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Choreia und Fest: Neue Ansätze in der Interpretation der griechischen Liedkultur

Bierl, Anton. (2014) Choreia und Fest: Neue Ansätze in der Interpretation der griechischen Liedkultur. Gymnasium, 121 (3). pp. 217-239.

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Official URL: http://edoc.unibas.ch/42894/

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Abstract

Aufgrund der multimedialen Inszenierung in griechischen Festen sowie der totalen Verausgabung und Efferveszenz spielen darin mousike und Choreutik, also Lied und Tanz als 'Opfer' für die Gottheit, eine herausragende ästhetische Rolle. Damit wird das Fest zum idealen Ort solcher anmutigen Performances. Das Lied, das sich im Wettbewerb als schönstes erwiesen hat, verdient dann auch schnell den Status, bewahrt zu werden, um an den kalendarisch sich wiederholenden Festen wiederaufgeführt zu werden. Performance und Reperformance sind die entscheidenden Triebfedern der griechischen Liedkultur, die dann durch schriftliche Tradierung und Rezeption allmählich zur Literatur wird. In einer dominanten Buchkultur kann man solche hochästhetischen Liedprodukte auch nur noch als Texte rezipieren. Das Verhältnis von Fest und Chorlied hat man sich also in einem permanenten gegenseitigen Austausch vorzustellen. Elemente des Rahmens fließen in den Text ein, der den Kontext bestätigt, und bestimmen ihn. Das Fest schreibt sich also gewissermaßen in seine Performance ein. Umgekehrt kann man sich den Ursprung von solchen Aufführungen als Zusätze zu bestimmten Festelementen wie der Prozession, dem Opfer, der theoria erklären. Eine Gruppe tut etwas Ästhetisches zum Gefallen der Götter. Da die rein rituelle Aktion begrenzt ist, ranken sich schnell weitere ästhetische Aufführungen um sie herum. In solche Wucherungen im Festgeschehen wird der Rahmen zum Teil in Form einer mise en abyme integriert. Kultur ist nie lediglich die stets identische Abspiegelung von einbettenden Kulten und Riten, die Fortführung des Immergleichen. Kulturelle Poietik bedeutet hingegen, Versatzstücke von Festen und anderen Kompositionen frei zu variieren und kombinieren. So entsteht ein dynamisches Spiel der Interaktion von Wort, Musik, Bewegung, Rhythmus, Melodie und Praktiken der festlichen Rahmung. Von ausgeprägter Intertextualität zu sprechen ist wohl in den meisten Fällen erst im Hellenismus sinnvoll. Vielmehr handelt es sich in der griechischen Chorpoesie um kreative Prozesse diskursiver Wechselbewegungen, also um interperformative Choralität, die in besonderer Weise die in einer traditionellen Gesellschaft dominanten mythischen und rituellen Diskurse verarbeitet.
Faculties and Departments:04 Faculty of Humanities and Social Sciences > Departement Altertumswissenschaften > Fachbereich Gräzistik > Griechische Philologie (Bierl)
UniBasel Contributors:Bierl, Anton F.H.
Item Type:Article, refereed
Article Subtype:Research Article
Publisher:Carl Winter
ISSN:0017-5943
e-ISSN:0342-5231
Note:Publication type according to Uni Basel Research Database: Journal article
Identification Number:
Last Modified:17 Jun 2020 15:01
Deposited On:17 Jun 2020 15:01

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