Effekte eines 9-wöchigen integrativen Agility Trainingsansatzes auf Maximal- und Explosivkraft bei gesunden Senioren

Hintergrund
Aktuell sind rund 20 Prozent der Bevölkerung in der Schweiz über 60 Jahre alt. Durch die voranschreitende Alterung der Bevölkerung nehmen die Kosten für das Gesundheitssystem laufend zu, was die Gesellschaft vor eine grosse Herausforderung stellt. Ein Drittel der über 65-jährigen stürzt mindestens einmal pro Jahr. Mit der steigenden Anzahl erfahrener Stürze und mit dem altersbedingten Funktionsverlust der neuromuskulären und kardiovaskulären Systeme nimmt das Sturzrisiko stetig zu. Sturzbedingte Verletzungen sind der häufigste Grund für Spitalaufenthalte. Deswegen ist die Sturzprävention bei Senioren ein ernstzunehmendes Thema. Das Ziel dieser Masterarbeit war, den Effekt eines integrativen Agility Trainings auf die Maximalkraft (MVC) und Kraftentwicklungsrate (RTD) von Senioren zu untersuchen. Es interessierten die Fragestellungen, ob sich durch den Agility Trainingsansatz die Kraftleistung verbessert und ob sich die Kraftleistung durch Agility Training stärker verbessert als durch konventionelles Training.
Methoden
Für die randomisiert-kontrollierte Studie (RCT) wurden 29 Senioren (m=17, w=12; 69.5 ± 5.3 Jahre) zwischen zwei Gruppen randomisiert. Die Interventionsgruppe (INT; n=14) und die Kontrollgruppe (KON; n=15) absolvierten während neun Wochen bzw. 24 Trainingseinheiten entweder ein integratives Agility Training oder ein konventionelles Gleichgewichts- und Krafttraining. Vor und nach der Trainingsperiode wurden mit einem isokinetischen Messgerät die MVC und die RTD der Plantarflexion (PF), Dorsalextension (DE), Rumpfrotation (ROT), -flexion (FLEX) und -extension (EXT) gemessen.
Ergebnisse
Für die statistischen Untersuchungen wurde ein Signifikanzniveau von α < 0.05 festgelegt. Die rANOVA berichtet signifikante Gruppen-Zeit-Interaktionen und starke Effekte für die MVC der PF rechts (p < 0.01; η2p = 0.26) und für die RTD der EXT (p < 0.048; η2p = 0.16). Die Paarvergleiche dieser Parameter ergeben eine signifikante Verbesserung zu Gunsten der INT (PF rechts: p = 0.01; EXT: p = 0.008). Die INT erreicht hinsichtlich der MVC bei der PF und DE einen Kraftzuwachs von 10.8 bis 15.4 Prozent. Bei der RTD weist die INT bei allen Parametern Verbesserungen zwischen 10.1 bis 59.6 Prozent auf.
Schlussfolgerungen
Die Ergebnisse der Studie liefern Hinweise dafür, dass durch ein integratives Agility Training relevante Sturzrisikofaktoren reduziert werden und dass dieser Trainingsansatz diverse Vorteile gegenüber konventionellen Trainingskonzepten bringt. Wird die Wirksamkeit des integrativen Agility Trainingsansatzes von weiteren Studien bestätigt, kann dieser zukünftig als attraktives und zeiteffizientes Mittel in der Sturzprävention bei Senioren eingesetzt werden.