenossenschaft und weiteren Teilen Europas erwies weitgehende Übereinstimmung. So liessen sich die Basler Muster der Reformation - Kirchenkritik, evangelische Rückkehr zum „Wort“, Glaubensdisputationen, Bildkritik und Messedestruierung, volksreligiöse Strömungen und Beurteilung des Sacco als „Strafe Gottes“ - für Zürich und Bern, für die skandinavischen Länder, für Teile Deutschlands und für England als quasi stereotype Übereinstimmungen feststellen. Politische und besondere ökonomische Interessen haben weitgehend genuine Verhaltensweisen nahe gelegt, so das „Stillsitzen“ gegenüber Rom in der „Eidgenossenschaft“, das sich für Basel als Spezifikum erwies während beispielsweise Zürich wegen der Obhut zur päpstlichen Schweizergarde und mit Soldrückstellungen in diesem Kontext zu schaffen hatte; Frankreich war immer wieder zu Bündnissen bereit um gegen die habsburgische Übermacht bestehen zu können; der König von England setzte sich zur Befreiung des Papstes ein und entschloss sich erst zur Wendung als seine gewünschte Ehescheidung dann doch nicht gewährt wurde, in den skandinavischen Ländern hat der Appetit nach Kirchengütern den Reformwillen der Königshäuser besonders beflügelt. In Basel und in den (vorwiegend) nördlichen Teilen Europas, wo Übereinstimmung bezüglich „Sacco“ als „Strafe Gottes an Rom“ herrschte, liessen sich im Kontext der Reformation zwei Muster als übergeordnet ausmachen, nämlich die Nutzbarmachung des Sacco zu Legitimationskonzepten für Kirchenreform oder/und für neue staatlich städtische Ordnungen. Die Positionen in der Wahrnehmung des Sacco lassen sich in variierende Deutungen zwischen den Polen „kaiserlich“ (Frontalangriff auf die Machtstellung Roms) und „römisch“ (auf dem kostspieligen Verliererposten der Entmachtung) einordnen. In der in dieser Angelegenheit geteilten „Eidgenossenschaft“ nahm Basel die Position der Reformatoren ein, die sich mit dem scharfsinnig beobachtenden Denker Erasmus umschreiben lässt mit „Quam orbis partem immunem ab hac procella videre licet!“
Die Verhältnisse in Rom
Rom, berühmt und berüchtigt als „caput mundi“, wies zu Beginn des 16. Jahrhunderts im Glanz der Hochrenaissance auch bedenkliche Risse auf und stiess da und dort auf Widerspruch. Ambivalent und unstet wirkte die Politik der Päpste, übertüncht mit Frömmigkeit der Materialismus der Kirchenfürsten; die „heilige Stadt“ bot ein Bild der „Hure Babylon“; Delicados Prostituierte „Luzana Andalusa“ fühlte sich wohl in Rom; die „statue parlanti“, unter ihnen besonders Pasquino, mischten Hohn und Spott über die kirchlichen Zustände in Rom in ihr Tagesgespräch. In diesem Kontext erschien die „fides romana“ in den Augen Europas nicht mehr des vollen Vertrauens würdig, und die Ereignisse von 1527 wurden nahezu als apokalyptische Begebenheiten empfunden. Die Deutungen des Sacco fielen unterschiedlich aus: Abwarten galt am kaiserlichen Hof in Spanien, Zaudern beim König in Frankreich, Initiative zur Rettung des Papstes beim König in England, der Wille zur Umkehr nach der „Strafe Gottes“ in betont kirchlichen Kreisen. Aus den europaweiten und aus den für Basel spezifischen Reaktionen werden nun die Wahrnehmungsmuster herausgearbeitet und in die Interessenkategorien „Politik“, „Ökonomie“, „Religion“ und „Kultur“ zerlegt. Damit wird von Wertsetzungen, also moralischen Kategorien, über wirtschaftliche, geistliche und kulturelle Muster eine breite Typologie der Wahrnehmungsfaktoren und –stereotype gewonnen.
