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Mündliches Argumentieren in der Schule zwischen pragmatischen Spielräumen und didaktischen Normsetzungen

Hauser, Stefan and Kreuz, Judith. (2018) Mündliches Argumentieren in der Schule zwischen pragmatischen Spielräumen und didaktischen Normsetzungen. In: Mündlicher Sprachgebrauch zwischen Normorientierung und pragmatischen Spielräumen, 101. Tübingen, pp. 179-199.

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Abstract

Didaktische Empfehlungen zum mündlichen Argumentieren orientieren sich tendenziell an Normen, die auf idealisierten Vorstellungen des schriftlich konzipierten Argumentierens basieren. Jedoch zeigen Studien, dass im mündlichen Sprachgebrauch eigene Regeln und Normen gelten, welche interaktiv ausgehandelt werden. In unserem gesprächsanalytisch ausgerichteten Beitrag interessieren wir uns dafür, welche Dimensionen von Angemessenheit sich in Einigungsdiskussionen von Primarschulkindern rekonstruieren lassen. Dabei richtet sich der Fokus insbesondere auf die Frage, welche normativen Orientierungen für die Interagierenden selbst relevant sind und wie sie Aspekte von Angemessenheit interaktiv aushandeln. In einem ersten Teil befassen wir uns mit Schulbuch-Übungen, mit denen mündliches Argumentieren gefördert werden soll. Wir werden aufzeigen, dass in schulischen Übungsanweisungen viele Vorstellungen über "gutes Argumentieren" aus Normvorstellungen des schriftlichen Argumentierens stammen. Wir bezeichnen dies als monologisch-schriftlichen Habitus, in dem sich ein "Schriftlichkeitsbias" (Fiehler et al. 2004: 49ff) bemerkbar macht. In einem zweiten, empirisch angelegten Teil stellen wir unsere Analyse von argumentativen Gruppengesprächen vor, und zwar im Hinblick darauf, welche Normorientierungen sich innerhalb der Gespräche von Schulkindern rekonstruieren lassen. So kommt es in den Gesprächen zu Normaufrufen und zu Aushandlungen von Angemessenheit in Bezug auf die Art der Begründungen, den Prozess des Gesprächs, die sprachliche Varietät (Dialekt vs. Standarddeutsch, formelle vs. informelle Sprache) sowie das Argumentieren selbst. Mit Blick auf die Interaktivität des Argumentierens interessiert uns dabei einerseits, wie (bzw. ob) sich bei Schulkindern mit zunehmendem Alter Veränderungen von Angemessenheitskonzeptionen beobachten lassen. Andererseits soll es auch um die methodische Frage gehen, wie sich Angemessenheitskonzepte rekonstruieren lassen. So stellt sich etwa die Frage, ob sich Normen gesprächsanalytisch nur ex negativo (also im Zusammenhang mit direkten oder indirekten Unangemessenheitsmarkierungen) rekonstruieren lassen, oder ob sie auch per default dann rekonstruiert werden können, wenn Verhaltensmuster beobachtet werden, denen die Sprecher in der Regel einfach folgen (vgl. Hauser / Luginbühl 2015). Datengrundlage bildet ein (Teil)Korpus von 60 Einigungsdiskussionen, die in Schweizer Schulklassen auf drei Schulstufen erhoben wurden und die Teil eines vom Schweizerischen Nationalfonds finanzierten Projekts zum Erwerb argumentativer Kompetenzen sind.
Faculties and Departments:04 Faculty of Humanities and Social Sciences > Departement Sprach- und Literaturwissenschaften > Fachbereich Deutsche Sprach- und Literaturwissenschaft > Germanistische Linguistik (Luginbühl)
UniBasel Contributors:Kreuz, Judith
Item Type:Book Section, refereed
Book Section Subtype:Further Contribution in a Book
Publisher:Stauffenburg
ISBN:978-3-95809-522-9
Series Name:Stauffenburg Linguistik
Note:Publication type according to Uni Basel Research Database: Book item
Last Modified:11 Apr 2019 15:14
Deposited On:11 Apr 2019 15:14

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