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Benedikt Banga (1802-1865) vom Revoluzzer zum Wohltäter

Häfliger, Max. Benedikt Banga (1802-1865) vom Revoluzzer zum Wohltäter. 2007, Master Thesis, University of Basel, Faculty of Humanities and Social Sciences.

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Abstract

Bei Benedikt Banga fehlt - bis auf ein paar ganz wenige Quellen, die sich im Besitze seiner Nachkommen befinden - ein persönlicher Nachlass. Das ist ausserordentlich zu bedauern, bleibt doch damit das ganze Privatleben dieser eigenen und vielschichtigen Person aus der Frühzeit des jungen Kantons Basel-Landschaft im Dunkel der Vergessenheit zurück.
Ganz anders verhält es sich beim politischen Banga. Es war die Zielsetzung dieser Lizentiatsarbeit, die vielen Quellen aufzuarbeiten und Banga in seinen Erfolgen und Niederlagen, in seinem Wandel vom Revoluzzer zum Wohltäter darzustellen. Wie in der Arbeit mehrmals zum Ausdruck kommt, sind von der Geschichtsschreibung her andere Persönlichkeiten, die im 19. Jahrhundert im Kanton Basel-Landschaft wirkten, besser erforscht und dokumentiert. Benedikt Banga war zwar ein Mann der ersten Stunde des jungen Kantons, doch offenbar nicht ein Mann der ersten Reihe. Bereits der wichtige Zeitzeuge und erste Drucker des Kantons, Wilhelm Schulz-Stutz, unterteilte in seinen wertvollen Notizen zur Geschichte von Baselland und derjenigen von Liestal die Führer der Revolution in zwei Gruppen und betitelte die beiden Kapitel, wo er diese Führer kurz beschrieb, wie folgt: „Die Führer der Revolution; Gutzwiller - Blarer - Plattner - Dr. Frey - Eglin - Singeisen - Landschreiber Dr. Hug - Dr. Hug von Zürich - Meyer.“ Ein paar Seiten später in den gleichen Notizen folgt in Kapitel 2: „Fernere Führer der Revolution: Banga - Aenishänsly - Debary - Dettwiler - Jourdan - Buser - Kölner - Walser.“ Der gleiche Schulz-Stutz schrieb über Gutzwiller und Blarer: „Gutzwiller und Blarer standen hoch erhaben über alle andern Männer der Revolution, ohne sie wäre keine Staatsumwälzung möglich gewesen, eine Kritik über sie dürfte ich mir nie erlauben.“ Und für Banga fand er die folgenden träfen Worte: „Benedikt Banga hat sich von Anfang an mit Wärme und Liebe der Landschaft angenommen.“
Und trotzdem war Benedikt Banga für den jungen Kanton eine äusserst wichtige Figur, ein typischer Mann der Regeneration, einer der für die liberalen Ideen mit Rat und Tat einstand, notfalls eben auch durch Revoluzzerei (der Marsch nach Diepflingen sei eines von vielen Beispielen). Banga organisierte aus Zofingen, er war dort für kurze Zeit als Zeichnungslehrer beschäftigt, nicht nur die erste Druckerei im Kanton Basel-Landschaft, sondern setzte das Medium der Presse, als erster Zeitungsmacher des Kantons, auch zielgerichtet ein, um mit spitzer und aggressiver  Feder gegen die Basler Geldaristokratie zu wettern oder für die Unabhängigkeit vor dem bösen Basel-Stadt zu werben. Auch die verbalen, harten, oftmals auch gehässigen Angriffe gegen die „Pfaffen aus Basel“ und „Jesuiten“ sind gut dokumentiert, dies obschon er in seinem Innersten immer wieder für christliche Werte eintrat. Die schillernde Bezeichnung „Revoluzzer“ trifft also voll ins Schwarze, denn er überbordete zeitweise sogar und brachte die provisorische Regierung der Landschaft auf ihrem Verhandlungsweg mit der Tagsatzung manchmal arg in Verlegenheit. Der Hitzkopf Banga wurde Landschreiber und dann Regierungsrat, und damit älter, reifer, besonnener und bewahrender. Je länger er im Amt war und Angehöriger der staatstragenden Elite wurde, desto mehr näherte er sich der Ordnungspartei an. Sein Einsatz galt fortan der Volksbildung, die er im Kanton heben wollte, und der Armut, die es zu bekämpfen galt. Die Gründung der verschiedenen gemeinnützigen Organisationen (Mitbegründer des Kantonsmuseums, der Kantonsbibliothek, des Staatsarchivs, der GGB u.v.a.) oder die Einführung von neuen Schulgesetzen bewiesen diese Tatsache. Banga war ein unermüdlicher Förderer des Erziehungs- und Bildungswesens. 
