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Göttliche Natur? Formationen im Erdbebendiskurs der Schweiz des 18. Jahrhunderts

Gisler, Monika. Göttliche Natur? Formationen im Erdbebendiskurs der Schweiz des 18. Jahrhunderts. 2006, Doctoral Thesis, University of Basel, Faculty of Humanities and Social Sciences.

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Official URL: https://edoc.unibas.ch/60136/

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Abstract

Am Ausgang des 18. Jahrhunderts forderte ein anonymer Zeitungsleser anlässlich der Erdbebenserie im Rheintal von 1795/96 die „Naturkenner“ des Landes auf, eine „gemeinverständliche Erklärung der natürlichen Ursachen der Erdbeben“ zu geben. Einige Zeitzeugen – so der Kritiker – behaupteten, „der liebe Gott“ sei schuld an Erdbeben, andere „der leidige Franzos“. Wieder andere interpretierten Erdbeben als Vorboten göttlicher Strafgerichte oder kommender goldener Zeiten. Solche Deutungen konnten, zumal in den Augen des Schreibers, zu einer dienlichen Begründung von Erdbeben allerdings nur wenig beitragen. Zu einem Zeitpunkt also, als Berichte über politische Unruhen und Wirren das Alltagsgeschehen bestimmten, wurde der Ruf nach einer angemessenen Erklärung seismischer Phänomene laut.
Am Ende eines Jahrhunderts, in dem die leibnizsche Philosophie der Welt als beste aller möglichen Welten ebenso präsent war wie die „new science“ und das sich dem Ideal des klaren und deutlichen Erkennens verpflichtet sah, standen eine Reihe verschiedener Annahmen, basierend auf einer Vielfalt kultureller Vorstellungen, zur Deutung von Erdbeben zur Verfügung. Dies wirft die Frage auf, welche Kenntnisse die Menschen im besagten Jahrhundert über Erdbeben hatten, woher dieses Wissen stammte und wozu es diente.
Die vorliegende Studie fragt im Wesentlichen nach der Praxis, aus der Konzepte und Begriffe zur Deutung und Interpretation von Erdbeben hervorgingen, sie fragt nach Verfahren der Wissensgenerierung und nach den Debatten, die geführt wurden. Dabei interessiert die kulturelle Einbettung von Kenntnissen über Erdbeben in einer Epoche, in der die Wissenschaft in verschiedene Domänen des kulturellen Lebens eindrang oder, mit anderen Worten, in der es zu einer Fermentierung von wissenschaftlichem Wissen kam.
Der Arbeit liegt die Hypothese zugrunde, dass im 18. Jahrhundert neben einer wissenschaftlich geformten, aufgeklärten Wahrnehmung theologisch geprägte Auffassungen bestehen geblieben waren, in denen Gott als Schöpfer und Lenker der Welt galt und Erdbeben über eine lange Zeit als Zeichen seiner Providenz interpretiert wurden. Rationalisierungs- und Säkularisierungsprozesse – hier verstanden als Entflechtung von Glaube und Vernunft – verliefen nicht einheitlich, sondern für unterschiedliche soziale Gruppen und Kontexte zeitversetzt. Gerade der Wissenszuwachs bezüglich der Natur und ihrer Phänomene lässt Rückschlüsse auf die zunehmende Hinwendung zur Natur als Bestandteil der menschlichen Lebenswelt zu. In der Arbeit wird untersucht, inwiefern das Wissen über die natürliche Welt auf unterschiedliche Weise kreiert, diskutiert und angewendet wurde. Das Anliegen richtet sich in methodologischer Hinsicht gegen die Vorstellung von Wissenschaft als kultureller Entität und bezieht verschiedene Wissensformen mit ein. Vor allem aber fokussiert die Studie auf eine Perspektive, die nicht in erster Linie von einer Elite, sondern von Durchschnitts-Denkern und ihren Betrachtungen der natürlichen Welt, und hier insbesondere des erklärungsbedürftigen Phänomens Erdbeben, geprägt ist. Diese Gleichzeitigkeit von Deutungsmustern in einem heterogenen sozialen Umfeld erlaubt eine differenziertere Beleuchtung des Verhältnisses von Wissen und Religion beziehungsweise von Wissenschaft und Theologie.
