Bringolf-Isler, Kathrin Bettina. Bewegungsverhalten im Alltag : Kinder und Umwelt. 2011, Doctoral Thesis, University of Basel, Faculty of Science.
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Official URL: http://edoc.unibas.ch/diss/DissB_9427
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Abstract
Zusammenfassung
In den letzten Jahrzehnten haben sich die Lebensbedingungen für Kinder in der Schweiz verändert. Es besteht deshalb eine weit verbreitete Besorgnis, dass die körperliche Aktivität von Kindern abgenommen hat. Aus der Schweiz existieren aber nur wenige wissenschaftliche Daten zum Bewegungsverhalten von Kindern und Jugendlichen, und weder aus der Schweiz noch aus andern westlichen Ländern sind Daten zu längeren zeitlichen Verläufen bekannt.
Die der Dissertation zugrunde liegende SCARPOL-Studie verfolgte zwei Hauptziele. Beim ersten Ziel wurde getestet, welche Tätigkeiten zu einem aktiven und welche zu einem inaktiven Lebensstil von Kindern und Jugendlichen beitragen. Darauf aufbauend wurde untersucht, ob sich diese Aktivitäten auch als Fragebogenitems eignen, um die körperliche Aktivität in epidemiologischen Studien zu erfassen. Diese Analyse war die Grundlage für die zweite Fragestellung, bei der untersucht wurde, wie sozio-kulturelle Faktoren, die objektiv gemessene Umgebung (GIS-Daten) und die subjektiv wahrgenommene Umwelt mit dem alltäglichen Bewegungsverhalten von Kindern zusammenhängen. Weiter wurden longitudinale Daten aus dem „Mikrozensus Verkehr“ analysiert, um die Ergebnisse der SCARPOL-Querschnittstudie in einen zeitlichen Kontext zu setzten.
In der vorliegenden Studie wurde bei 1345 Kindern und Jugendlichen aus drei Altersgruppen (6/7-Jährige, 9/10-Jährige und 13/14-Jährige) und drei Gemeinden (Bern, Biel und Payerne) mittels Elternfragebogen das Bewegungsverhalten im Alltag untersucht. Ebenfalls erfragt wurden die Adressen der Kinder. Diese (n=1’081) dienten als Grundlage für die Zuordnung objektiver Umweltdaten zur jeweiligen Wohn- und Schulwegsumgebung. 173 Kinder haben zusätzlich während je einer Woche im Herbst/Winter und im Frühling 2004/5 Beschleunigungsmesser getragen und gleichzeitig an vier Tagen ein Bewegungstagebuch geführt.
Der Vergleich von Tagebuchangaben und Accelerometerdaten ergab, dass „Aktives Spiel draussen“ und „Zu Fuss unterwegs sein“ auf Grund der Intensität, der Dauer und der Zahl beteiligter Kinder am meisten zu einem aktiven Bewegungsverhalten von Schülerinnen und Schülern beiträgt. Beim Sporttraining wurde zwar die höchste Intensität der körperlichen Aktivität gemessen, aber die Zeit, die damit verbracht wurde, war relativ kurz und die Zahl der involvierten Kinder verhältnismässig tief. Knaben waren nicht nur insgesamt körperlich aktiver als Mädchen, sondern ihre durchschnittlich gemessene Intensität übertraf auch bei jeder einzelnen Aktivität diejenige von Mädchen.
Die Verwendung von Aktivitätsdauern spezifischer Tätigkeiten als Fragebogenitems zeigte eine altersabhängige Korrelation mit Accelerometerdaten. Einerseits waren die wesentlichen Fragen je nach Altersgruppe verschieden. Andererseits verschwand bei mehreren Aktivitäten der Zusammenhang mit objektiven Daten, wenn die Korrelation für das Alter adjustiert wurde. Dies könnte ein Hinweis sein, dass das Alter eine Korrelation vortäuschte, die in Wirklichkeit gar nicht existierte. Die Eltern tendierten auch dazu, aktives Verhalten und positiv besetzte Inaktivitäten, wie z.B. Musizieren, eher zu überschätzen. Fernsehen als negativ besetzte Aktivität wurde dagegen unterschätzt.
