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Leistungssteigernde Substanzen im Studium. Eine quantitative Untersuchung unter Basler Medizin- und Sportstudierenden

Egloff, Stephan. Leistungssteigernde Substanzen im Studium. Eine quantitative Untersuchung unter Basler Medizin- und Sportstudierenden. 2018, Master Thesis, University of Basel, Faculty of Medicine.

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Official URL: https://edoc.unibas.ch/65262/

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Abstract

Hintergrund. Sogenannte „Smart Drugs“, wie sie im Kreise der Nutzer genannt werden, versprechen eine Verbesserung der kognitiven Leistung ohne grosse Anstrengung. Wenn gesunde Menschen verschreibungspflichtige oder illegale, psychoaktive Substanzen anwenden, um ihre kognitiven Fähigkeiten zu steigern, spricht man in wissenschaftlichen Fachkreisen hingegen von Pharmakologischem Neuroenhancement (PNE), bzw. von Neuro-Enhancern (NEs). Einige Forscher verwenden auch den Begriff „Hirndoping“ oder „Brain Doping“, um eine assoziative Nähe zum Begriff des Dopings im Sport herzustellen. Wobei für sie die Anwendung von verschreibungspflichtigen und illegalen Substanzen durch gesunde Menschen einen Missbrauch darstellt. In der bioethischen Debatte rund um das Thema „Human Enhancement“ wird diskutiert, ob diese Art der Leistungssteigerung riskant und ethisch bedenklich, oder sogar eine wünschenswerte und durchaus zukunftstaugliche Methode ist. Momentan gibt der aktuelle Forschungsstand nur teilweise Aufschluss über Prävalenzen, Wirksamkeit und Risiken dieser Art der kognitiven Leistungssteigerung. Das Thema wurde auch an Schweizer Universitäten erforscht, wobei Prävalenzen des Konsums und die Einstellungen der Schweizer Studierenden, solche Substanzen einzunehmen, um die eigene Leistungsfähigkeit zu steigern, erhoben wurden. Im Sinne eines Forschungsbeitrags, welcher mehr Tiefe und Verständnis zu den angesprochenen Themen liefern könnte und im Sinne einer Sensibilisierung zum Thema PNE, wurde eine eigene Studie unter Basler Medizin- und Sportstudierenden zum Thema „Leistungssteigernde Substanzen im Studium“ durchgeführt.
Methode. Angelehnt an bereits existierende Studien zum Thema PNE unter Studierenden in der Schweiz, wurde eine eigene, quantitative Datenerhebung mittels selbsterstellter, anonymer Onlineumfrage durchgeführt. Im ersten Teil wurden verschiedene Daten zur Teilnehmer Charakterisierung erhoben (Alter, Geschlecht, Studium, Semesterzahl, Wettkampfsport, Anti-Doping Programm, Zeitaufwand, Stress, Druck, Angst, eigene Leistungseinschätzung und Wichtigkeit der eigenen Leistungen) und der aktuelle Wissensstand der Teilnehmer zum Thema Doping und PNE erfasst. Darauf folgten Fragen zur Einstellung und Akzeptanz gegenüber PNE sowie auch zur potentiellen Konsumbereitschaft. Im Schlusspart wurde den Teilnehmer schliesslich noch die Möglichkeit gegeben, über ihren tatsächlichen Konsum Auskunft zu geben.
Ergebnisse. 239 Studierende (168 Medizinstudierende, 71 Sportstudierende) haben an der Umfrage teilgenommen. Medizinstudierende fühlen sich durchschnittlich öfters gestresst als Sportstudierende. Auch der durchschnittliche Zeitaufwand für das Studium liegt bei den Medizinstudierenden signifikant höher (p=0.014) als bei den Sportstudierenden.
86,6% aller Befragten gaben an, dass sie eher nicht so gut informiert sind oder sogar fast nichts über das Thema PNE wissen.
73.4% aller Befragten finden PNE nicht oder eher nicht akzeptabel. Zwischen der Akzeptanz des Konsums von Mitstudierenden („Mir ist es egal, wenn andere Substanzen zum Lernen konsumieren“) und dem Wunsch nach universitärer Regulation des Substanzkonsums beim Lernen wurde eine signifikante, stark positive Korrelation (r=0.448 p=0.000) festgestellt. Zwischen der „Einstellung und Akzeptanz“ und dem Wissen über PNE liegt eine signifikante, schwache bis mittlere positive Korrelation nach Pearson vor (r=0.169 p=0.009). Die Non-User haben eine signifikant tiefere Akzeptanz gegenüber PNE als die PNE-User (p=0.003).
Die Gesamtgruppe zeigt eine eher tiefe „potentielle Konsumbereitschaft“, die Mehrheit von 54,7% stimmt einem potentiellen Konsum unter gewissen Umständen eher nicht oder nicht zu. Zwischen der Akzeptanz von PNE und der potentiellen Konsumbereitschaft wurde eine signifikante, starke positive Korrelation (r=0.452 p=0.000) festgestellt. Die „potentielle Konsumbereitschaft“ von PNE-User liegt signifikant (p=0.000) höher als diejenige der Non-User. Auch die potentielle Konsumbereitschaft von Alltagsmittel-Konsumenten liegt signifikant höher (p=0.011) als diejenige der Nicht-Konsumenten.
89.6% der Medizinstudierenden haben bereits einmal rezeptfreie und legale „Alltagsmittel“ für die gezielte Leistungssteigerung im Studium konsumiert, gegenüber 75.4% der Sportstudierenden. Die am häufigsten angegebenen Substanzen waren dabei Koffein- und Teeinhaltige Produkte. 11.6% aller Befragten gaben an, bereits einmal verschreibungspflichtige Medikamente oder illegale Drogen zur gezielten Leistungssteigerung im Studium konsumiert zu haben. Mit Abstand am meisten (70%) wurde dabei Methylphenidat (Ritalin, Concerta) konsumiert.
Diskussion. Die angewendete Forschungsmethode wurde kritisch hinterfragt, um dadurch die daraus entstandenen Resultate etwas zu relativieren. Die Ergebnisse der Studie wurden dann mit den verwandten Studien aus der Schweiz verglichen, wobei auffiel, dass sich die aufgezeigten Tendenzen zur Einstellung und Akzeptanz und dem tatsächlichen Konsum, im Rahmen der bereits veröffentlichten Forschungsergebnisse befinden. Ausserdem wurde erkenntlich, dass die Studie durchaus als Anstoss für weitere „Studienspezifische“ Untersuchungen bezüglich PNE genommen werden kann. Um die Diskussion abzuschliessen wurde schliesslich das Thema PNE vom Autoren reflektiert und durch anregende Gedankenspiele untermalt.
Advisors:Seelig, Harald
Committee Members:Colledge, Flora
Faculties and Departments:03 Faculty of Medicine > Departement Sport, Bewegung und Gesundheit > Bereich Sportwissenschaft > Sportwissenschaften (Pühse)
UniBasel Contributors:Seelig, Harald and Colledge, Flora
Item Type:Thesis
Thesis Subtype:Master Thesis
Thesis no:UNSPECIFIED
Thesis status:Complete
Last Modified:18 Aug 2018 04:30
Deposited On:17 Aug 2018 12:02

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