Landwirtschaftlicher Strukturwandel und Pflanzendiversität im Urserntal (UR)

Die massiven Veränderungen in der Berglandwirtschaft in den vergangenen Jahrzehnten haben Auswirkungen auf die Vegetation der bewirtschafteten Flächen. In der vorliegenden Studie werden anhand der Nutzungsgeschichte des Urserntals (UR) die Effekte des landwirtschaftlichen Strukturwandels auf die Pflanzendiversität abgeschätzt. Im Verlauf des 20. Jahrhunderts verschwand die traditionelle Nutzung, welche durch ein räumlich differenziertes und vielfältiges Muster an Nutzungszonen gekennzeichnet war. Nutzungsformen wie das Wildheuen und Brennstoffsammeln wurden aufgegeben. Diese Entwicklung führte zu einem Verlust an Habitatvielfalt. Zudem ist eine Polarisierung bei der Bewirtschaftung festzustellen. Auf einigen Flächen wurde die Nutzung intensiviert, auf anderen wurde sie aufgegeben. Nährstoffliebende Arten, Arten mit einem breiten ökologischen Spektrum sowie – besonders sichtbar – Grünerlengebüsche (Alnetum viridis) profitierten von dieser Entwicklung während sich die Bedingungen für Pflanzen magerer Wiesen markant verschlechterten. Es ist deshalb für Ursern von einem Rückgang der Pflanzen- und damit einhergehend der gesamten Biodiversität auszugehen.  Die relativ detaillierte Rekonstruktion der Nutzungsentwicklung über einen Zeitraum von 100 Jahren beruht auf der Analyse einer breiten Palette historischer Quellen. Wesentliche Teile des Materials stammen aus dem Archiv der Korporation Ursern, die über 90 Prozent der Flächen im Tal besitzt und dafür die Nutzungsregeln festlegt.