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Das permanente Haushalten mit Defiziten

Herrmann, Christian. (2014) Das permanente Haushalten mit Defiziten. Ze-Phir, 21 (2). pp. 20-22.

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Official URL: https://edoc.unibas.ch/66599/

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Abstract

Nach der Promotion erleben Nachwuchsforscher eine andere Freiheit. Plötzlich werden einem Aufgaben zugetraut, welche kurz zuvor noch „kleinstschrittig“ mit dem/der Promotionsbetreuer(in) abgestimmt werden mussten. Die „freiere“ Entscheidung, die eigenen Ressourcen nach eigenem Ermessen einsetzen zu dürfen, führt zwar zu einer höheren Motivation, aber auch in gewissem Maße zu einer Selbstausbeutung, indem man versucht, den eigenen Ansprüchen gerecht zu werden. Häufig kommt man an einen Punkt, an dem sich die produktive Herausforderung zu einer permanenten Überforderung entwickelt. Aber genau in dieser wissenschaftlichen Freiheit liegt der besondere Reiz der Postdoc-Phase. In Abhängigkeit von der Stellensituation wird einem die Möglichkeit gegeben, sich mit dem zu beschäftigen, was einen wirklich interessiert und sich Kompetenzen anzueignen, um selbst gestellte Fragestellungen zu beantworten. Was das Ganze erschwert und auch verlangsamt, ist die permanente Suche nach der eigenen wissenschaftlichen Identität. Während man in der Promotionszeit noch im Kielwasser des Doktorvaters/der Doktormutter mitschwimmen konnte, ist es als Postdoc wichtig, auf der einen Seite zu bestehenden Forschungslinien anschlussfähig zu sein und Kooperationen einzugehen. Auf der anderen Seite ist es aber auch zentral, sein eigenes wissenschaftliches Profil aufzubauen. Besonders schwierig wird dies, wenn sich die eigene Identitätsfindung nicht in die klassischen disziplinären Kategorien einordnen lässt oder auch im Widerspruch zur Ausrichtung der eigenen Stelle steht. Durch das Aufkommen der Juniorprofessur kommt man darüber hinaus sehr frühzeitig in die Versuchung, sich in ein immer schneller drehendes Bewerbungskarussell zu begeben und dabei die eigene Kernaufgabe der Postdoc-Phase, nämlich die wissenschaftliche Qualifikation, in den Hintergrund zu rücken. Gut beraten ist, wer mit erfahrenen Kollegen/Kolleginnen ein Forschungsprojekt gemeinsam aufziehen kann. Der fachliche Austausch ist äußerst wichtig. Neben offiziellen Tagungen ist vor allem der informelle Austausch unersetzbar. Während man sich wissenschaftlich findet, Daten erhebt, Daten auswertet und beraten wird, kommt plötzlich der Punkt, an dem man zwar glaubt, gute Wissenschaft gemacht zu haben, aber nur im Geheimen. Um in der Wissenschaftswelt etwas wert zu sein, bedarf es Zählbarem. Vor allem Publikationen, die mit Punkten versehen sind. Dieser Schritt von den Auswertungen zur Veröffentlichung bedarf eines gewissen Leidensdrucks, der meist erst durch einen extern induzierten Publikationsdruck entsteht. Denn die eigenen Forschungserkenntnisse in kurze Zeitschriftenaufsätze zu pressen, geht mit einem langwierigen und schmerzhaften Trennungsprozess einher, der nur dadurch gemildert wird, dass man sich einredet, diesen ausgesparten Teil später noch veröffentlichen zu können. Eine gewisse Widerstandsfähigkeit gegen Misserfolge und ein positivrealistisch ausgeprägtes Selbstkonzept sind für den wissenschaftlichen Aufstieg sicherlich unabdingbar. Dadurch wird auch klar, dass die sozialisierenden Wirkungen des Wissenschaftsbetriebs stark von Selektionsmechanismen überlagert werden. Trotz vieler negativer Aspekte hat die (Sport-) Wissenschaft jedoch eine Annehmlichkeit, die für (hoffentlich) den größten Teil der Nachwuchswissenschaftler(in) alle Unannehmlichkeiten aufwiegt: Das interessens- und selbstbestimmte Arbeiten. Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)
Faculties and Departments:03 Faculty of Medicine > Departement Sport, Bewegung und Gesundheit > Bereich Sportwissenschaft > Sportwissenschaften (Pühse)
UniBasel Contributors:Herrmann, Christian
Item Type:Article
Article Subtype:Research Article
Publisher:Verein zur Förderung des Sportwissenschaftlichen Nachwuchses
ISSN:1438-4132
e-ISSN:1617-4895
Note:Publication type according to Uni Basel Research Database: Journal article
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Last Modified:13 Aug 2020 13:30
Deposited On:13 Aug 2020 13:30

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