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Konkurrieren um die Gottheit. Hierogamie als Strukturmerkmal mittelalterlicher Herrschaftspraktiken

Bender, Salome. Konkurrieren um die Gottheit. Hierogamie als Strukturmerkmal mittelalterlicher Herrschaftspraktiken. Doctoral Thesis, University of Basel, Faculty of Humanities and Social Sciences.

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Official URL: https://edoc.unibas.ch/93639/

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Abstract

Der Zugang zum Göttlichen stellte in verschiedensten Epochen der Geschichte eine wichtige Machtressource für die Konsolidierung von Herrschaft dar. Besonders hilfreich war folglich eine besonders enge, geradezu intime Beziehungspflege zwischen Herrscher*innen und Gottheiten. Dies ist in verschiedensten Konstellationen denkbar, sei dies im alten Mesopotamien, wo der sumerische Herrscher zur Gewinnung von Wohlstand und Macht die Göttin Inanna (oder Ishtar) als göttliche Geschlechtspartnerin umwarb, oder im antiken Griechenland, wo ein notorisch untreues Oberhaupt des Götterpantheons mit verschiedenen menschlichen Frauen Nachwuchs zeugte. Besonders für die Antike sind solche geschlechtlichen Verbindungen zwischen göttlichen Wesen beziehungsweise zwischen diesen und Menschen oder sonstige geschlechtliche Verbindungen mit heiligen Elementen bekannt und erforscht und werden unter dem Begriff ‘Hierogamie’ zusammengefasst. Dieser setzt sich aus den beiden altgriechischen Worten hierós und gámos, Heiligkeit und Geschlechtlichkeit, zusammen und wird meist als ‘Heilige Hochzeit’ übersetzt.
Für das Mittelalter, welches für die für diese Dissertation relevante Epoche ist, sind solche geschlechtlichen Beziehungen mit göttlichem Charakter vor allem in spiritueller und abstrakter Form bekannt, nämlich durch das Konzept der sponsae Christi, der Bräute Christi. (Jung-)Frauen weihen sich Jesus Christus bzw. verloben sich mit ihm, mit der Erwartung des ehelichen Vollzugs im Himmel. Durch diese Weihe wird eine besondere Nähe zu Gott geschaffen und den Gebeten solcher Frauen wurde eine grosse Wirkmächtigkeit zugeschrieben.
Im Mittelalter existieren allerdings weitere hierogame Phänomene im gentil-religiösen Kontext, welche bei weitem noch nicht so gründlich erforscht sind wie die christlichen oder antiken Spielarten. An dieser Stelle bieten sich vor allem zwei Regionen an, einerseits das frühmittelalterliche Irland und andererseits das früh- bzw. hochmittelalterliche Skandinavien. Im irischen Kontext soll es um die Untersuchung des banfheis, des Beischlaffests, gehen, in dem eine Frau als Verkörperung der Herrschaft und des Landes dem Herrscher von Tara eine sichere Herrschaft vermitteln soll. Für Skandinavien ist besonders der ‘letzte grosse Heide’, Jarl Hákon von Lade, bekannt, welcher sich als Gatte einer weiblichen Landesgottheit inszeniert. Das Ziel der Dissertation ist in diesem Sinne, solche hierogame Phänomene als Strukturmerkmale mittelalterlicher Herrschaft aufzudecken und zu untersuchen. Dabei soll der christliche Bezugspunkt der sponsae Christi allerdings nicht ausser Acht gelassen werden.
Advisors:Rüdiger, Jan
Faculties and Departments:04 Faculty of Humanities and Social Sciences > Departement Geschichte > Bereich Mittelalter > Geschichte des Mittelalters (Rüdiger)
UniBasel Contributors:Rüdiger, Jan
Item Type:Thesis
Thesis Subtype:Doctoral Thesis
Thesis no:UNSPECIFIED
Thesis status:Ongoing
Last Modified:15 Feb 2023 05:30
Deposited On:14 Feb 2023 14:24

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