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Die Kontrolle der "Anderen": Intersektionalität rassistischer Polizeipraktiken

Plümecke, Tino and Wilopo, Claudia. (2019) Die Kontrolle der "Anderen": Intersektionalität rassistischer Polizeipraktiken. In: Racial Profiling: Struktureller Rassismus und antirassistischer Widerstand., 31. Bielefeld, pp. 139-154.

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Abstract

»Wir haben kein ›Racial Profiling‹-Problem«, behauptet Max Hofmann vom Verband Schweizerischer Polizeibeamter in einem Interview mit dem öffentlich-rechtlichen Schweizer Radiosender SRF. Denn die Polizei kontrolliere keinesfalls einzelne Personen oder Gruppen aufgrund deren Hautfarbe. Solche und ähnliche Behauptungen äußern zahlreiche Vertreter* innen der Polizei, aber auch der Politik - nicht nur in der Schweiz.1 Problematisch daran ist nicht nur die Behauptung selbst, sondern auch, dass solche Aussagen noch immer die öffentliche Auseinandersetzung um Racial Profiling dominieren und damit sowohl eine längst überfällige Debatte als auch notwendige Sanktionen gegen rassistische Polizeipraktiken weitgehend blockieren.2 Diese Form der Bagatellisierung aber hat System: Mittels Abwehr und Verdrängung wird nicht nur jegliche Verantwortung zurückgewiesen, sondern zudem die Benennung diskriminierender Praktiken verunmöglicht. Rassismus und Polizei werden als undenkbare Verbindung begriffen und damit wird verhindert, Praktiken der Polizeikorps als strukturell rassistisch identifizieren zu können. Eine zentrale Einsicht gesellschaftskritischer Ansätze der Rassismusforschung besteht aber darin, dass sich Rassismus sowohl durch intentional oder unbewusst agierende Individuen artikuliert, als auch in vielfältiger Weise durch institutionelle Prozesse, in gesellschaftlichen Strukturen und in allgemeinen Werten und Normen wirkt. Solche als institutionell, strukturell oder auch systemisch bezeichnete Rassismen finden alltäglich statt, werden aber oft nicht direkt sichtbar, weil sie nicht als hate speech, Beleidigungen oder Ausschlüsse daherkommen, sondern sich in den als normal geltenden Entscheidungen und Handlungen gesellschaftlicher Institutionen verstecken.3 In gewisser Weise liegt dem Rassismus eine »Banalität« inne, schreibt Mark Terkessidis4 in Anlehnung an Hannah Arendt, um die Verwobenheit von Rassismus in die alltäglichen Funktionsmodi von Gesellschaft zu bezeichnen. Racial Profiling stellt in diesem Sinne eine Praxis dar, die sowohl bei der Polizei als auch in der Mehrheitsgesellschaft überwiegend als »normale« Polizeikontrolle angesehen wird, während sie bei den immer wieder Kontrollierten immens negative Wirkungen hervorruft.
Faculties and Departments:04 Faculty of Humanities and Social Sciences > Departement Gesellschaftswissenschaften > Fachbereich Kulturanthropologie > Kulturanthropologie (Leimgruber)
UniBasel Contributors:Wilopo, Claudia Sumirah
Item Type:Book Section
Book Section Subtype:Further Contribution in a Book
Publisher:Transcript
ISBN:978-3-8376-4145-5
e-ISBN:978-3-8394-4145-9
Series Name:Postcolonial Studies
Note:Publication type according to Uni Basel Research Database: Book item
Language:German
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edoc DOI:
Last Modified:10 Oct 2019 13:35
Deposited On:10 Oct 2019 13:31

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