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Die Dialektik von πολυπραγμοσύνη und ἀπραγμοσύνη. Die athenische Demokratie in den Komödien des Aristophanes und in Platons Politeia

Bierl, Anton. (2017) Die Dialektik von πολυπραγμοσύνη und ἀπραγμοσύνη. Die athenische Demokratie in den Komödien des Aristophanes und in Platons Politeia. In: Der Vieltuer und die Demokratie. Politische und philosophische Aspekte von Allotrio- und Polypragmosyne. Basel, pp. 31-55.

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Official URL: http://edoc.unibas.ch/52731/

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Abstract

Fremd- und Vieltuerei, griechisch Allotrio- und Polypragmosyne, bilden ein Begriffspaar, das auf das 5. Jahrhundert v. Chr. zurückgeht. Es wird damit eine Form von gesteigerter Aktivität umrissen, die unmittelbar die gesellschaftliche Ordnung tangiert. Wer sich in dieser Art verhält, dem wird nachgesagt, hyperaktiv zu sein und sich in fremde Angelegenheiten einzumischen. Die psychische Disposition des Polypragmon gilt dabei als Ursache für Unruhe, Imperialismus und die Herausbildung demokratischer Verhältnisse In diesem Beitrag wurde die dialektische Verschränkung der beiden Kampfbegriffe in den Blick genommen, die für den politischen Diskurs Athens während des Peloponnesischen Kriegs (431–404 v. Chr.) und in den Jahren davor und danach, also von ca. 445 bis 370 v. Chr. von höchster Aktualität war. Aristophanes lässt seine komischen Experimente der grotesken Verzerrung auf dem Ausspielen der gegensätzlichen Positionen und Urteile zu diesem Begriffspaar in immer neuen Konstellationen basieren. Es ist allerdings zu kurz gegriffen, aufgrund isolierter Stellen Aristophanes als Antidemokraten abzustempeln. Er ist vielmehr ganz und gar ein Vertreter der urdemokratischen Gattung, für die es zentral ist, die Fundamente der Ordnung stets neu kritisch auszuleuchten. Platon greift als aristokratischer Philosoph und Dichter gerade auch wegen Aristophanes’ vermeintlich feindlicher Haltung der polypragmosyne gegenüber auf dieses komische Vorbild zurück. Damit schafft Platon selbst wiederum eine gebrochene Haltung gegenüber seinem Modell, so dass einige Kritiker wie Leo Strauss den Staatsentwurf gar als Anti-Utopie bewertet haben, die er eigentlich nie umzusetzen gedachte. Platon setzt gerade das radikale komische Hinterfragen der politischen Grundpfeiler in der Alten Komödie in der Politeia ein, um spielerisch seine utopische Konstruktion ähnlich Aristophanes gleich wieder zu dekonstruieren und ironisch doch den Leser im ethischen Sinne zum Denken anzuregen.
Faculties and Departments:04 Faculty of Humanities and Social Sciences > Departement Altertumswissenschaften > Fachbereich Gräzistik > Griechische Philologie (Bierl)
UniBasel Contributors:Bierl, Anton F.H.
Item Type:Book Section, refereed
Book Section Subtype:Further Contribution in a Book
Publisher:Colmena
ISBN:978-3-906896-01-4
Series Name:Colmena Philosophica
Issue Number:I
Note:Publication type according to Uni Basel Research Database: Book item
Last Modified:20 Apr 2018 13:35
Deposited On:07 Sep 2017 15:12

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