Es waren die Anstrengungen in Zusammenhang mit der Erforschung einer Naturgeschichte der Schweiz, und hier insbesondere des Studiums der Gebirge, welche für das untersuchte Jahrhundert die Gemeinsamkeit der Schweizer Erforschungen der Natur und ihrer Phänomene beschreibt. Diese Diskussionen waren grundlegend und über viele Dekaden von religiösen und rationalen Motiven, gleichsam von einem Ringen um das Verhältnis von Vernunft und Glaube geprägt. Grundsätzlich lässt sich eine enge Beziehung und hohe Loyalität der Akademiker gegenüber der Religion und den herrschenden christlichen Dogmen feststellen.
Die wissenschaftlichen Untersuchungen der Forschenden der schweizerischen Aufklärung fanden denn auch im geistigen Spannungsfeld zwischen aufgeklärter Theologie und christlich begründeter Vernunft statt. Diese Mittelstellung ermöglichte es ihnen, weitgehend unbehelligt und produktiv arbeiten zu können. Wohl hatte Johann Jakob Scheuchzer (1672–1733), der erste hier zu diskutierende Forscher, Eingangs des Jahrhunderts noch mit der Zensur zu kämpfen, dennoch hinterliess er am Ende seines Lebens ein Konglomerat an Datenmaterial, das die Naturgeschichte der Schweiz empirisch abzuschreiten suchte. Seine Erdbebenstudien in Zusammenhang mit den Forschungen zur Geogonie nutzten die Methoden und Instrumente der „new science“, ohne jedoch die göttliche Macht infrage zu stellen. Vielmehr war es Scheuchzers Anliegen, im Zuge einer physikotheologischen Begründung Naturgesetze sowohl aus physikalischer als auch aus moralischer Perspektive zu deuten. Dem leibnizschen „mundus optimus“ verpflichtet, erkannte er im Naturübel eine normative, an die Tugenden der Menschen appellierende und sie zur Vervollkommnung der Schöpfung aufrufende Funktion. Die positive Umdeutung der Naturübel sollte der allgemeinen Furcht vor diesen entgegenwirken, ihnen einen Sinn als Teil eines grösseren Ganzen verleihen, gleichzeitig bereitete sie den Boden, diese zu Studienobjekten zu machen. Ein erweitertes Wissen sollte dazu dienen, angesichts von Erdbeben nicht Schrecken vor der scheinbaren Willkür Gottes, sondern Freude und Andacht über die Weisheit und Schönheit der von Gott geschaffenen Natur zu empfinden. Einem solchermassen formulierten Optimismus stand ein religiös geprägter Pessimismus höchstens dort gegenüber, wo straftheologisch argumentiert wurde. Die Abkehr von der straftheologischen Naturhermeneutik und ihre Umwandlung in eine naturtheologische Konzeption sind bei Scheuchzer zumindest angedeutet und weisen damit den Weg ins neue Jahrhundert.
