Einfluss von akuter körperlicher Aktivität auf die kognitiven Funktionen unter Stress

Für Informationsverarbeitungen und Entscheidungsfindungen spielen kognitive Fähigkeiten eine entscheidende Rolle. Verschiedene Faktoren wie Stress beeinflussen jedoch unsere
kognitiven Leistungen wie etwa das Gedächtnis. Regelmäßige körperliche Aktivität ist nachweislich einer der Einflussgrößen, welche die Stressreaktion dadurch hemmt, indem der Schwellenwert der Stressreaktion bei sportlichen Probanden höher liegt als bei untrainierten
Personen.
In der vorliegenden Studie wurde untersucht, ob akute körperliche Aktivität unmittelbar vor einer psychosozialen Stresssituation zu verbesserten kognitiven Fähigkeiten führt. Für die Untersuchung wurde eine randomisierte Fallkontrollstudie, bestehend aus 60 männlichen, gesunden, trainierten Probanden verwendet. Die Interventionsgruppe musste eine 30-minütige Einheit auf dem Veloergometer absolvieren und die Kontrollgruppe las eine Zeitschrift. Danach wurden sie einer psychosozialen Stresssituation in Form des Trier-Social-Stress-Tests ausgesetzt. Beide Gruppen durchführten am Anfang und nach dem TSST den
Stroop-Word-Color-Test, um die inhibitorische Kontrollkomponente der exekutiven Funktionen zu erfassen. Während der Studie wurden Speichelkonzentrationen von Kortisol und Alpha-Amylase, sowie die Herzfrequenz gemessen.
Verglichen mit der Kontrollgruppe führt sportliche Aktivität weder zu einem verminderten TSST-induzierten Kortisolanstieg, Veränderungen in der Alpha-Amylase, noch zu einer kognitiven Leistungssteigerung. Es kam zu einem sportbedingten Anstieg der Herzfrequenz, wobei dieser Gruppenunterschied auch im Laufe des Experiments anhielt.
Das Versuchsdesign unterscheidet sich zwischen beiden Gruppen lediglich dahingegen, dass die Interventionsgruppe eine kurze Einheit von aktiver körperlicher Aktivität absolviert. Für weiterführende Studien wäre es daher aufschlussreich, neben dem akuten Effekt von Sport eine Unterteilung der Gruppen anhand der wöchentlichen körperlichen Aktivität durchzuführen. Dies würde eine gezielte Untersuchung erlauben, ob sportlich aktive Personen
im Allgemeinen eine erhöhte Stressresistenz und/oder verbesserte kognitive Fähigkeiten besitzen.