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„Für eine neue politische Kultur in den Alpen“ Transitwiderstand und Alpenschutz in Tirol (1975-2005)

Buck, Maria. „Für eine neue politische Kultur in den Alpen“ Transitwiderstand und Alpenschutz in Tirol (1975-2005). Doctoral Thesis, University of Basel, Faculty of Humanities and Social Sciences.

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Official URL: https://edoc.unibas.ch/86663/

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Abstract

Der Alpentransit ist in Tirol bis heute eine umstrittene Angelegenheit. In der Nachkriegszeit setzte sich im
politischen Diskurs die Parole „Verkehr ist Leben“ durch. Aus Angst vor einer Umfahrung Tirols durch die
Schweiz und den damit verbundenen Verlust des Transitverkehrs lancierten Tiroler Politiker
Infrastrukturprojekte zur Förderung des alpenquerenden Verkehrs. Im Zuge eines sich wandelnden
Umweltbewusstseins formierte sich in den 1970er Jahren ein breiter Widerstand gegen den LKW-Transit
unter den Anwohnern entlang der Hauptverkehrstrassen, der Inntal- und Brennerautobahn. Es kam zur
Gründung von Bürgerinitiativen, die sich zunächst vor allem gegen den Lärm zur Wehr setzten, später
gegen die Abgasbelastung und die daraus resultierenden Gesundheits- und Umweltschäden protestierten.
Eine neue Dynamik erhielt die Transit-Debatte während der Diskussion um einen möglichen EU-Beitritt
Österreichs und durch den Abschluss des Transitabkommens mit der EU im Jahr 1992. Der Beitritt 1995
führte zu einer Europäisierung und Liberalisierung der österreichischen Verkehrspolitik. So wurde die EU
einerseits verstärkt als Ansprechpartner der Transitgegner greifbar, andererseits symbolisierte sie
gleichzeitig deren Gegner im Transitstreit.
Neben dieser (verkehrs-)politischen Dimension ist zu beobachten, dass die Transitpolitik ein zentrales
Thema österreichischer bzw. Tiroler Umweltschutzorganisationen war. Transit stand dabei im
Widerspruch zum Alpenschutz, woraufhin sich Umweltschutzorganisationen und Bürgerinitiativen für eine
Ökologisierung des alpenquerenden Verkehrs einsetzten. Auf politischer Ebene gewannen diese
Bemühungen Unterstützung durch die Unterzeichnung der Alpenkonvention 1991, in der die
Alpenanrainerstaaten und die EU erstmals eine Kooperation zum Schutz der Alpen erklärten. In Tirol kam
es so zu zwei kontrastierende Positionen zwischen Transitbefürwortern und Alpenschützern, die zu einem
fortwährenden Konflikt führten.
Die Dissertation1 widmet sich den komplexen Aushandlungsprozessen in der Verkehrs- und Umweltpolitik
im Kontext der Europäischen Integration am Beispiel des Alpentransits. Anhand netzwerkanalytischer
Ansätze sollen die unterschiedlichen Akteure aus Bürgerinitiativen und Politik sowie Umwelt- und
Alpenschutz, die sich auf regionaler, nationaler und europäischer Ebene mit dem Problem des
Transitverkehrs und Alpenschutzes in Tirol auseinandersetzten, im Mittelpunkt stehen. Der Arbeit sei die
These vorangestellt, dass die verschiedenen Akteure über ihre jeweiligen Netzwerke im Sinne der Multi-
Governance-Theorie innerhalb des Mehrebenensystems der Europäischen Union zu agieren versuchten,
um ihre Interessen auf regionaler, nationaler oder europäischen Ebene durchzusetzen. Ziel der
Dissertation ist es, die politischen und zivilgesellschaftlichen Netzwerke auf regionaler, nationaler und
europäischer Ebene nachzuzeichnen. Des Weiteren soll der zweiteilige Prozess von Europäisierung und
Ökologisierung in der Diskussion um den Alpentransit am Brenner vor dem Hintergrund der Europäischen
Integration nachgezeichnet werden.
Advisors:Kupper, Patrick
Committee Members:Lengwiler, Martin
Faculties and Departments:04 Faculty of Humanities and Social Sciences > Departement Geschichte > Bereich Neuere und Neueste Geschichte > Neuere Allgemeine Geschichte (Lengwiler)
UniBasel Contributors:Lengwiler, Martin
Item Type:Thesis
Thesis Subtype:Doctoral Thesis
Thesis no:UNSPECIFIED
Thesis status:Ongoing
Note:Nur Zweitbetreuung an der Universität Basel. Hauptbetreuung an der Universität Innsbruck.
Last Modified:14 Jan 2022 05:30
Deposited On:13 Jan 2022 14:41

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