Vor allem innerhalb seines Korrespondentennetzwerks wurden Scheuchzers Theorien und neuen Erkenntnisse zu Erdbeben diskutiert und ausgearbeitet. Die beteiligten Naturinteressierten und -forscher fokussierten unterschiedliche Erkenntnismomente, ohne bereits in der Lage zu sein, die engeren Zusammenhänge zu durchschauen. Auch Scheuchzer als Zentrum dieses ,seismologischen Kommunikationsnetzes‘ gelang es nicht, die verschiedenen Ansätze in einer konsistenten Theorie zu vereinen. Die unterschiedlichen methodischen Vorgehensweisen der Naturforschenden, und das heisst im vorliegenden Fall der Theologen, Mediziner und Mathematiker, zeigen vielmehr, dass diese weit davon entfernt waren, die Erdbebenforschung als spezifisches epistemisches Feld abzustecken. Vielmehr erstreckte sich das Interesse über die Wissensfelder hinweg, wobei durchaus auch Demarkationslinien gezogen wurden. Verschiedene Themengebiete wurden angeschnitten (Geologie, Tektonik, Wellenbewegungen, Entwicklung von Energie), ohne dass die Herauskristallisierung eines einheitlichen Diskurses gelungen wäre. Johann Jakob Scheuchzer wie auch der Eglisauer Pastor Johann Jakob Hug arbeiteten in erster Linie empirisch und erachteten das Sammeln von Datenmaterial als einzig gangbaren Weg zu mehr Wissen. Im Zentrum ihrer Bemühungen stand neben der Naturerforschung immer auch das Erkennen Gottes aus der Natur. Der aus dem katholischen Luzern stammende Moritz Anton Kappeler sowie der Basler Mathematiker Johannes I Bernoulli führten neben der Datensammlung argumentativ auch Analogien aus Anordnungen und Experimenten an. Aber auch hier spielte das theologische Moment bei der Aushandlung von Wissen über die Natur eine zentrale Rolle. Die Rede von Gottes Handeln wurde mit dem Ereignis schöpfungstheologisch in Übereinstimmung gebracht. Eine Verabschiedung religiöser Vorstellungen zugunsten einer rein mechanistischen Vorstellung von Natur zeichnete sich im Gelehrtendiskurs der Frühaufklärung nicht ab. Dies gilt auch für den populärwissenschaftlichen Diskurs, der noch stärker an der Vorstellung eines anthropomorphen Gottes festhielt, der die Weltübel zu bestimmten Zwecken, vornehmlich zur Belehrung hartnäckiger Sünder, anwandte. Trotz einer sich abzeichnenden Verwissenschaftlichung der Thematik riss die Kluft zwischen Wissenschaft und gesellschaftlichem Diskurs nicht auf, die ,Entzauberung der Welt‘ im Zuge eines Rationalisierungsprozesses fand noch nicht statt.
Das in der Frühaufklärung sich etablierende Konzept des Optimismus prägte als Vertrauen in die Perfektibilität aller Dinge das gesamte 18. Jahrhundert und blieb in säkularisierter Form als Glaube an den geschichtlichen Fortschritt bestehen. Diese Grundstimmung konnten auch die Erdbeben im Jahr 1755, Lissabon im November und Wallis im Dezember nicht trüben, sondern allenfalls partiell erschüttern. Wichtiger Zeitzeuge dieser beiden Geschehen war der Berner Theologe und Naturforscher Elie Bertrand (1713–1797). In seinen Schriften zu den Ereignissen, notabene „das“ Datenkonvolut zum Phänomen Erdbeben im 18. Jahrhundert und dabei sowohl Predigten als auch naturwissenschaftliche Arbeiten umfassend, kommt die durchgängige Bemühung um ein konsistentes Verhältnis von Gott und Natur zum Ausdruck. Für Bertrand gingen die göttliche Schöpfung und die Vorsehung der Fragestellung nach den Erdbebenursachen gleichsam als Axiome voraus und standen nicht zur Debatte. Deutlicher als in den Predigten unterschied Bertrand in seinen naturphilosophischen Schriften die Argumentationsebenen seiner Erdbebendeutungen. Die sekundären Phänomene („causae finales“) sind jedoch auch in seinen naturwissenschaftlichen Schriften letztlich als Ereignis göttlichen Handelns beschrieben. Dabei ergab sich gleichsam eine schiere Notwendigkeit, physikotheologisch zu argumentieren: Zahlreiche empirisch gesammelte Naturbeobachtungen ließen sich nicht mehr länger mit dem Argument der göttlichen Providenz interpretieren. Gleichwohl wollte der gläubige Christ und protestantische Theologe das göttliche Argument nicht auslassen. Damit leistete Bertrand letztlich einer Säkularisierung Vorschub: Insbesondere die Neutralisierung der Natur durch die Physikotheologie erlaubte eine Rahmenerweiterung möglicher Natur(katastrophen)deutungen. Mit der verstärkten Diskussion säkularer Argumente in Zusammenhang mit der Naturgeschichte und der zunehmenden Bedeutung der empirischen Phänomenbeschreibung vor ihrer physikotheologischen Einbindung in einen theologischen Gesamtzusammenhang verabschiedete sich die Naturtheologie allmählich von ihrem eigenen Entwurf.
