Subversive Ästhetik? Videos der Schweizer Protestbewegung der 1980er-Jahre

Der Aufsatz bietet eine knappe Skizze des Schweizer Alternativmilieus ab 1968 mit Fokus auf die 1980er-Jahre und den Einsatz von Video als Kommunikationsmittel. Dabei wird einleitend vorgeschlagen, in kulturhistorsicher Perspektive die Kategorie der 'Ästhetisierung' auf die ihr zugrundeliegenden Handlungsdimensionen hin zu befragen (Produktion, soziale Distinktion, materielle Bedingungen). Anhand einiger Beispiele wird gezeigt, wie im Zürcherischen Alternativmilieu der 1980er-Jahren Videos entstanden, deren Ästhetik nicht auf Kategorien der 'Subversion' oder 'Provokation' reduziert werden können, sondern deren Ästhetik einen produktiven Anteil daran hatte, 'anderer Orte' sowie alternative soziale Entitäten medial zu konstruieren und zu vermitteln. Das Heterotopie-Konzept Michel Foucauls aufgreifend, wird argumentiert, dass nicht Orte an und für sich 'anders' oder 'alternativ' sein können, sondern lediglich in einer Verhältnishaftigkeit, die instituiert werden muss - hier in Form audiovisueller Inszenierungen politischer Unordung und sozialer Zugehörigkeiten. Die politische Qualität der 1980er-Bewegung(en) und ihrer Artefakte lag unter anderem in einem zeitgenössischen Subversionsdiskurs bzw. einer Subversionsangst die ihnen entgegenschlugen. Nachträglich erscheinen diese als wenig begründet; dennoch kann konstatiert werden, dass das ephemere Phänomen autonomistischer-linksalternativer Bewegungen der 1970er und 1980er Jahre viele soziale Probleme und politische Herausforderungen der folgenden Jahre und Jahrzehnte symptomatisch anzeigen. Insofern waren sie eher Symptome des Wandels denn Agenten der Revolution.