Basierend auf dem ersten Teil der Analyse wurden die Art und Weise, wie der Schulweg zurückgelegt wird, und die mit aktivem Spiel draussen verbrachte Zeit als Indikatoren für aktives Bewegungsverhalten gewählt und deren Zusammenhang mit Einflussfaktoren getestet. Bei den Analysen wurde deutlich, dass beide Indikatoren sowohl durch das persönliche Umfeld, durch den kulturellen Hintergrund (Deutsch oder Französisch sprechend), durch die subjektiv empfundene als auch durch die objektiv gemessene Umgebung beeinflusst werden. Oft hingen diese Einflussfaktoren auch untereinander zusammen.
Basierend auf objektiven GIS-Daten konnte in der Dissertation aufgezeigt werden, dass insbesondere städtische Kinder von strukturellen Massnahmen bei Hauptstrassen profitieren würden. Auf der anderen Seite wurde auch klar, dass vor allem für jüngere Kinder ein bewegungsfreundliches Umfeld über bauliche Massnahmen hinausgeht, und dass die persönlich empfundene Umwelt sowie die soziokulturelle Umgebung der Kinder ebenfalls entscheidend sind. Die persönlich empfundene Sicherheit variiert regional stark und unterscheidet sich objektiv nicht in gleichem Masse. In der Schweiz sind Ängste vor Kriminalität auf dem Schulweg, aber auch vor dem Strassenverkehr weit weniger ausgeprägt als z.B. in England. Um gleichen Situationen wie in England vorzubeugen, sind nicht nur raumplanerische Massnahmen wichtig, sondern auch solche, die den Eltern Sicherheit vermitteln ohne zusätzliche Ängste zu schüren.
Zusammenfassend zeigt sich, dass sowohl in der objektiv vorhandenen Umwelt als auch in der subjektiven Wahrnehmung der Umgebung und bei kulturellen Gewohnheiten Hindernisse abgebaut werden müssen, wenn man die Zahl der Kinder, die sich zu wenig bewegen, auf ein Minimum reduzieren will.
In den letzten Jahrzehnten haben sich die Lebensbedingungen für Kinder in der Schweiz verändert. Es besteht deshalb eine weit verbreitete Besorgnis, dass die körperliche Aktivität von Kindern abgenommen hat. Aus der Schweiz existieren aber nur wenige wissenschaftliche Daten zum Bewegungsverhalten von Kindern und Jugendlichen, und weder aus der Schweiz noch aus andern westlichen Ländern sind Daten zu längeren zeitlichen Verläufen bekannt.
Die der Dissertation zugrunde liegende SCARPOL-Studie verfolgte zwei Hauptziele. Beim ersten Ziel wurde getestet, welche Tätigkeiten zu einem aktiven und welche zu einem inaktiven Lebensstil von Kindern und Jugendlichen beitragen. Darauf aufbauend wurde untersucht, ob sich diese Aktivitäten auch als Fragebogenitems eignen, um die körperliche Aktivität in epidemiologischen Studien zu erfassen. Diese Analyse war die Grundlage für die zweite Fragestellung, bei der untersucht wurde, wie sozio-kulturelle Faktoren, die objektiv gemessene Umgebung (GIS-Daten) und die subjektiv wahrgenommene Umwelt mit dem alltäglichen Bewegungsverhalten von Kindern zusammenhängen. Weiter wurden longitudinale Daten aus dem „Mikrozensus Verkehr“ analysiert, um die Ergebnisse der SCARPOL-Querschnittstudie in einen zeitlichen Kontext zu setzten.
In der vorliegenden Studie wurde bei 1345 Kindern und Jugendlichen aus drei Altersgruppen (6/7-Jährige, 9/10-Jährige und 13/14-Jährige) und drei Gemeinden (Bern, Biel und Payerne) mittels Elternfragebogen das Bewegungsverhalten im Alltag untersucht. Ebenfalls erfragt wurden die Adressen der Kinder. Diese (n=1’081) dienten als Grundlage für die Zuordnung objektiver Umweltdaten zur jeweiligen Wohn- und Schulwegsumgebung. 173 Kinder haben zusätzlich während je einer Woche im Herbst/Winter und im Frühling 2004/5 Beschleunigungsmesser getragen und gleichzeitig an vier Tagen ein Bewegungstagebuch geführt.
