Einfluss von einmaliger, moderater, körperlicher und aerober Aktivität auf Transferleistungen von kognitiven Problemlöseaufgaben

Hintergrund: Im Alltag wird der Mensch ständig vor neue Probleme gestellt, welche er bewältigen muss. Dabei können verschiedene Faktoren das Lösen der Probleme vereinfachen oder erschweren. Ein wichtiger Faktor ist der Transfer von Wissen. Die vorliegende Arbeit soll zeigen, ob es einen Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und dem Abrufen von Transferwissen gibt.
Methoden: Zwischen Herbst 2020 und Frühling 2021 haben 42 Sportstudentinnen und Sportstudenten an einer 90-minütigen Untersuchung teilgenommen (n = 19 männlich, n = 23 weib-lich, Alter ∅: 24.2 Jahre). Die Teilnehmenden eigneten sich zuerst eine Strategie für das Zugfolgeproblem «Tower of Hanoi» an. Das Mastery Level wurde erreicht, wenn ein Dreischeiben, Vierscheiben- und Fünfscheibenturm dreimal hintereinander mit der minimalen Anzahl Züge gelöst wurde. Danach gab es für 21 zufällig ausgewählte Teilnehmende eine 20-minütige Intervention in Form einer einmaligen, moderaten, körperlichen und aeroben Aktivität. Im Gegensatz dazu schauten die 21 Teilnehmenden der Kontrollgruppe für 20 Minuten lang einen emotionslosen Film an. Anschliessend wurden allen 42 Teilnehmenden dieselben kognitiven Transferaufgaben gestellt, wobei die Zeit und Qualität des Löseprozesses dokumentiert wurden. Proximale Transferaufgaben weisen den identischen Problemlösealgorithmus-, sowie eine ähnliche Oberflächenstruktur wie die Lernaufgabe auf (ToH mit sechs Scheiben). Distale Transferaufgaben weisen den identischen Problemlösealgorithmus, jedoch eine unähnliche Oberflächenstruktur wie die Lernaufgabe auf (Hobbits- und Orcs-Problem; Kartenproblem von Katona).
Ergebnisse: Proximale Transferaufgaben wurden von der Interventionsgruppe signifikant schneller und in einer besseren Qualität (weniger Züge) gelöst als von der Kontrollgruppe. Auch die Effektgrösse zeigt einen mittleren Wert an. Bei distalen Transferaufgaben gibt es teilweise signifikante Unterschiede in der Lösungsqualität, aber keine wesentlichen Unterschiede in der Zeitdauer bis zur korrekten Lösungspräsentation. Die Effektstärke bei distalen Transferaufgaben variiert zwischen leicht bis mittel.
Schlussfolgerung: Beim Lösen von kognitiven Problemlöseaufgaben und im Vergleich zu einer Kontrollgruppenbedingung hat einmalige, moderate, körperliche und aerobe Aktivität einen positiven Einfluss auf die Transferleistung bei proximalen Transferaufgaben. Auch bei distalen Transferaufgaben konnten teilweise Leistungsverbesserungen mit moderateren Effektstärken nachgewiesen werden.
Schlüsselwörter: Kognitives Problemlösen; proximale Transferaufgaben; distale Transferaufgaben; Mastery Level; Turm von Hanoi; Hobbits- und Orcs-Problem; Kartenproblem von Katona.