Religiöse Identitätsbildung
Journal
Erzählen: Ein interdisziplinäres Handbuch
Date Issued
2017-01-01
Author(s)
Johannsen, Dirk
DOI
10.1007/978-3-476-05364-0_42
Abstract
Religionen setzen Imaginationspraktiken voraus, mit denen Wirklichkeit transformiert wird. Dem Erzählen kommt dabei eine besondere Rolle zu. Erzählungen haben zugleich modellierende und plausibilisieende Funktion: Sie vermitteln zwischen Sinneswelten und Sinnsystemen. Sie machen das Nicht-Präsente anwesend und modelieren damit religiöse Wirklichkeiten, in denen sinnlich Gegebenes als Ausdruck von etwas anderem erscheint (Traut/Wilke 2015, 18). Zugleich werden diese transformierten Wirklichkeiten durch Erzählungen plausibilisiert (Grieser 2013, 322f.). Erzählen ist somit ein notwendiger Teil religiöser Praxis; erst im Akt des Erzählens konsolidieren sich religiöse Identitäten, die ebenso dynamisch sind wie die Erzählkulturen , in denen sie sich ausbilden.