Eine ganz wichtige Charaktereigenschaft verdient noch spezielle Erwähnung: In seinem edlen Streben, die allgemeine Wohlfahrt zu verbessern, verhielt er sich immer altruistisch, die Werbung in eigener Sache war ihm ganz fremd. Das mag vielleicht auch ein Grund gewesen sein, warum er es nicht in die vorderste Reihe brachte. Wenn ich im Staatsarchiv Basel-Landschaft Sachdossiers durchkämme, dann fällt auf, wie schreibsicher (seine Handschrift ist mehrheitlich auch gut leserlich) er war und vor allem, welche Mengen an schriftlichen Dokumenten (Anträge an den Landrat, Gesetzesentwürfe, Vollzugsbestimmungen, Erlasse  und dergleichen mehr) er mit Tinte und Feder produziert hatte. Benedikt Banga war sozusagen ein Mann für den „Inneren Dienst“ und ein unermüdlicher Schaffer. „Das Tagblatt der Landschaft Basel“ erkannte diesen Dauereinsatz und würdigte ihn in einer Ausgabe aus dem Jahre 1915 folgendermassen: „Allen voran ging die Herausgabe der basellandschaftlichen Sammlung der gesetzlichen Erlasse, die dann auch bald in 3 Bänden im Gesamtumfange von 2260 Druckseiten erschien. […] Wie man seine Arbeitskraft kompetenten Ortes einschätzte, kann man daraus ermessen, dass ihm im Jahre 1843 die Abfassung der 10 ersten Amtsberichte für alle Departemente  innerhalb 6 Monaten übertragen wurde.“ Benedikt Banga wollte in seiner eigenen Arbeitsorganisation Prioritäten setzen, die Verwaltung den aktuellen Forderungen anpassen und effizienter gestalten. So verlangte er einige Jahre später nach einem „Schreiber“ für sich und die anderen Regierungsräte, um die Kräfte der Regierung auf das Wesentliche konzentrieren zu können. Doch sein Gesuch wurde vom Landrat abgelehnt. Die Basellandschaftliche Zeitung vom 18. November 1852 schrieb folgendes: „Einem Extra-Schreiber für die Erziehungsdirektion sprach ausser dem Erziehungsdirektor Banga selbst niemand das Wort. Bürgi meinte, wenn Millionäre von Basel und sogar der Bischof von Basel ihre Briefe selber schreiben, so sollte sich dessen unser Herr Erziehungsdirektor auch nicht weigern. Er sei dafür bezahlt, dass er arbeite.“ 
100 Jahre nach der Kantonstrennung widmete die „Basellandschaftliche Zeitung“ im August 1933 den Ereignissen von 1833 einige Spalten, erwähnte jedoch die Leistungen von Benedikt Banga mit keinem Wort. Vielmehr standen wiederum ein Stephan Gutzwiller, ein Franz Anton von Blarer und andere im Vordergrund. Benedikt Banga, der im 19. Jahrhundert im Kanton Basel-Landschaft zu den wichtigen Zeitgenossen gezählt wurde, ist in unseren Tagen weitgehend in Vergessenheit geraten. In Münchenstein gibt es zwar einen Erinnerungsort, ein bescheidenes Verbindungssträsschen, das seinen Namen trägt. Eine Grabstätte habe ich nirgends gefunden.
Die Familie will sich jedoch an eine Schrift auf einer kleinen Tafel bei einem Grabe in Liestal, das offenbar aufgehoben wurde, erinnern: „Hier ruht Benedikt Banga, Landschreiber, 1802-1865, Der Freund der Armen, Der Freund der Schule, Der Freund der Kirche, Der Freund der Kunst.“
Bis in die heutige Zeit ist eine ausführliche, schriftliche Darstellung von Leben und Wirken Bangas offen geblieben. Mit meiner fünf Monate andauernden Auseinandersetzung mit dem eigenen und einmaligen Menschen Banga ist in dieser Richtung ein winziger Anfang getan. Themenbereiche und Quellen gäbe es noch viele, um weitere Lücken zu füllen.
Ich nenne ein Beispiel: Ein äusserst packender und vertiefenswerter Umstand bei Banga wäre, dass er bei Peter Birmann in Basel in die Lehre ging und in seiner Zeit auch Johann Jakob Kettiger kennen lernte. Kettiger (als Schulinspektor) und Banga (als Regierungsrat für das Erziehungswesen) haben in der Bezirksschule Böckten den intelligenten Martin Grieder entdeckt und diesen wiederum bei der Familie Birmann in Basel platziert, wo er dann auch von der Witwe Juliane Birmann-Vischer adoptiert und erbberechtigt wurde. In der Literatur wird das mehrheitlich so dargestellt, als ob alles purer Zufall gewesen wäre. Die enge Verflechtung der Baselbieter Troika „Banga-Kettiger-Birmann“, die in der Stadt in den Malateliers von Vater und Sohn Birmann wurzelt, wäre noch herauszuarbeiten, denn durch diese segensreiche Konstellation sind sich Stadt und Land auch in den Gründerjahren aufs engste verflochten gewesen. Der Aufbau auf der Landschaft wurde teilweise auch mit privatem Kapital der von Benedikt Banga im Grunde „verhassten Geldaristokratie“ aus der Stadt finanziert. Und daran hatte Banga zweifelsohne einen wichtigen und entscheidenden Anteil geleistet.
Advisors:Schaffner, Martin
Faculties and Departments:04 Faculty of Humanities and Social Sciences > Departement Geschichte > Ehemalige Einheiten Geschichte > Historisches Seminar
UniBasel Contributors:Schaffner, Martin
Item Type:Thesis
Thesis Subtype:Master Thesis
Thesis no:UNSPECIFIED
Thesis status:Complete
Last Modified:05 Apr 2018 17:37
Deposited On:06 Feb 2018 11:25

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