Kraftverhältnisse der Beuge- und Streckmuskulatur des Rumpfes und der Oberschenkelmuskulatur bei Erstliga-Fussballerinnen und Nachwuchsspielerinnen im Verlauf einer Saison

HintergrundDysbalancen und Kraftdefizite sind mögliche Ursachen von Verletzungen. Mit Hilfe isokinetischer Messungen können Ungleichgewichte der Oberschenkel- und Rumpfmuskulatur sowie seitliche Differenzen analysiert werden. Zusätzlich kann auch das Gleichgewicht einen Einfluss auf das Verletzungsrisiko haben. Referenzdaten für Frauen sind selten und erstrebenswert.Methode49 Fussballerinnen desselben Vereins nahmen an der Längsschnittstudie teil (U16: N=20; U18: N=14; NLA: N=15). Die Oberschenkelmuskulatur wurde mit einem IsoMed-2000 Dynamometer bei 240°/s, 60°/s (konzentrisch) und -30°/s (exzentrisch) getestet. Das Beuger-Strecker-Verhältnis wurde für alle Winkelgeschwindigkeiten und beide Beine berechnet. Die Rumpfmuskulatur (Flexion, Extension, Rotation) wurde isokinetisch (60°/s) und isometrisch gemessen. Der Composite Score des Y-Balance-Tests ergab die Daten für das Gleichgewicht.ErgebnisseMit zunehmendem Alter steigern sich Gewicht und BMI, die prozentuale Fettmasse nimmt ab. Dies spricht für eine Zunahme der absoluten Kraft und wird durch die Analyse der Kraftwerte bestätigt: Die NLA-Spielerinnen haben überall höhere Kraftwerte als die Jugendmannschaften. Alle drei Teams weisen bei allen Winkelgeschwindigkeiten höhere Kraftwerte des Schussbeins vor, wobei die Schere mit zunehmendem Alter auseinandergeht. Die konzentrischen Verhältnisse befinden sich im Normbereich, die gemischten Verhältnisse sind ungenügend. Trotz mehrheitlich guter Gruppenmittelwerte weisen 71.4% aller Spielerinnen eine Dysbalance auf. Die Rumpfkraft und der Y-Balance-Test sind unauffällig.DiskussionUnsere Resultate zeigen, dass die Entwicklung von Schuss- und Standbein über die Altersstufen hinweg ungleichmässig verlaufen kann. Ausserdem leiden mehr als zwei Drittel aller Probandinnen an einem Ungleichgewicht der Knieflexoren und Extensoren. Um verletzungsgefährdete Spielerinnen zu identifizieren, sollten sie regelmässig an isokinetischen Kraftmessungen teilnehmen.