Die empiriegeleitete, naturwissenschaftliche Forschung des 18. Jahrhunderts bestimmte die theologisch-apologetische Auseinandersetzung mit dem Naturübel maßgeblich mit. Gerade hier wird deutlich, was für die zweite Hälfte des Jahrhunderts bestimmend wurde: Naturtheologische beziehungsweise naturwissenschaftliche Erklärungen liessen sich nicht mehr negieren. Die noch die Frühaufklärung prägende kartesische Philosophie und die weiterhin praktizierte Auslegung antiker Schriften erfuhren im Zuge einer ‚physikotheologischen Wende‘ eine methodische Erweiterung: die empirisch-wissenschaftliche Methode konnte sich auch in einem religiösen Umfeld behaupten und zu einer säkularisierten Wissenschaft beitragen. Folgerichtig machten Schweizer Geistliche Erdbeben zum Thema ihrer Predigten. Es war wesentliche Aufgabe der Theologen, die Zeichen Gottes zu dechiffrieren, um sowohl den Gottesfürchtigen als auch den Ungläubigen den rechten Weg zu weisen. Insbesondere die Trennung der „prima causa“ von sekundären Ursachen, wie sie Bertrand vorgezeigt hatte, erlaubte es nun, physikalische Erklärungen in die Kanzelreden einzuflechten, ohne dass damit Gott seiner Wirkungsmächtigkeit enthoben worden wäre. In den Predigten wurden solche Integrationsbemühungen mit dem Verweis auf die Warnung Gottes im Erdbeben und der damit einhergehenden Ermahnung zur Besserung verbunden. Das Spektrum reichte von physikotheologischen und (fortschritts-)optimistischen Betrachtungen bis zur absoluten Aberkennung physikalischer Erklärungen und einer ausschliesslichen Fokussierung auf die Providenz. Diese Vielfalt der Deutungsmuster verweist auf Antworten, die der Protestantismus auf die semantischen Umdeutungen schöpfungstheologischer Wahrheiten, die die Instrumente der neueren wissenschaftlichen Entwicklungen zur Verfügung stellten, bereit hielt.
Mit den Ereignissen von 1755 zeichnete sich eine unaufhaltsame Verschiebung der Diskursformationen des 18. Jahrhunderts ab. Die aufgeklärte Gesellschaft begann sich in einer Welt einzurichten, in der von physikalisch erklärbaren Ereignissen die Rede sein konnte, ohne dass damit die Themen Sünde und Schuld „ad acta“ gelegt worden wären. Mit dem physikotheologischen Aufweis der Sinnhaftigkeit der natürlichen Vorgänge für den Menschen konnte der Glaube an Harmonie und Zweckmäßigkeit des göttlichen Weltplans in die zweite Jahrhunderthälfte hinübergetragen werden. Die zerstörerische Gewalt eines Erdbebens wurde gleichsam physikotheologisch „neutralisiert“, indem auf die natürlichen und moralischen Absichten des Schöpfers hingewiesen wurde. Neue wissenschaftliche Beschreibungssysteme wie die Geologie konnten heranreifen, ohne dass damit eine theologische Deutung von Naturereignissen vollständig zum Verschwinden gebracht worden wäre.
Von den antiken Denkern überlieferte und vor allem im 17. Jahrhundert erweiterte Erklärungen konnten noch die Frühaufklärer überzeugen, nach der Jahrhundertmitte jedoch wendete sich das Blatt. Deutlich trat – ablesbar zum Beispiel aus Albrecht von Hallers Korrespondenz – eine epistemische Verunsicherung und eine Tendenz zu Pessimismus und zur Aussichtslosigkeit zutage, in angemessener Zeit neue Erkenntnisse zu erhalten. Wohl als Antwort auf diese Krise wurden dann Erdbeben vor dem Hintergrund der Elektrizitätslehre reflektiert.