Der Vergleich von Tagebuchangaben und Accelerometerdaten ergab, dass „Aktives Spiel draussen“ und „Zu Fuss unterwegs sein“ auf Grund der Intensität, der Dauer und der Zahl beteiligter Kinder am meisten zu einem aktiven Bewegungsverhalten von Schülerinnen und Schülern beiträgt. Beim Sporttraining wurde zwar die höchste Intensität der körperlichen Aktivität gemessen, aber die Zeit, die damit verbracht wurde, war relativ kurz und die Zahl der involvierten Kinder verhältnismässig tief. Knaben waren nicht nur insgesamt körperlich aktiver als Mädchen, sondern ihre durchschnittlich gemessene Intensität übertraf auch bei jeder einzelnen Aktivität diejenige von Mädchen.
Die Verwendung von Aktivitätsdauern spezifischer Tätigkeiten als Fragebogenitems zeigte eine altersabhängige Korrelation mit Accelerometerdaten. Einerseits waren die wesentlichen Fragen je nach Altersgruppe verschieden. Andererseits verschwand bei mehreren Aktivitäten der Zusammenhang mit objektiven Daten, wenn die Korrelation für das Alter adjustiert wurde. Dies könnte ein Hinweis sein, dass das Alter eine Korrelation vortäuschte, die in Wirklichkeit gar nicht existierte. Die Eltern tendierten auch dazu, aktives Verhalten und positiv besetzte Inaktivitäten, wie z.B. Musizieren, eher zu überschätzen. Fernsehen als negativ besetzte Aktivität wurde dagegen unterschätzt.
Basierend auf dem ersten Teil der Analyse wurden die Art und Weise, wie der Schulweg zurückgelegt wird, und die mit aktivem Spiel draussen verbrachte Zeit als Indikatoren für aktives Bewegungsverhalten gewählt und deren Zusammenhang mit Einflussfaktoren getestet. Bei den Analysen wurde deutlich, dass beide Indikatoren sowohl durch das persönliche Umfeld, durch den kulturellen Hintergrund (Deutsch oder Französisch sprechend), durch die subjektiv empfundene als auch durch die objektiv gemessene Umgebung beeinflusst werden. Oft hingen diese Einflussfaktoren auch untereinander zusammen.
Basierend auf objektiven GIS-Daten konnte in der Dissertation aufgezeigt werden, dass insbesondere städtische Kinder von strukturellen Massnahmen bei Hauptstrassen profitieren würden. Auf der anderen Seite wurde auch klar, dass vor allem für jüngere Kinder ein bewegungsfreundliches Umfeld über bauliche Massnahmen hinausgeht, und dass die persönlich empfundene Umwelt sowie die soziokulturelle Umgebung der Kinder ebenfalls entscheidend sind. Die persönlich empfundene Sicherheit variiert regional stark und unterscheidet sich objektiv nicht in gleichem Masse. In der Schweiz sind Ängste vor Kriminalität auf dem Schulweg, aber auch vor dem Strassenverkehr weit weniger ausgeprägt als z.B. in England. Um gleichen Situationen wie in England vorzubeugen, sind nicht nur raumplanerische Massnahmen wichtig, sondern auch solche, die den Eltern Sicherheit vermitteln ohne zusätzliche Ängste zu schüren.
Zusammenfassend zeigt sich, dass sowohl in der objektiv vorhandenen Umwelt als auch in der subjektiven Wahrnehmung der Umgebung und bei kulturellen Gewohnheiten Hindernisse abgebaut werden müssen, wenn man die Zahl der Kinder, die sich zu wenig bewegen, auf ein Minimum reduzieren will.
Advisors: | Braun-Fahrländer, Charlotte |
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Committee Members: | Schmidt-Trucksäss, Arno |
Faculties and Departments: | 09 Associated Institutions > Swiss Tropical and Public Health Institute (Swiss TPH) > Former Units within Swiss TPH > Microbial Exposure & Childhood Allergies (Braun-Fahrländer) |
UniBasel Contributors: | Braun-Fahrländer, Charlotte and Schmidt-Trucksäss, Arno |
Item Type: | Thesis |
Thesis Subtype: | Doctoral Thesis |
Thesis no: | 9427 |
Thesis status: | Complete |
Number of Pages: | 119 S. |
Language: | German |
Identification Number: |
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edoc DOI: | |
Last Modified: | 22 Apr 2018 04:31 |
Deposited On: | 14 Jun 2011 12:41 |
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