Jüdische Literatur als europäische Literatur : Europäizität und jüdische Identität, 1860-1930
Date Issued
2008-01-01
Editor(s)
Breysach, Barbara
Abstract
Mit dem Band begründet die Gesellschaft für europäisch-jüdische Literaturstudien in Zusammenarbeit mit der edition text + kritik eine neue Schriftenreihe. Damit soll jüdisches Schreiben in Europa von seinen Anfängen bis zur Gegenwart vermittelt werden und ein Forum für interdisziplinäre Forschung im Bereich von Literaturwissenschaft und Jüdischen Studien geschaffen werden.Der erste Band versammelt die Beiträge der ersten internationalen Konferenz der Gesellschaft für europäisch-jüdische Literaturstudien, die im Herbst 2007 an der deutsch-polnischen Grenze in Frankfurt an der Oder stattfand.Die 50 Jahre zwischen 1880 und 1930 haben das jüdische Selbstverständnis in Europa massiv verändert. Innnerhalb weniger Jahrzehnte entstand aus einer Diskussion über die Ausrichtung des modernen Judentums zwischen Orthodoxie, Liberalismus und Assimilation eine Debatte über Nationalität und über Zerfallserscheinungen der alten Imperien. Damit positionierten sich Judenin und vor allem zu Europa. Jüdisches Schreiben zeugt davon explizit, noch häufiger aber implizit: In Form von Diskussionsbeiträgen, literaturtheoretischen Fragen, aber auch in Form von neuen literarischen Gattungen und nicht zuletzt in der Wahl für oder gegen eine Sprache: Deutsch oder Polnisch, Jiddisch oder Hebräisch sind literarische Sprachen, die auch politische Entscheidungen repräsentieren.Mehrsprachigkeit beförderte transnationale Orientierungen oder mündete, angesichts des sich aggressiv potenzierenden Antisemitismus, in nationalsprachlicher Eindeutigkeit und damit in neuen Anfeindungen. Der jüdische Nationaldiskurs spiegelt neben innerjüdischen Debatten auch die Chancen und Risiken des post-imperialen Europas. Wien, Budapest und Berlin, aber auch die zionistischen Kongresse werden zu Zentren der Auseinandersetzung. Jüdische Literatur als europäische Literatur soll als Auftakt zur geplanten Schriftenreihe die enorme Vielschichtigkeit dieser Diskurse zeigen.