Um den Nachweis eines solchen Zusammenhangs bemühte sich insbesondere der Genfer Gelehrte Horace-Bénédict de Saussure (1740–1799). Seine Arbeiten zur Formation der Alpen und die in diesem Kontext angestellten Überlegungen zu Erdbeben zeugen von einem wissenschaftlichen Vorgehen, das sich maßgeblich von den Vorgängerprojekten unterscheidet, nicht lediglich in inhaltlicher, sondern insbesondere in methodischer Hinsicht. Die nach 1750 geschaffenen Voraussetzungen für eine verstärkte disziplinär verfahrende Wissenschaft bildeten die Basis für Saussures Arbeit. Seine Anerkennung der Grenzen wissenschaftlichen Arbeitens sowie sein Bestreben, das methodische Instrumentarium zu verfeinern, schufen ihrerseits gleichsam das Fundament für ein säkularisierteres Verständnis von Wissenschaft. Saussure interessierte sich für Erdbeben vor allem im Zusammenhang mit der Entstehung der Berge. Im Zuge seiner Beschäftigung mit der franklinschen Elektrizitätslehre kam er zum Schluss, dass es sich bei Erdbeben um elektrische Entladungen handeln musste.
Die Krise in Zusammenhang mit den Hypothesenbildungen ging einher mit einer epistemologischen Wende: Stand die Beweisführung Gottes in der Natur weder für Bertrand und schon gar nicht für die Frühaufklärer zur Debatte, so forderte Saussure spätestens ab den 1770er Jahren einen ‚disziplinengerechteren‘ Zugang zur Naturerkenntnis. In seiner Argumentation schloss der Genfer Gelehrte theologische Implikationen vollständig aus. Zugunsten einer stärkeren Disziplinierung und einer methodischen Verfeinerung wissenschaftlicher Praxis forderte er eine Ausgliederung der Religion aus dem wissenschaftlichen Diskurs. Seine Aufmerksamkeit war nunmehr dem Problem gewidmet, was es eigentlich heisst, wissenschaftliche Erkenntnisse zu produzieren, und was zu tun sei, um diese zu erlangen. Die Säkularisierung wissenschaftlichen Wissens, wie sie Saussure vorantrieb, ging gleichsam mit einer Ausdifferenzierung der Erkenntnispraxis einher. Der Genfer war bestrebt, die Wissenschaft für die Wissensproduktion verfügbar zu machen, anerkannte dabei aber gleichermaßen deren Grenzen und Unsicherheitsfaktoren. Seine wissenschaftlichen Anstrengungen strebten eine Diversifizierung der Methoden und Praktiken an. Der teleologische Ansatz wurde aufgegeben; physikotheologische Konzepte hatten ausgedient.
Solche säkularen Argumente gegen Ende des Jahrhunderts zogen aber gleichsam eine Desemantisierung von Natur mit sich. War Natur ursprünglich nicht ausschließlich Forschungsgegenstand, sondern Zeugnis des allmächtigen Gottes, so ging mit der Verwissenschaftlichung des Themas eine Neubewertung moralischer Fragen einher: In der Erdbebendeutung wurde die Frage der Moralität immer stärker dem Realisationsort göttlichen Handelns und damit der Theologie zugeordnet. Dies änderte entscheidend das Verhältnis von Wissenschaft und gesellschaftlichem Diskurs. Wenn Wissen Glaubwürdigkeit erlangen sollte, galt es, die Kenntnisse, Überzeugungen und Erfahrungen erfolgreich zu vermitteln. Interessierte wie auch von Erdbeben Betroffene verschlossen sich jedoch zunehmend neuen Theorien. Die von Saussure entwickelten Ansätze fanden in späteren Erdbebenbeobachtungsberichten keine Resonanz mehr. Eine sinnentleerte Konzeption von Natur erreichte das Publikum ganz offensichtlich nicht mehr.
Advisors:von Greyerz, Kaspar
Faculties and Departments:04 Faculty of Humanities and Social Sciences > Departement Geschichte > Ehemalige Einheiten Geschichte > Geschichte der frühen Neuzeit (von Greyerz)
UniBasel Contributors:Von Greyerz, Kaspar
Item Type:Thesis
Thesis Subtype:Doctoral Thesis
Thesis no:UNSPECIFIED
Thesis status:Complete
Last Modified:05 Apr 2018 17:37
Deposited On:06 Feb 2018 11:24

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