Effekte von Lebensstilinterventionen auf die arterielle Gefässgesundheit gemessen an der Halsschlagader - Eine Interventionsstudie innerhalb der DR‘s-EXTRA-Studie

Hintergrund: Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation sind kardiovaskuläre Erkrankungen mit einem Drittel der Todesfälle Hauptursachen für die Morbidität und Mortalität der Weltbevölkerung, was die frühzeitige Erkennung und Prävention von kardiovaskulären Krankheiten von grossem politischen, wirtschaftlichen, aber auch gesellschaftlichen Interesse macht. Die primäre Ursache für kardiovaskuläre Ereignisse sind arteriosklerotische Schäden an den Gefässwänden. Diese werden einerseits von Umwelteinflüssen, andererseits durch genetische Veranlagung provoziert. Ziel der vorliegenden Arbeit ist die Analyse, inwiefern eine chronische Steigerung der Bewegung und/oder die Implementierung einer gesunden Diät die vaskuläre Alterung (Alter: 66.4±5.4 Jahre) bremsen kann.
Methoden: Um die vaskuläre Gesundheit der Population erfassen zu können, wurden der Universität Basel Rohdaten in Form von Ultraschallaufnahmen in Form von Videos der Arteria carotis communis (Halsschlagader) der DR’s-EXTRA-Studie aus der Region Kuopio in Finnland bereitgestellt. Dabei wurde die Intima-Media-Dicke peaksystolisch, aber auch enddiastolisch aus den Baseline- und Follow-up-Untersuchungen extrahiert. Ausserdem wurden arterielle Steifigkeitsparameter berechnet, um die Elastizität der Halsschlagader zu erfassen. Insgesamt wurden 1400 Teilnehmende auf ihre Intima-Media-Dicke und Elastizität der Halsschlagader vermessen. Mittels statistischer Verfahren (ANCOVA, t-Test, lineare Regression) wurde geprüft, ob die vaskuläre Alterung mittels verschiedener Lebensstilinterventionen (Ausdauertraining, Krafttraining, Diät, Ausdauertraining und Diät, Krafttraining und Diät) gebremst werden kann.
Ergebnisse: Nach Adjustierung der Baseline mit den relevantesten Korrelaten (systolischer Blutdruck (B = .099, p < .001) und Alter (B = .008, p < .001)) konnte kein signifikanter Unterschied (p > .05) zwischen den Studiengruppen bewiesen werden (enddiastolisch: F(5, 1168) =1.35, p = .239, partielles η² = .006; peaksystolisch: F(5, 1168) = 1.469, p = .197, partielles η² = .006). Jedoch konnte tendenziell gezeigt werden, dass aerobes Ausdauertraining und eine gesunde Diät eine positive Auswirkung auf das arterielle Gefässsystem haben, während Krafttraining eine weniger gute bis schlechte Auswirkung auf die altersbedingte Intima-Media-Verdickung aufwies. Es konnte kein Unterschied zwischen den Studiengruppen in der Analyse der karotiden Steifigkeitsparameter nachgewiesen werden.
Schlussfolgerung: Mittels einer mindestens vierjährigen chronischen Integration von Ausdauertraining und einer gesunden Diät in den Alltag von Personen im mittleren bis hohen Alter kann tendenziell eine langsamere Progression der altersbedingten Gefässwandverdickung erreicht werden. Gleichzeitig konnte jedoch keine Verbesserung der karotiden Steifigkeit mittels Lebensstilinterventionen bewiesen werden. Durch die langsame vaskuläre Adaptation der Gefässwände an Lebensstilinterventionen ist zu erwarten, dass in Studiendesigns mit längeren Periodisierungen klarere Ergebnisse in Bezug auf die Intima-Media-Dicke vorgewiesen werden können.