Positionsprofile im Nachwuchsspitzenfussball auf Basis von Wettkampfdaten

Hintergrund: Durch hervorragende Nachwuchsarbeit können die Schweizer Fussball-Nationalmannschaften seit Jahren internationale Erfolge verzeichnen. Damit sich die Spieler optimal entwickeln können, muss ihr Wohlbefinden konstant überprüft werden, um Übertraining und Verletzungen zu verhindern. Hierzu werden technische Hilfsmittel im Trainings- und Spielalltag eingesetzt, wobei Global Positioning Systeme (GPS) zu den verbreitetsten Geräten gehören. Im Nachwuchsfussball finden die Systeme immer mehr Anklang, gehören aufgrund der hohen Kosten aber noch nicht zur Norm. Die Laufleistung eines Nachwuchsspielers im Schweizer Fussball ist deshalb noch nicht bekannt. Damit die GPS-Daten zu einem Mehrwert für die Vereine werden, müssten diese über einen längeren Zeitraum zusammengefasst werden. Aufgrund dieses Forschungsbedarfs im Schweizer Nachwuchsfussball werden in dieser Arbeit GPS-Wettkampfdaten über 2 Saisons untersucht. Das Ziel ist die Erstellung von positionsspezifischen Referenzwerten von elf GPS-Parameter für die Altersstufen U-15 bis U-21. Zudem werden die Altersstufen U-15 und U-16 auf einen möglichen Einfluss des biologischen Entwicklungsstandes auf die Laufleistung untersucht.
Methode: Zur Erfassung der Daten wurden GPS-Sender des Herstellers Catapult Sports verwendet. Insgesamt wurden 132 männliche Spieler (16.9 ± 2.5 Jahre) in die Untersuchung eingeschlossen. Diese absolvierten im Untersuchungszeitraum insgesamt 3380 komplette Halbzeiten (48.1 ± 1.8 Minuten). Die Einteilung des biologischen Entwicklungsstandes erfolgte mit dem Somatic Maturity Prediction Modell nach Moore et al. (2015). Zur inferenzstatistischen Prüfung wurde das Programm IBM SPSS (Version 27) verwendet. Die Fragestellungen wur-den mit ANOVA oder ANCOVA überprüft und mit post-hoc Tests weiter untersucht.
Ergebnisse: Die Resultate zeigten, dass zwischen den Altersstufen ein Unterschied in den Mittelwerten der GPS-Parameter besteht. Bei allen elf Parametern konnten signifikante Unterschiede zwischen mindestens zwei Altersstufen festgestellt werden. In neun Parametern steigen die Mittelwerte mit zunehmendem Alter (exklusive Jogging und Total Player Load). Zwischen den Parameter-Mittelwerten der Positionsgruppen konnten bei zehn Parametern signifikante Unterschiede festgestellt werden (exklusive HID/TD). Die Attacker weisen in sechs Pa-rametern den höchsten Mittelwert auf, Defender in acht Parametern den niedrigsten. Bei den Parametern Walking (ɳ²=0.017), Running (ɳ²=0.014), Sprinting (ɳ²=0.018), Total Player Load (ɳ²=0.023) und Sprint Count (ɳ²=0.015) konnte ein kleiner Effekt der Position auf die Mittel-werte nachgewiesen werden. Bei den biologischen Alterskategorien konnte den Frühentwicklern bei Running (p=0.014), Maximum Velocity (p<0.000) und Sprint Count (p=0.020) ein signifikant höherer Mittelwert, bei Total Player Load (p<0.000) ein signifikant kleinerer Mittelwert gegenüber den Normalentwicklern nachgewiesen werden. Nur der Parameter Maximum Ve-locity konnte einen kleinen Effekt (ɳ²=0.018) zugunsten der Frühentwickler nachweisen.
Schlussfolgerung: Die Untersuchung konnte zeigen, dass die Altersstufe und die Position die GPS-Parameter beeinflussen können. Dem biologischen Entwicklungsstand konnten nur wenige Einflüsse auf die GPS-Parameter nachgewiesen werden. Die Effektstärken schwächen die Aussage ab, dennoch können vor allem bei geschwindigkeitsassoziierten Parametern Einflüsse nachgewiesen werden. Diese ist für die Selektion und die Einschätzung insofern wichtig, da diese Daten eines Spielers unter Berücksichtigung von Altersstufe, Position und Entwicklungsstand betrachtet werden müssen und nicht ohne weiteres verglichen werden dürfen.