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Das Verhältnis zwischen Wirtschaft und Gesellschaft in Indien

Teschemacher, Yael. Das Verhältnis zwischen Wirtschaft und Gesellschaft in Indien. 2025, Doctoral Thesis, University of Basel, Faculty of Humanities and Social Sciences.

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Official URL: https://edoc.unibas.ch/96857/

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Abstract

Ziel dieser Dissertation ist es, die Beziehung zwischen Wirtschaft und Gesellschaft in Indien zu erforschen. Die indische Gesellschaft ist immer noch mit einem hohen Grad an Ungleichheit konfrontiert, während Unternehmen vom wirtschaftlichen Aufschwung bereits seit Jahrzehnten profitieren. Um der Ungleichheit entgegenzusteuern, verfolgte die indische Regierung mit der Einführung des Companies Act 2013 eine innovative Idee. Mit dem Act müssen große Unternehmen einen Teil ihres Gewinns in Projekte zur Unternehmensverantwortung investieren. Mit der Definition von Unternehmensverantwortung, welche die Regierung im Act veröffentlichte, veränderte sich die Dynamik zwischen Wirtschaft und Gesellschaft in Indien. Diese Definition steht ausserdem in vielerlei Hinsicht im Widerspruch mit westlichen Konzepten der Unternehmensverantwortung, die den akademischen Diskurs dominieren.
Die Forschung konzentriert sich auf die Verantwortlichkeiten großer Unternehmen und die Erwartungen, die von verschiedenen Akteuren an sie gestellt werden. Die Wirtschaftsethik und damit das Verständnis und die Erwartungen dessen, wofür grosse Unternehmen verantwortlich sind, ist stark mit dem kulturellen Kontext verbunden. Die Dissertation trägt mit einem kultursensiblen Ansatz zur Erforschung von Unternehmensverantwortung in Indien bei und auf diese Weise wird der akademische Diskurs um eine nicht-westliche Perspektive erweitert.
Um Indiens einzigartige Beziehung zwischen Wirtschaft und Gesellschaft besser zu verstehen, wird zunächst eine Auswahl westlicher Theorien vorgestellt, um eine Basis von Denkweisen zu erstellen. Mit dieser Denkbasis wird die westliche Literatur, die im akademischen Diskurs als universell dargestellt wird, in komprimierter Form vorgestellt und anschliessend auf den indischen Kontext angewandt, indem Parallelen und Diskrepanzen aufgezeigt werden. In dieser Dissertation wurde jedoch kein Ländervergleich durchgeführt. Die Denkbasis der westlichen Literatur wird nicht stellvertretend für die Gesamtheit westlicher Theorien herangezogen und auch die indische Regierung wählte mit der Einführung des Act eine ganz bestimmte Herangehensweise, um soziale Herausforderungen zu meistern. Indien kann daher nicht als Repräsentant von über 150 nicht-westlichen Ländern betrachtet werden.
Um Erwartungen im indischen Kontext zu erfassen, wurden zwei gesonderten Studien durchgeführt, welche die wissenschaftliche Perspektive und die gesellschaftliche Perspektive auf Unternehmensverantwortung untersucht. In der ersten Studie wird die wissenschaftliche Perspektive über den akademischen Diskurs in Form einer Literaturanalyse untersucht. In der zweiten Studie wird die gesellschaftliche Perspektive über den medialen Diskurs durch eine Analyse indischer Zeitungsartikel erschlossen. Für beide Analysen wurde die Context Configuration Analysis verwendet, eine qualitative Methode für nicht numerische Daten.
Im akademischen Diskurs wurde eine Typologie von den Vor- und Nachteilen des Act entwickelt und anschliessend Verbesserungsvorschläge erfasst. Die Argumente beziehen sich entweder auf die konzeptionelle oder die Akteursebene. Des Weiteren zeigen die Ergebnisse einen kontroversen Diskurs, indem sich Meinungen teilweise direkt widersprechen. Der akademische Diskurs spiegelt das Spannungsfeld und die Komplexität wider, die durch die Herausforderung entstehen, das Konzept der Unternehmensverantwortung in der Kultur und dem Kontext Indiens zu definieren und zu etablieren. Veränderungsvorschläge konzentrieren sich auf Feinheiten bei der Formulierung des Act und die Implementierung. Interessant ist, dass die Existenz des Act in seinen Grundsätzen nicht in Frage gestellt wird, obwohl die Argumente mehrheitlich negativ sind, was weitgehend auf Akzeptanz des von der Regierung gewählten Kurses hindeutet.
Im medialen Diskurs liegt der Schwerpunkt der Untersuchung einerseits in dem systematischen Erforschen der Erwartungen, welche die Medien an Unternehmen stellen und andererseits wurde untersucht, warum Unternehmen diese Verantwortung haben. Ergebnisse zeigen, dass der Act auch im medialen Diskurs ein Meilenstein ist, der die Erwartungen an Unternehmen hinsichtlich ihrer Verantwortung massgeblich beeinflusst hat. Die soziale Entwicklung soll von Unternehmen vorangetrieben werden. Unter anderem zeigt die Typologie der Verantwortlichkeiten, dass die Erwartungen bereits drei Jahre nach der Implementierung mit dem Act übereinstimmen und dass Unternehmen im medialen Diskurs als ausführende Kraft gesehen werden, welche die Visionen der Regierung umsetzt.
Die Dissertation trägt zu einem kontext- und kultursensitiven Ansatz in Theorie und Forschung bei und gibt praktische Implikationen für die neu eingeführte Politik Indiens. Die konkrete Analyse birgt das Potential, die Zusammenarbeit zwischen Interessengruppen sowohl national als auch international zu erleichtern. Die Teilprojekte wurden in Zusammenarbeit mit verschiedenen Akteuren der indischen Industrie und Wissenschaft durchgeführt.
Advisors:Bergman, Manfred Max
Committee Members:Leisinger, Klaus M.
Faculties and Departments:04 Faculty of Humanities and Social Sciences > Departement Gesellschaftswissenschaften > Fachbereich Soziologie > Sozialforschung und Methodologie (Bergman)
UniBasel Contributors:Bergman, Manfred Max and Leisinger, Klaus M.
Item Type:Thesis
Thesis Subtype:Doctoral Thesis
Thesis no:15623
Thesis status:Complete
Number of Pages:305
Language:German
Identification Number:
  • urn: urn:nbn:ch:bel-bau-diss156237
edoc DOI:
Last Modified:25 Jan 2025 05:30
Deposited On:24 Jan 2025 10:18

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