Von der Fremdenlegion zum Viêt Minh: Emil Selhofer, ein Schweizer Überläufer im französischen Indochinakrieg.

Vor Ende des Zweiten Weltkrieges verlässt der Zürcher Matrose Emil Selhofer die Schweiz und tritt in die französische Fremdenlegion ein. Diese führt ihn ins fernöstliche Indochina. Nach drei Jahren in der Fremdenlegion desertiert er 1947 diese unzimperliche Kampftruppe und schliesst sich den vietnamesischen Widerstandskämpfern im Kampf gegen die französischen Kolonialisten an.
Nach seiner Desertion kämpfte Emil Selhofer im «Détachement Tell», eine vietnamesische Kampftruppe bestehend aus ausländischen Soldaten, wo er Leutnant und stellvertretender Gruppenführer wurde.
Einige der Überläufer waren politisch motiviert in die Legion eingetreten, um gegen den Faschismus zu kämpfen und sympathisierten mit dem Kommunismus. Emil Selhofer jedoch war ein Abenteurer, der erst durch seine Arbeit im Propagandabüro der vietnamesischen Armee sich dem Kampf gegen die kapitalistischen Kolonialisten verschrieb. Als China 1949 kommunistisch wurde und der militärische Einfluss auf die vietnamesischen Widerstandskämpfer zunahm, entschlossen sich die Viet Minh die Deserteure, die aus kommunistischen Ländern kamen in ihre Heimatländer zurückzuschicken. Emil Selhofer wollte ebenfalls, wie viele seiner DDR-Kameraden zurück nach Europa. Doch war dies für ihn als Schweizer aus einem nicht-kommunistischen Land nicht möglich. Da begann auch die unermüdliche Suche von Emil Selhofers Mutter, ihren Sohn zurück in die Schweiz zu holen. Emil Selhofers Spur verliert sich jedoch im nordvietnamesischen Dschungel im Jahre 1953, als er vermutlich bei einer Mission ums Leben kam.
Ausgehend von einem reichen Fundus an persönlichen Briefen und Quellen aus Privatarchiven, Archivmaterialien aus Bern, Berlin, Vincennes und Hanoi und Gesprächen mit vietnamesischen Militärkadern wird der Lebensweg von Emil Selhofer rekonstruiert. Die Geschichte von Emil Selhofer erlaubt neue Rückschlüsse auf die Fremdenlegion und die nordvietnamesische Armee, sowie den Einfluss des «Kalten Krieges» auf den Alltag oder die praktischen Auswirkungen des Antikommunismus auf das Handeln Schweizer Behörden.