Die Wahrnehmung in Basel
Mit dem Arbeitsinstrument der gewonnenen Wahrnehmungstypologie wird nun im Hauptteil der Arbeit systematisch Basels Wahrnehmung im kontextuellen Verhalten zum Sacco di Roma erforscht. Als Kontext werden Europa und die Reformation im Auge behalten. Durchsucht werden vor allem die Basler Chroniken, die Amerbachkorrespondenz, Rudolf Wackernagels „Geschichte der Stadt Basel“, einige Schriften des Erasmus und die Reformationsakten sowie für den europäischen Zusammenhang die venezianische Chronik des Sanudo. Während das reine Militärereignis „Sacco“ in spärlich vorhandenen Akten im Staatsarchiv ein leises Echo gefunden hat weisen die Konflikte zwischen Papst und Kaiser um Rom in der Bischofsstadt Basel einen zeitgenössisch spannungsgeladenen Ablauf im Verhalten von Bischof und Stadt(regierung) auf.
Als hochkomplex erweisen sich die politischen und wirtschaftlichen Wahrnehmungsfaktoren. Basel, damals noch jung in der Eidgenossenschaft, geografisch an deren Nordwestecke gelegen, an allen anderen Seiten ans Reich grenzend, die Erlebnisse der Soldgänge vor und nach Marignano mit anderen Kantonen teilend – entschloss sich aussenpolitisch und damit auch Rom gegenüber zum „Stillsitzen“; in fürstbischöflichen Gebieten ausserhalb der Stadt waren Konfliktsituationen jedoch nicht auszuschliessen wo es um die Sicherung der Handelswege in Richtung Gotthardpass und zu den Messen in Lausanne und Lyon ging; den Grossmächten gegenüber brachte einzig das Soldbündnis mit Frankreich von 1521 prekäre Situationen wenn es galt, mit den Franzosen Partei gegen den Kaiser (wie am militärischen Sacco di Roma) zu nehmen. Innenpolitisch galt das Augenmerk den Autonomiebestrebungen der Stadt und dem Prozess der Reformation. Die zeitgenössische Wahrnehmung lässt sich insbesondere aus den Basler Chroniken von Konrad Schnitt und Niklaus Briefer für die Zeit von 1517 bis zum 9. Februar 1529 sowie aus den Basler Reformationsakten feststellen. Das bisherige (städtische) Abhängigkeitsverhältnis wurde 1521 mit der Trennung vom Bischof aufgelöst, die wirtschaftlichen Verbindungen blieben wegen grenzübergreifenden Besitzungen des Domstiftes und des Domkapitels verworren und führten zu lange währenden Auseinandersetzungen. Die Kontrastierung von Obrigkeit und Untertanen trat im Kontext der reformatorischen Bewegung mit der Betonung der „Autorität des Wortes“ schärfer hervor und erschien als eine lokale politische Variante des „Sacco“, da hier die ältere Ordnung mit ihrer noch immer auf die ursprünglich bischöfliche Herrschaftsgewalt verweisenden Legitimationsstrukturen endgültig abgelöst wurde.
Die Muster der volksreligiösen Kritik konnten im Glaubensleben der damaligen Menschen, in der Glaubensunterweisung (darunter auch im Bibelunterricht des Ökolampad), in der Einstellung zur Kirche, in den Glaubensgesprächen, im Abendmahls- und Bilderstreit und ganz besonders im dekadenten Lebensstil des Klerus aufgedeckt werden. Eingebettet in den Verlauf volksreligiöser Kirchenkritik kommt darin gleichsam ein antiklerikaler „Sacco“ zum Vorschein. Gleiches gilt für die Korrespondenz zwischen Amerbach und Montaigne – ein zuweilen vergessener Schatz -, der das malum exemplum der „Roma capta“ beschwört und damit die humanistische Kritik von der „Hure Babylon“ auf die antiken augustinischen Muster bezieht. Die humanistische Kirchenkritik setzt - wie in grossen Teilen von Europa - bereits in der vorreformatorischen Bewegung ein. In Basel schlossen sich den Kreisen der Solidarität – wie sich die humanistischen Versammlungen nannten - auch Männer wie Ökolampad, Bischof Utenheim, Hans Holbein d.J., berühmte Buchdrucker und viele andere an. Die Verschränkung von humanistischer Kirchenkritik mit reformatorischen Konzepten liess dann allerdings wie bei Ökolampad apokalyptische Töne anklingen, wenn ihm der „Sacco“ als „Fall des Antichrist“ erscheinen will. Kämpferische Motive, gepaart mit Aggressionen gegen Rom und römische Institutionen, konnten in den Flugschriften und Pasquillen ausgemacht werden. Während aber das humanistische Muster auf dem Boden gut fundierter Kirchenkritik verbleibt, mündet später die volksreligiöse Kirchenkritik 1528/29 in den Bildersturm. Besonnen und wenig überrascht reagiert Erasmus im „Ciceronianus“ (1528) auf den Sacco di Roma: Was er früher in weiser Voraussicht geahnt hatte, ist in Rom eingetroffen: Mit dem zum geflügelten Wort gewordenen „Roma Roma non est“ nimmt er den Sacco nun wahr als Strafe für das pagan gewordene, allein noch humanistisch und nicht mehr christlich konnotierte Rom.
