Kritische Betrachtung von Lösungsansätzen zum "Relative Age Effect"

Hintergrund: Begrenzte Ressourcen für die Förderung von Nachwuchsathleten erfordern oft eine Selektion der talentiertesten Athleten. Dabei kann der Anteil an relativ älteren Athleten im Vergleich zu ihren relativ jüngeren überrepräsentiert sein (Romann, Rössler, Javet, & Faude,
2018). Dieses Phänomen, in der Fachliteratur als Relative Age Effect (RAE) bezeichnet, führt zu erhöhten Dropout-Quoten, dem Verlust von Talenten und einer ineffektiven Talentförderung. In der Literatur wurde der RAE in zahlreichen Sportarten nachgewiesen (Cobley,
Baker, Wattie, & McKenna, 2009). Daher stellt sich die Frage, welche Lösungsansätze zum RAE existieren, welche Wirkungsweisen diese aufweisen und inwiefern bereits Massnahmen gegen den RAE in der Praxis vorliegen.
Methode: Zur Identifikation bisheriger Studien zu Lösungsansätzen zum RAE wurde eine systematische Recherche zu in elektronischen Datenbanken durchgeführt. Auf den offiziellen Webseiten von internationalen und nationalen Sportverbänden sowie Vereinen wurde eine zweite Recherche durchgeführt, um den Umgang mit Massnahmen gegen den RAE in der Praxis aufzuzeigen.
Ergebnisse: Die Recherche in den elektronischen Datenbanken ergab 15 Studien zu Lösungsansätzen zum RAE, wovon sechs als Originalstudien bezeichnet werden können. Die untersuchten Lösungsansätze sind nicht deckungsgleich mit den Massnahmen, welche in der Praxis bereits umgesetzt wurden. Im Vergleich mit anderen Sportarten, liegen zum Fussball bisher am meisten Studien und Hinweise zur Umsetzung von Massnahmen vor.
Diskussion: Die Forschungslage zu Lösungsansätzen zum RAE ist bisher wenig fortgeschritten. In der Praxis wurden jedoch bereits teilweise Massnahmen umgesetzt, welche einer wissenschaftlichen Überprüfung entbehren. Daher scheint die Zusammenarbeit zwischen Forschungseinrichtungen und Verbänden bzw. Vereinen nur in Einzelfällen zu bestehen. Zwar scheinen einzelne Lösungsansätze vielversprechend zu sein, diese müssen jedoch noch genauer untersucht werden.