Wozu Geschichte? Ein Blick auf die Schweiz am Beginn des 21. Jahrhunderts und ihre Erwartungen an die Geschichtswissenschaft
Date Issued
2014-01-01
Author(s)
Abstract
Das Interesse an Geschichte und der Konsum von Geschichte boomen. Die hohe Aufmerksamkeit, welche die Geschichte geniesst, stellt für die Geschichtswissenschaft Herausforderungen dar. Sie sieht sich mit Erwartungen konfrontiert, möchte aktuelle Forschungsanliegen einem breiten Publikum vermitteln und muss bei alledem methodische und wissenschaftliche Standards erfüllen und diese zugleich einfordern. Das gesellschaftliche Interesse an Geschichte führt mit anderen Worten dazu, dass die Disziplin Geschichte ihre gesellschaftlichen Rolle stets neu reflektieren muss.
In jüngeren wissenschaftspolitischen Diskussionen wurde diese Rolle verstärkt auf den Nutzen von Absolventen und Absolventinnen eines Geschichtsstudiums auf dem Arbeitsmarkt hin zugespitzt; es wurde auch gefordert, allgemein den Zugang zum geistes- und sozialwissenschaftlichen Studium quantitativ zu regulieren. Das segensbringende Zauberwort, mit dem das Malaise eines zu gering strukturierten Studienverlaufs behoben und das Versprechen auf eine Stelle nach dem Studium gleichermassen verbunden wird, lautet employability. Der relativen Kurzfristigkeit politischer Positionen vermag die Geschichte mit einer gegenwartsorientierten Vergangenheitsperspektive wirkungsvoll zu begegnen. Ihre Aufgabe ist es nicht, aus der Geschichte Lehren als Patentlösungen für aktuelle Probleme zu schöpfen. Vielmehr gewinnt sie aus ihrer Erfahrung im Umgang mit unterschiedlichen Vergangenheiten eine Position, von der aus sie gegenwärtige gesellschaftliche Entwicklungen kritisch reflektieren kann. Das sollte sie auch tun, wenn es um ihre eigene Entwicklung als wissenschaftliche Disziplin geht.
In jüngeren wissenschaftspolitischen Diskussionen wurde diese Rolle verstärkt auf den Nutzen von Absolventen und Absolventinnen eines Geschichtsstudiums auf dem Arbeitsmarkt hin zugespitzt; es wurde auch gefordert, allgemein den Zugang zum geistes- und sozialwissenschaftlichen Studium quantitativ zu regulieren. Das segensbringende Zauberwort, mit dem das Malaise eines zu gering strukturierten Studienverlaufs behoben und das Versprechen auf eine Stelle nach dem Studium gleichermassen verbunden wird, lautet employability. Der relativen Kurzfristigkeit politischer Positionen vermag die Geschichte mit einer gegenwartsorientierten Vergangenheitsperspektive wirkungsvoll zu begegnen. Ihre Aufgabe ist es nicht, aus der Geschichte Lehren als Patentlösungen für aktuelle Probleme zu schöpfen. Vielmehr gewinnt sie aus ihrer Erfahrung im Umgang mit unterschiedlichen Vergangenheiten eine Position, von der aus sie gegenwärtige gesellschaftliche Entwicklungen kritisch reflektieren kann. Das sollte sie auch tun, wenn es um ihre eigene Entwicklung als wissenschaftliche Disziplin geht.
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Burkart_Wozu_Geschichte.pdf
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