Die gegensätzlichen Gegensätze touristischer Traumbilder

Eine kultursoziologische Analyse touristischer Praktiken und Institutionen kann ansetzen bei der Unterscheidung zwischen Alltag und Außeralltäglichem. Das touristische Reisen lässt sich definieren als müßige Konfrontation mit Fremden und gleicht strukturell der ästhetischen Erfahrung. Diese Nähe zum Ästhetischen zeigt sich darin, dass für die Tourismustheorie wie für die touristische Praxis selbst die Authentizität das zentrale Konzept darstellt. Der Authentizitätsbegriff wird bestimmt als semantisches Gravitationszentrum des kulturellen Deutungsmusters der Romantik, welches für den Tourismus die ideelle Grundlage abgibt. Weil die Romantik ein genuin kritisches Projekt ist, gerichtet gegen die Strukturprobleme der modernen Gesellschaft, lässt sich auch der Tourismus als praktisch vollzogene Kulturkritik auffassen. Der alltäglichen Wirklichkeit stellt er fiktionale Realitäten und Traumbilder entgegen. Diese Realitätsalterationen, das zeigen drei exemplarische Bildanalysen, entspringen der Vorstellungswelt der Romantik und sind zu verstehen als Variationen über das Authentische. Die Werbebilder setzen bei der Inszenierung des Authentischen den Akzent auf das Erhabene altehrwürdiger Hochkulturen, der vermeintlich natürlichen Einfachheit der Lebensweise afrikanischer Hirtennomaden und der zivilisatorisch unberührten Natürlichkeit einsamer Strände. Es entfaltet sich so eine Struktur gegensätzlicher Gegensätze und das Außeralltägliche wird als Authentisches inszeniert in idealtypisch romantischer Manier als das Andere der Moderne.