Europäischer Kontext.
Als methodisches Resultat der Untersuchung kann festgehalten werden, dass in formaler Sicht Basels Wahrnehmung des Sacco kein Alleingang, sondern ein Phänomen von simultanen Erscheinungsformen im Beziehungsgeflecht weiter Teile Europas gewesen ist. Inhaltlich kann in diesem Kontext die Wahrnehmung als stark von Interessen bedingtes Verhalten bestimmt werden. So nutzte man da und dort die politische und wirtschaftliche Entmachtung Roms zur Stärkung der eigenen autonomen Bestrebungen; religiöse und kulturelle Interessen oszillierten in einem breit gestreuten Raster. Ein Vergleich der Basler Muster mit einzelnen Kantonen der Eidgenossenschaft und weiteren Teilen Europas erwies weitgehende Übereinstimmung. So liessen sich die Basler Muster der Reformation - Kirchenkritik, evangelische Rückkehr zum „Wort“, Glaubensdisputationen, Bildkritik und Messedestruierung, volksreligiöse Strömungen und Beurteilung des Sacco als „Strafe Gottes“ - für Zürich und Bern, für die skandinavischen Länder, für Teile Deutschlands und für England als quasi stereotype Übereinstimmungen feststellen. Politische und besondere ökonomische Interessen haben weitgehend genuine Verhaltensweisen nahe gelegt, so das „Stillsitzen“ gegenüber Rom in der „Eidgenossenschaft“, das sich für Basel als Spezifikum erwies während beispielsweise Zürich wegen der Obhut zur päpstlichen Schweizergarde und mit Soldrückstellungen in diesem Kontext zu schaffen hatte; Frankreich war immer wieder zu Bündnissen bereit um gegen die habsburgische Übermacht bestehen zu können; der König von England setzte sich zur Befreiung des Papstes ein und entschloss sich erst zur Wendung als seine gewünschte Ehescheidung dann doch nicht gewährt wurde, in den skandinavischen Ländern hat der Appetit nach Kirchengütern den Reformwillen der Königshäuser besonders beflügelt. In Basel und in den (vorwiegend) nördlichen Teilen Europas, wo Übereinstimmung bezüglich „Sacco“ als „Strafe Gottes an Rom“ herrschte, liessen sich im Kontext der Reformation zwei Muster als übergeordnet ausmachen, nämlich die Nutzbarmachung des Sacco zu Legitimationskonzepten für Kirchenreform oder/und für neue staatlich städtische Ordnungen. Die Positionen in der Wahrnehmung des Sacco lassen sich in variierende Deutungen zwischen den Polen „kaiserlich“ (Frontalangriff auf die Machtstellung Roms) und „römisch“ (auf dem kostspieligen Verliererposten der Entmachtung) einordnen. In der in dieser Angelegenheit geteilten „Eidgenossenschaft“ nahm Basel die Position der Reformatoren ein, die sich mit dem scharfsinnig beobachtenden Denker Erasmus umschreiben lässt mit „Quam orbis partem immunem ab hac procella videre licet!“
Advisors: | Freiherr von Müller, Achatz |
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Faculties and Departments: | 04 Faculty of Humanities and Social Sciences > Departement Geschichte > Ehemalige Einheiten Geschichte > Geschichte des Mittelalters (Freiherr von Müller) |
UniBasel Contributors: | Freiherr von Müller, Achatz |
Item Type: | Thesis |
Thesis Subtype: | Master Thesis |
Thesis no: | UNSPECIFIED |
Thesis status: | Complete |
Last Modified: | 22 Apr 2018 04:33 |
Deposited On: | 06 Feb 2018 11:28 |
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